Am naechsten Tag sassen wir also wieder auf der Faehre Richtung Festland, aber in Gedanken und Gefuehlen waren wir Beide noch bei diesen letzten zwei Tagen in "Santanyi". Es dauerte einige Zeit, bis das Gefuehl in mir nachgelassen hatte, dass ich gerne laenger an diesem Ort geblieben waere und Abschiede mir nicht immer leicht fielen.
Nichtsdestotrotz warteten auf der Faehre schon die naechsten netten Menschen auf uns - stundenlang unterhielten wir uns mit Bonni und Burki, zwei junge Deutsche auf Weltreise, die eine Weile auf Mallorca geblieben waren.
Zurueck in Valencia tranken wir noch einen Kaffee zusammen, dann machten die Beiden sich auf zu ihrem Couchsurfing-Host. Wir wollten uns das Hostelgeld sparen und fuhren mit der Metro ein Stueck aus dem Zentrum hinaus, dorthin, wo wir vorher mit der oesterreichischen Freundin gewohnt hatten.
Nur das wir diesmal nicht in eine Luxuswohnung gingen, sondern es uns gleich im Park neben der Metrostation gemuetlich machten.
Schlafplatz fuer die Nacht |
Alles wieder aufraeumen und trocknen... |
Am naechsten Tag fuhren wir mit dem Bus in den Nationalpark "Albufera", suedlich von Valencia.
Wir hatten ziemlich gute Vorstellungen davon, waren aber ein wenig enttaeuscht. Dafuer, dass es unglaublich viele Regeln gab, lag dort sehr viel Muell und in dem kleinen See den wir fanden, befanden sich viele tote Fische!
Das nenne ich mal Regeln! |
Trotz allem hatten wir eine gute Zeit und liefen ein paar Stunden durch den Wald.
Sabs hatte einen Hula Hoop Reifen gefunden und wollte ueben.
Da wir einem Polizeiauto begegneten und die Strafen fuer Wildcampen im Nationalpark doppelt hoch waren, beschlossen wir heute Nacht auf einem Campingplatz zu uebernachten. Wir hatten eine kleine Karte auf der 2 Strassen eingezeichnet waren und liefen immer in die angegebene Richtung. Irgendwann sahen wir einen wunderschoenen Sonnenuntergang.
Das bedeutete allerdings auch, dass es nun dunkel wurde, wir hatten immer noch keinen Campingplatz gefunden! Wir liefen und liefen, aber da war nichts, nicht einmal ein Schild. Selbst die Menschen schickten uns in falsche Richtungen.
Irgendwann aenderten wir unseren Plan doch wieder. Es war unmoeglich hier noch irgendetwas zu finden, wir hatten keine Ahnung wo wir waren und bauten unser Zelt irgendwo im Dickicht auf.
Erst hatten wir ein schlechtes Gewissen deshalb, aber als wir am naechsten Tag den ganzen Muell sahen, der ueberall im Nationalpark herum lag, aenderten wir unser Denken.
Wenn wir irgendwo im Freien zelten, nehmen wir jeden noch so kleinen Papierfetzen wieder mit, biegen jeden kleinen Ast behutsam an die Seite, der unserem Zelt im Weg waere und hinterlassen so gut wie keine Spuren. Ich denke nicht, dass wir der Umwelt damit mehr Schaden zufuegen, als wenn man eine Strasse mitten durch den Nationalpark baut und die Menschen ihren Muell aus dem fahrenden Auto werfen.
Am naechsten Tag ging es wieder nach Valencia und netterweise hatten Bonni und Burki uns einen Schlafplatz besorgt, wir durften bei ihrem Couchsurfing-Host schlafen! Es wurde ein lustiger Abend.
Nachdem wir nun schon durch ganz Mallorca getrampt waren und immer sehr schnell eine Mitfahrgelegenheit gefunden hatten, wollten wir das nun auch hier versuchen. Wen auch immer wir fragten - alle teilten uns mit, dass man hier auf dem Festland nicht gut voran kommt per "Autostop" und so war es tatsaechlich!
Eine Ewigkeit liefen wir aus der Stadt hinaus und versuchten einen guten Flecken zu finden um den Daumen heraus zu halten, aber die Autobahn begann so schnell und war so gross, dass es einfach keine gute Stelle gab. Ein paar Stunden spaeter sassen wir im Bus nach Madrid.
