Wir hatten einen langen, langen Tag hinter uns, als wir irgendwann in "Mondoñedo" ankamen.
Es hatte extrem viel geregnet, wir waren teilweise mit dem Bus gefahren, teilweise getrampt, aber obwohl alles nass und kalt war, waren wir guter Stimmung.
Unser Plan war in der Herberge einzuschecken, unser Gepaeck irgendwo fuer eine Woche unterzubringen, am naechsten Tag mit dem Bus nach Cadavedo zu fahren und dann los zu laufen!
Wir hatten unser Geld schon bezahlt und unseren Stempel schon bekommen, da fiel auf, dass unser Plan so nicht aufgehen wuerde. Denn es fuhr nur ein einziger Bus am Tag nach "Cadavedo" und zwar spaet Abends! Ausserdem konnten wir unser Gepaeck nicht in der Touristeninformation lassen...
Man entwickelt eine unglaubliche Problemloesefaehigkeit auf solchen Reisen und wieder einmal standen wir da und entwickelten innerhalb weniger Minuten einen komplett neuen Plan.
Erst fragten wir in der Bibliothek nach ob wir unser Gepaeck fuer eine Woche dort unterstellen koennten, auch fuer Geld. Aber sie sagten Nein.
Dann gingen wir einfach in das naechste oeffentliche Gebaeude das wir fanden - es war die "Allianz" Versicherung genau gegenueber. Erst verstanden sie nicht was wir sagen wollten, also setzte sich die Frau an ihren Computer und uebersetzte alles mit "Google Translator"!
Schliesslich liessen wir unser Gepaeck fuer eine Woche kostenlos bei der Allianz-Versicherung im Hinterzimmer, unter einer Bedingung - sie uebernahmen keine Versicherung dafu.
Auch fuer das Problem mit dem Bus fand sich eine Loesung.
Wir bekamen unser bezahltes Geld fuer die Nacht wieder und fuhren mit dem letzten Bus zumindest ein Stueck des Weges zurueck. Die Herberge in "Ribadeo" war dann zwar eigentlich schon fuer die Nacht geschlossen, aber der Mann in der Touristeninformation rief dort an und sie hinterlegten einen Schluessel fuer uns.
Der Busfahrplan - sehr gut zu lesen! |
Am naechsten Morgen fuhren wir das letzte Stueck nach "Cadavedo" und unsere kleine Wanderung konnte beginnen!
Unser Start in Cadavedo! |
Als wir mit dem Bus in Cadavedo ankamen, regnete es einmal mehr in Stroemen und wir kehrten in eine Gaststaette ein, um Cappucino und heisse Schokolade zu trinken.
Dort kam er dann zu uns, ganz unerwartet und leise - Pascal aus der Schweiz.
Er sass einfach dort und ass sein Fruehstueck. Ein 36-Jaehriger auf einem langen, langen Weg, zu Fuss durch die verschiedensten Laender, begonnen in der Schweiz, immer dem gelben Pfeil folgend.
Er sass einfach dort und ass sein Fruehstueck. Ein 36-Jaehriger auf einem langen, langen Weg, zu Fuss durch die verschiedensten Laender, begonnen in der Schweiz, immer dem gelben Pfeil folgend.
Langsam kamen wir ins Gespraech, tauschten unsere Lebensgeschichten aus und wir luden ihn ein, doch ein Stueck mit uns zu laufen. Er sagte ja.
Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass Pascal unser treuester Reisebegleiter werden wuerde.
Pascal aus der Schweiz, wir liefen die ganze Woche mit ihm den Jakobsweg! |
Ich hatte auch gar nicht gewusst, dass man das Jakobsweg Laufen ersteinmal ueben muss!
Natuerlich ist es nicht allzu schwer sich zurecht zu finden, aber als wir den ersten Pfeil auf der Strasse entdeckten, den wir ohne Pascal einfach uebersehen haetten, war ich hin- und weg!
Das war ja wie Ostereiersuchen!
Links zur "Albuerge" (Herberge), Rechts der "Camino" (Weg) |
Ich entwickelte eine unglaubliche Freude darin, an jeder Ecke den kleinen gelben Pfeil oder die Jakobsmuschel zu entdecken und wurde schon richtig aufgeregt, noch bevor ich ueberhaupt an einer Strassenkreuzung angelangt war - wo wuerde sich der kleine Pfeil wohl diesmal verstecken?
Es erforderte Konzentration darauf zu achten. War man zu tief ins Gespraech vertieft und achtete nicht jede Minute darauf wo man lang lief, ging man vielleicht geradeaus weiter, wo man haette abbiegen sollen.
Pascal war unser Lehrer und erklaerte uns, dass der Jakobsweg meist dort war, wo auch Kirchen waren und wenn wir etliche Hundert Meter lang kein Zeichen entdeckten, waeren wir besser daran umzukehren, als ewig in die vielleicht falsche Richtung weiter zu laufen.
Symbolischerweise hatte es zwar geregnet als wir in Cadavedo angekommen waren - aber als wir unseren Jakobsweg starteten, schien auf einmal die Sonne! Mindestens eine Stunde lang genossen wir die Waerme, bevor der Regen losging.
Unterschiedliche Orte am Jakobsweg |
Wow, so viel Regen hatten wir lange nicht erlebt. Das Gepaeck wurde eingepackt mit einem Regencape, wir trugen Regenjacken und Regenhosen, die Kapuzen auf dem Kopf. Irgendwann verwandelte sich der Feldweg in einen Fluss - wenigstens brauchten wir uns nun keine Gedanken mehr ueber nasse Fuesse machen, denn es war sowieso alles nass, daran konnten wir nichts aendern. Unsere positive Stimmung war hingegen ungetruebt.
Ueberall Regen - der Weg verwandelte sich in einen Fluss |
Noch bevor wir in "Luarca" ankamen, wo wir ueber Nacht bleiben wuerden, bogen wir vom Jakobsweg ab und liefen einfach ein Stueck des Weges an der Kueste entlang. Uns ging es nicht darum, immer auf dem "richtigen" Weg zu laufen und schnellstmoeglich anzukommen. Wie man so passend sagt - der Weg ist das Ziel. Es war ein Gedanke, der mich von Anfang an gestoert hatte, wenn ich vom Jakobsweg hoerte - viele Menschen laufen genau denselben Weg, ohne je davon abzukommen. Aber ich sehe doch so gerne das Nebenan, die Nebensaechlichkeiten im Leben, Umwege sind oft die interessantesten Wege!
Abstecher an die Kueste |
Aber am Ende ist es ganz einfach - Jeder geht seinen eigenen Weg, egal wo er oder sie startet, egal wie weit er oder sie laeuft und egal ob man den direkten Weg oder den Umweg waehlt - irgendwann wird man irgendwo ankommen, wo auch immer das sein wird.
"Camino" heisst "Weg" |
Als wir nach ungefaehr 15 km in "Luarca" ankamen, bot sich uns ein wunderschoener Blick ueber den kleinen Ort.
Wir waren ja schon einmal hier gewesen, um mit dem letzten Bus nach "Mondoñedo" weiter zu fahren. Sabs hatte dabei kurz die Herberge gesehen und in diesem Moment war sie ihr sehr kalt und unfreundlich erschienen. Unsere Hoffnungen waren deshalb nicht sehr hoch, heute Nacht eine schoene Unterkunft zu finden.
Doch wir waren nicht einmal richtig eingetreten, da lachten uns schon 4 junge, froehliche Pilger an, die sich wegen des Regens einen Tag Auszeit gegoennt hatten und einen Film schauten.
Es war schoen auf andere Menschen zu treffen, das Leben in den Herbergen ist echt besonders!
Es gab warmes Wasser, bunte Bettlaken, Waescheleinen fuer die nassen Sachen und sogar Zeitungspapier um die Schuhe auszustopfen!
Jeden Abend liess ich das heisse Wasser auf meine Haut prasseln, bis sie sich feuerrot faerbte.
Nicht einen anderen Wunsch haette ich in diesem Moment gehabt. Das Leben war einfach perfekt, unter dieser heissen Dusche, nach einem ganzen Tag der Kaelte und Naesse. Einfache Dinge bekommen auf einmal einen unglaublichen Wert.
Eine echt schoene Herberge in "Luarca" |
Ein Kiwibaum! |
Am naechsten Morgen ging es weiter.
Pascal schloss sich uns fuer einen weiteren Tag an und gemeinsam waren wir eine unglaublich entspannte Dreier - Gruppe, die taeglich als Letzte aufstanden, die noch fruehstueckten obwohl Andere schon laengst auf dem Weg waren und die am Tag ca. 15 km liefen, waehrend Andere 30 zuruecklegten.