Madrid! |
Auf Mallorca hatten wir ja bei Chema uebernachtet, nun durften wir bei seinem besten Freund schlafen und blieben fuer ungefaehr eine Woche dort. Die ersten Minuten waren verrueckt, auf einmal war ueberall Laerm, ueberall Menschen die ihren Beschaeftigungen nachgingen oder einfach auf diesem Platz abhingen, ueberall Leben!
In Bars, Fleischereien und Supermaerkten haengt das Fleisch von der Decke oder an den Waenden... |
Die Strassenbahn war meist so voll, dass wir kaum hinein passten! |
Mir war gerade nicht so nach Geschaeftigkeit und ich freute mich, dass wir sehr schnell in der Wohnung ankamen.
Was fuer ein scickes Treppenhaus mit einem unglaublich schickem Fahrstuhl! |
Er erwartete uns schon in der Wohnung! |
Am naechsten Tag nahm uns unser Gastgeber mit auf einen riesigen, bunten Markt auf dem man alles bekommen konnte, was das Herz begehrte!
Mitten im Zentrum befand sich dann auf einmal dieser kleine alternative Platz
(Mercado de La Cebada), voll mit bunten Menschen und bunten Malereien, eine junge Frau sang zur Gitarrenmusik und an einer kleinen Holzbar wurden Getraenke verkauft. Wir sassen und lauschten eine ganze Weile der Musik.
Mercado de La Cebada |
Obwohl Madrid eine Grossstadt mit mehr als 3 Millionen Menchen ist und ich eigentlich kleinere Staedte bevorzuge, hat sie mir gefallen! Immer und immer wieder hatte ich das Gefuehl, so bald ich aus dem Haus ging, passierte etwas, innerhalb von Minuten und Sekunden! Leute kennen zu lernen war einfach, ueberall wurde man angesprochen. Da waren eine ganze Menge Strassenartisten, Bettler, die ein paar Euro verdienen wollten, aber mit guten Klamotten und Silberschmuck um den Hals dort sassen (wie ueberall in Spanien), ein Zauberer, der uns in seine Tricks mit einbezog, Strassenverkaufer fuer Taschen und Sonnenbrillen, Menschen, die Lottotickets fuer die Weihnachtslotterie verkauften, aber auch ein paar Rechte mit Springerstiefeln und oeffentlichen Hakenkreuzen auf ihren Klamotten.
Ueberall Strassenartisten in Madrid! |
Jesus... |
Wie er das wohl macht? |
Neue Kreationen die uns ein netter Verkaeufer anbot. |
Wer wuerde nicht gerne in dieser Disco tanzen gehen? |
Metrostation |
Don Quijote und sein Begleiter Sancho Pansa auf dem Esel! :) |
Irgendwann war es dann soweit und Sabs hatte Geburtstag! Ich gab mir Muehe diesen Tag fuer sie schoen zu gestalten, bereitete ein Fruehstueck zu, hatte ein kleines Geschenk fuer sie und wir gingen ins Fussballstadion, dass sie so gerne sehen wollte.
Sabs hat Geburtstag! |
Vegetarischer Kuchen und ein Kinderbuch fuer Sabs :) |
Danach noch eine entspannte Massage mitten im Schoppingcenter! Wir hatten das bisher Beide nicht ausprobiert. aber es war echt angenehm! |
Riesenzwiebeln! |
Einen Tag bevor unser Gastgeber aus Madrid wegziehen wuerde, ging es auch fuer uns weiter.
Wir gaben noch nicht auf und versuchten uns ein weiteres Mal im Trampen.
Diesmal lief es besser. Ein Auto nahm uns ein Stueck mit und liess uns an einem Kreisverkehr heraus, an dem zwar nicht viel los war, aber wir hatten eine schoene Aussicht!
Alle paar Minuten kam dann doch ein Auto und an der Tankstelle nebenan, fanden wir schliesslich einen LKW-Fahrer, der uns mitnahm. Diese Mitfahrgelegenheiten waren die besten Gelegenheiten um ein wenig spanisch zu lernen, denn unsere Fahrer sprachen in den meisten Faellen ueberhaupt kein Englisch und so kramten wir unsere paar Brocken Spanisch heraus und hatten tatsaechlich interessante Konversationen!