Auf in einen froehlichen, neuen Tag, voller Abenteuer und Regen! |
Immer wieder konnte man sein Wasser am Weg auffuellen. |
Ein Fussballfeld direkt neben der Kirche! |
Werbung am Wegesrand fuer Essen und Trinken im Restaurant im naechsten Ort |
Wieder regnete es die meiste Zeit, aber das schien keinem Pilger etwas auszumachen. Jeder war mittlerweile daran gewoehnt, alle paar Minuten die Regensachen an- und auszuziehen, damit man nicht zu nass, zu warm oder zu kalt wurde.
Danke an irgendeinen Pilger, fuer diesen selbst gebauten Pfeil! |
Irgendwo am Wegesrand |
Warum sitzen die Schnecken denn nur immer genau da? Ich habe es so oft beobachtet. |
Wer findet die Toilettenspuelung? |
Die Frau von der Herberge sammelte Feuerzeuge, die alle von der Decke in dem Raum hingen, in dem wir uns anmelden mussten.
Feuerzeugsammlung |
Es war ein schoener Raum, aber bald kam heraus, dass hier gar nicht die Herberge war. Wir mussten noch ca. 10 Minuten weiter laufen und trafen dabei auf ein Paar, das wir gestern in der Herberge kennen gelernt hatten. Sie wuerden zelten.
Der gelbe Pfeil zeigt den Weg! |
Sabs und Pascal hatten noch nicht genug vom Laufen und gingen in den naechsten Ort. Pascal wollte noch einmal etliche Kilometer laufen, um heute noch in der naechsten Herberge anzukommen. Unsere Wege wuerden sich also trennen.
Ich blieb alleine zurueck und schaute mir den winzigen Ort an.
Irgendwann war ich wieder zurueck in der Herberge und sie war nicht sehr gut. Ein grosser, kalter Raum, ohne Kueche, ohne Geschirr, dreckig, das warme Wasser war alle und auch das Licht ging anfangs nicht. Da sass ich im Dunkeln und konnte die Rueckkehr von Sabs gar nicht erwarten, alleine erschien das alles hier noch duesterer!
Aber irgendwann stand nicht nur Sabs in der Tuer, auch Pascal hatte sich entschieden, noch weiter mit uns zu reisen und war zurueck gekommen!
Meine Freude darueber war riesig, er gehoerte doch jetzt zu unserer kleinen "Camino-Familie"!
Am naechsten Tag wurden wir von einem aelteren Mann geweckt, der, die Zigarette im Mund, lieblos die Raeume ein klein wenig putzte. Viel half das nicht, selbst der Rauch setzte sich wieder ueberall ab, er wollte wohl einfach den Schein waren. Wir mussten gehen.
Das erste Stueck ging direkt an der Strasse entlang, ja, auch das kommt immer wieder vor.
Wir verschoenerten uns die langweiligeren Strecken gewoehnlich mit Liedern oder Assoziationsspielen.
Dafuer wurde es spaeter umso schoener! Wir hatten uns wieder fuer einen "Umweg" an der Kueste entlang entschieden und wurden wahrlich belohnt.
Diese Herberge war sehr dreckig und kalt. |
Meine Freude darueber war riesig, er gehoerte doch jetzt zu unserer kleinen "Camino-Familie"!
Am naechsten Tag wurden wir von einem aelteren Mann geweckt, der, die Zigarette im Mund, lieblos die Raeume ein klein wenig putzte. Viel half das nicht, selbst der Rauch setzte sich wieder ueberall ab, er wollte wohl einfach den Schein waren. Wir mussten gehen.
Das erste Stueck ging direkt an der Strasse entlang, ja, auch das kommt immer wieder vor.
Wir verschoenerten uns die langweiligeren Strecken gewoehnlich mit Liedern oder Assoziationsspielen.
Der Jakobsweg geht an der Strasse entlang. |
Kleine, schoene Ortschaften! |
Irgendwann beschlossen Sabs und Pascal auch noch Schwimmen zu gehen, bei der Kaelte! Die Wellen waren so hoch, dass sie einem richtig Respekt einfloessten.
Wieder kamen wir in einer Herberge an und Diese war tatsaechlich schoen. Einen Herd hatte es noch nie gegeben, und auch heute mussten wir wieder auf Mikrowellenessen zurueckgreifen, aber das Wasser war warm und die Betten ohne Floehe.
Gemeinsames Abendbrot |
Wie jeden Tag hatte es auch heute viel geregnet. Meine Schuhe sind recht einfach hergestellt und nicht wasserdicht, also hatte ich eine Technik entwickelt, um die Fuesse warm zu halten. Trocken war sowieso unmoeglich, dass schafften nicht einmal die Wanderschuhe der Anderen.
Jeden Tag zog ich anstatt von Socken, Plastiktueten an die Fuesse!
Auch wenn sie am Abend kaputt sein wuerden, es war nicht unbequem und hielt wirklich warm! Das die Schuhe ueber Nacht trocknen wuerden, war unmoeglich. Der Moment am Morgen, wenn ich wieder in die nassen Schuhe hinein kriechen musste, war immer etwas unangenehm.
Plastiktueten halten waermer als nasse Socken. Ich wendete diese Technik ueber mehr als 3 Wochen jeden Tag an, weil es immer regnete. |
Ein Friedhof |
Herbst... |
Der Kuestenweg am naechsten Tag war vielleicht der Unglaublichste.
Riesige rot-braune Felsen, mit riesigen Wellen, die dagegen schlugen.
Bei diesem Naturphaenomen wurden wir fuer eine Weile alle drei sprachlos, jeder genoss einfach nur den Augenblick.
Wenn man bewusst darauf achtet, findet man immer wieder kleine Zeichen fuer den Jakobsweg...
Die Jakobsmuschel... |
"Buen Camino" bekommt man immer und immer wieder von netten Spaniern und anderen Pilgern zugerufen, es bedeutet "guten Weg!" |
Wir waren noch Mittendrin, in unserer kleinen Blase aus Ruhe, Entspannung und Ergriffenheit, da erreichten wir den letzten Ort fuer heute. Noch bevor ich ueberhaupt registrieren konnte, dass wir fast da waren, sahen wir auf einmal diese Bushaltestelle und darin sass ein Mann neben einem Fahrrad ohne Pedalen, vollgepackt mit Taschen und Tueten, vor dem Lenker ein kleiner Kaefig.
Neben ihm sass eine winzig kleine Katze, eigentlich noch viel zu klein, um von der Mutter getrennt zu sein! Aber er hatte Gesellschaft fuer den Jakobsweg gesucht und diese Katze geschenkt bekommen. Jetzt reiste sie mit ihm und lebte vorne auf dem Fahrrad in einem Korb.
Neben ihm sass eine winzig kleine Katze, eigentlich noch viel zu klein, um von der Mutter getrennt zu sein! Aber er hatte Gesellschaft fuer den Jakobsweg gesucht und diese Katze geschenkt bekommen. Jetzt reiste sie mit ihm und lebte vorne auf dem Fahrrad in einem Korb.
Ein ulkiger Mann, der den Jakobsweg auf einem Fahrrad ohne Pedalen und in die Gegenrichtung zurueckgelgt. Als Begleiter gegen die Einsamkeit, hat er eine kleine Katze dabei. |
Schon vollkommen sprachlos von dieser ersten Person, die uns aus unserer "Einsamkeitsblase" herausholte, wurde das Ganze nun noch verrueckter. Hatten wir doch gedacht alleine zu sein, kam von hinten auf einmal ein vollkommen ueberraschendes Zweier-Gespann auf uns zu. Mir fiel ein junger Mann auf, mit langen Haaren, einem grossen Bart, einem Rucksack auf dem Ruecken, ueberall Zeug daran und einem Holzstock zum Laufen in der Hand.
Noch unglaublicher war aber die winizige Frau neben ihm, seine Mutter. Sie kam, fragte woher wir kommen und schon wollte sie weiter gehen. Dann blieben sie doch eine Weile bei uns stehen und wir fanden heraus, dass die Frau 72 Jahre alt ist und den Jakobsweg ueber etliche Hundert Kilometer laeuft!
Mutter und Sohn laufen den Jakobsweg zusammen, auch mit 72 Jahren geht das noch. |
"Pepa", die 72-Jaehrige, hatte nicht nur Einen Regenschirm dabei, sondern gleich zwei, wovon sie uns gleich einen anbot. Sie hatte eine Rolltasche, die sie hinter sich herzog, voll mit Essen und leeren Dosen, nur fuer den Fall der Faelle.
Auch ein paar leere Plastikbecher waren darunter, man konnte ja nie wissen. Ueber ihrem Arm hingen zwei Plastiktueten, voll mit allem moeglichen, dass man eventuell gebrauchen koennte.
Als mich die spanische Frau dann auch noch in perfektem Englisch ansprach, war ich wirklich sprachlos ueber ihre Erscheinung. Sie hatte jahrelang auf Tasmanien in Australien gelebt, dort, wo auch ich schon einmal gewesen war!