Unsere Mitfahrgelegenheit |
Das letzte Stueck nach "Burgos" fuhren wir mit dem Bus.
Wir waren jetzt schon relativ weit im Norden des Landes angekommen und durch diese Gegend verliefen die ganzen kleinen und grossen Jakobswege, die alle irgendwann in "Santiago de Campostela" ankommen wuerden. Auch wir wollten ein Stueck dieses Weges laufen, aber noch war es nicht soweit.
Ueberall an diesen Wegen gibt es sehr guenstige Pilgerherbergen und da das Wetter nun immer kaelter wurde und der Regen zunahm, wollten wir versuchen in diesen Herbergen zu schlafen. Sicher war ich aber nicht ob das klappen wuerde, da wir ja im Moment nicht laufen, sondern trampen wuerden und mit dem Bus fuhren!
Burgos |
Aber es gab nicht das geringste Problem! Wir zahlten 3 Euro und bekamen einen Pilgerpass.
Den braucht man, um in den Herbergen zu verweilen. Jede Nacht bekommt man einen Stempel von der Unterkunft, in der man geschlafen hat. Im Normalfall darf man nur eine Nacht in einer Pilgerherberge uebernachten, ausser man ist krank.
Ausserdem gibt es etliche Regeln, sowie, dass das Licht um 22 oder 23 Uhr ausgemacht wird und man danach die Herberge nicht mehr verlassen darf, oder, dass man bis 8 oder 9 Uhr am Morgen gegangen sein muss.
Diese Herberge nahm es darin wahrlich sehr genau- schon eine Stunde vor dem Auschecken ging das Licht an, eine Frau lief herum, um auch den Letzten zu wecken, und dann wurden wir mit einem Mal Alle "auf die Strasse gesetzt".
Ein viel gereister Pilgerausweis! |
So kam es, dass wir in das "Camino-Leben" hinein schnuppern durften. Und auch wenn wir eine ganz andere Geschichte zu erzaehlen hatten, als die Menschen, die seit Monaten den Jakobsweg liefen, fuehlte ich mich doch sehr schnell zugehoerig und aufgenommen. Dieses Leben hatte seinen ganz eigenen Reiz und trotz aller Zweifel, die ich bisher gehabt hatte, da ich nicht gerne so lange und weit lief, freute ich mich nun wirklich auf die Zeit, in der wir richtig den Jakobsweg laufen wuerden. Diese Pilgergemeinschaft war eine ganz Besondere.
Mitten in Burgos |
Am naechsten Tag verliess uns das Glueck ein wenig und wir wurden etwas frustriert.
Stundenlang liefen wir aus der Stadt heraus, fanden einen Platz, von dem uns allerding kein Auto mitnahm. Also liefen wir wieder weiter, bis zu einem bestimmten Kreisverkehr. Nach einiger Zeit hielt ein Auto an um uns mitzunehmen.
Er nahm uns ein kleines Stueck mit und liess uns an dem denkbar unguenstigsten Platz heraus, den man finden konnte. Auf der falschen Strassenseite, an einer Stelle an der die Autos unmoeglich anhalten konnten, an einer Raststaette mit grummeligen Menschen. Ausserdem waren wir auf einmal irgendwo in den Bergen, hier war es kalt, es regnete und durch den Nebel konnte man kaum etwas sehen! Zelten koennten wir hier jedenfalls nicht, falls uns Niemand mitnahm. Es wurde schon bald dunkel...
Aber wie es immer so ist auf unserer Reise - auch diesmal befreite uns Jemand aus unserer misslichen Lage! Es war ein Campervan mit einer jungen Polin und einem Spanier, sie hatten uns dort stehen sehen und waren extra zurueck gekommen, um uns doch noch abzuholen!
Wir waren unglaublich erleichtert und dankbar. Die zwei liessen uns in der Naehe eines Hostels in "Vitoria" heraus und dort erlebten wir gleich mehrere Ueberraschungen auf einmal.
Diese Nacht konnten wir ein wunderschoenes Zimmer mit eigenem Bad und kostenlosem Internet unser eigen nennen und als wir unseren Pilgerausweis zeigten, bekamen wir unerwarteterweise auch noch Rabatt. Dabei hatten wir nicht einmal gewusst, dass Vitoria auch an einem der Jakobswege liegt, das hier war ja keine gewoehnliche Herberge!