Ein lustiges Gespann |
Jetzt waren wir schon zu Fuenft unterwegs, auf unserem letzten Weg zur Herberge! Und da kamen ganz ploetzlich auch noch zwei Italiener von hinten angelaufen! Wo kamen denn auf einmal diese ganzen Pilger her, warum hatten sie uns am Tag noch nicht eingeholt und kamen alle im selben Moment?
Also liefen wir zu Siebt weiter und meine Freude war unbegrenzt. Es war so schoen, auf andere Menschen zu treffen! Einer der unglaublichsten Momente meiner Reise.
Die Herberge fuer die Nacht |
Die Aussicht |
Die Italiener fingen an auf ihrem Campinkocher zu kochen, die Spanier machten einen Salat, Einer fing an auf einem Eimer zu trommeln, ein Anderer wurde massiert, die Naechsten lagen einfach nur im Bett und schauten dem ganzen Durcheinander zu. Die Mikrowelle gab bei solch einem Trubel den Geist auf, jeder steuerte ein kleines Stueck seiner Persoenlichkeit bei und wir waren eine unglaublich lustige Runde!
Endlich Leben in der Herberge - 10 Leute, die sonst zu zweit unterwegs waren, hatten sich hier zufaellig auf ihrem Weg getroffen. |
Sabs und ich warteten bis der Regen aufhoerte, dann machten wir uns kurzzeitig mit der 72 - Jaehrigen und ihrem Sohn auf den Weg.
An der naechsten Kreuzung hielt die Mutter an und schaute auf ihre Karte, dann ging sie rechts weiter. Ich war mir sicher, dass Zeichen links gesehen zu haben und schwor darauf, aber trotz allem gingen Mutter und Sohn nach rechts.
Der immer lachende Sohn sagte nur, seine Mutter haette ihren eigenen Weg und irgendwann wuerden auch sie ankommen.
Diese Begegnung machte mich unglaublich nachdenklich und wir unterhielten uns am selben Abend noch lange darueber. Er sagte, dies waere der Jakobsweg seiner Mutter und sie wuerde schon ihren Weg finden.
Wie bewundere ich seine Geduld! Er tat so viel fuer seine Mutter, lief einfach mit, egal wohin. Auch wenn er wusste, dass dies der "falsche" Weg war und sie erst viele Stunden nach uns in der Herberge ankommen wuerden.
Jeder laeuft eben seinen eigenen Weg, der eine schnell, der andere langsam,
der eine geradeaus, der andere im Kreis. Und jeder kommt irgendwann, irgendwo an. Trotz allem werden Alle in dieser Pilgergemeinschaft genauso anerkannt, egal, wie man seinen Weg auch laeuft.
Der gelbe Pfeil zeigte tatsaechlich in die Richtung, in die ich gewollt hatte. Und auch wenn ich mir nun, trotz allem, nicht mehr sicher war, ob es deshalb auch der "richtige" Weg war, liefen Sabs und ich in die angegebene Richtung.
"Pascal, wo bist du??"
Denn wir hatten uns verlaufen - waren wir ja jetzt ganz alleine dafuer verantwortlich, die kleinen gelben Pfeile und Muscheln zu finden.
Scheinbar zeigte der Pfeil auf ein Fussballfeld und wir liefen zielstrebig darauf zu. Dann liefen wir einmal komplett im Kreis um das Feld herum, erwarteten in jeder Ecke einen Pfeil zu entdecken, aber irgendwann waren wir wieder vorne und hatten nicht einen kleinen, gelben Flecken gefunden!
Ganz links ist ein Pfeil auf der Mauer, scheinbar zeigt er zum Fussballfeld. Der Weg geht allerdings davor entlang, was auffallen wuerde, wenn das Tor geschlossen ist. |
Wie viele Pilger diese Katze wohl schon gesehen hat? Pilger bedeutet uebrigens Fremdling, Fremder. |
Trotz allem freuten wir uns riesig als wir in "Ribadeo" ankamen, oben auf der Bruecke standen und unten, noch als kleine Punkte, unsere Freunde vor der Herberge sitzen sahen.
Nach so viel Regen schien fuer einen Moment die Sonne und ich werde nie das Bild vergessen, wie sie vor der Herberge auf ihren Isomatten lagen und sassen, erzaehlten, entspannten, und ein junger, uns noch unbekannter Mann, dabei mit Zitronen jonglierte.
Das war der Moment, in dem unsere kleine "Camino-Familie" vollstaendig wurde. Wir wuerden noch die ganzen letzten Tage mit ihnen verbringen.
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