Rolltreppen mitten in "Vitoria" |
Und wieder einmal unglaubliche Strassenkunst. |
Wir waren nicht einmal eine Minute im Hostel und standen noch an der Rezeption, da sprach uns ein junger Mann an und wir fanden heraus, dass er mit seinen Freunden Morgen genau dorthin fuhr, wo auch wir hin wollten. Und sie hatten genau 2 Plaetze fuer uns frei!
Nach den heutigen Strapazen des Trampens, freuten wir uns riesig ueber diese einfache Mitfahrgelegenheit. Wieder einmal hatte ein scheinbar schlechter Tag, wunderbar geendet.
Vitoria ist eine sehr schoene, kleine Stadt, in die ich immer wieder gehen wuerde! |
Riesen-Mangos! |
Schnuckelige kleine Haeuser |
Strassenmalereien in jeder Ecke! |
Es war schon recht spaet als wir am naechsten Tag in "San Sebastian" ankamen. Die Jungs liessen uns an einer Herberge heraus, die aber leider im Winter geschlossen war. Wir fanden ein Hostel, aber nachdem wir den Preis gehoert hatten, entschieden wir uns ein weiteres Mal fuer wildcampen und hofften einfach, dass es nicht regnen wuerde, da mein Zelt sehr einfach ist und kein Ueberzelt hat!
Immer weiter liefen wir den Berg hoch, am Hostel vorbei und bogen in einen kleinen Feldweg ein. Wir fanden eine kleine Holzhuette, die zum schlafen sicher ok gewesen waere, aber sie war von Spinnen ueberbevoelkert und wir entschieden uns doch fuer das Schlafen im Zelt. Fuer den Notfall stellten wir das Zelt unter Baeumen auf und spannten eine kleine Plane darueber. In der Nacht regnete es zwar ein wenig, aber wir wurden nicht nass!
Zeltplatz fuer die Nacht |
San Sebastian - mal wieder regnet es. |
Regen ueber Regen erwartete uns an der Nordkueste Spaniens. Wenn man auf der Strasse lebt, faellt einem das Besonders auf!
Wir fuhren mit dem Bus nach "Santander", sahen uns ein wenig die Stadt an und fragten einen Gitarrenspieler im Park nach einem geeigneten Zeltplatz.
Eine lange Zeit spaeter befanden wir uns an der Kueste, neben dem Leuchtturm und fanden sogar ein kleines Dach fuer unser Zelt! Leider war es so windig, dass alles sofort wegflog, wenn man es nicht festhielt und ich mich dabei sogar an der Hand verletzte, als ich etwas wieder holen wollte.
Mit zwei Leuten hockten wir um den Campinkocher herum, der in der Ecke stand und hielten schuetzend unsere Haende um das Feuer, aber trotz allem wurde das Essen nicht ganz fertig und wir assen es nicht ganz durchgekocht.
Waeschetrockner mit Schirm |
Wir hatten ein Ziel - und das hiess "Mondoñedo"!
Eigentlich ist es ein ganz normaler Ort am Jakobsweg, fuer die Meisten unbekannt, aber es wuerde unser "Santiago" sein! Denn wir hatten uns eine kleine Strecke an der Kueste heraus gesucht, die wir fuer eine Woche laufen wuerden, ungefaehr 100 km auf dem "Camino de Norte". Ich beschloss, dass ich diesen Weg niemals mit meinem ganzen Gepaeck laufen wuerde und deshalb befanden wir uns nun auf dem Weg nach "Mondoñedo", wo wir unser Gepaeck lassen wollten. Von da aus wuerden wir zurueck nach "Cadavedo" fahren, um dann den Weg zu laufen und wieder in "Mondoñedo" bei unserem Gepaeck anzukommen.
Wir hatten noch eine Menge trampen vor uns!
Trampen! |
Weil man beim Trampen immer irgendwo heraus gelassen wird, sieht man teilweise sehr schoene Orte. |
Da braut sich was zusammen! Gerade rechtzeitig wurden wir mitgenommen, um nicht in das Riesengewitter hinein zu geraten! |
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