Viele Monate des Reisens sind bereits vergangen, doch es ist noch nicht vorbei. Macht man sich auf die Suche, dann findet man ueberall Abenteuer! Nur los gehen muss man. Und genau das habe ich wieder vor. Wohin? Einfach immer der Nase und dem Herzen nach. Für Interessierte gibt es hier die Fortsetzung von sabsbabsundanneinaustralien.blogspot.com!

Wednesday, December 17, 2014

Der Jakobsweg Teil 2



Nach einem gemeinsamen Abend, starteten wir auch den naechsten Tag alle zusammen. Leider regnete es wieder.

Immer wieder Regen.
Schon beim Aufstehen verspuerte ich ein unangenehmes Ziehen - die immer nassen Schuhe und unglaublich kalten Fussboeden in den kalten Herbergen hatten ihr Uebriges getan. Ich hatte eine Blasenentzuendung.
Das war das erste Mal, dass etwas Panik in mir aufkam und ich den Morgen nicht ganz so positiv begann, wie die vergangenen Tage. Ich foehnte die Schuhe, aber sie wurden nicht richtig trocken - ausserdem regnete es draussen so sehr, dass sie schon nach wenigen Minuten wieder durchgeweicht waeren.

Erst dachte ich - einen Foen im Gepaeck herum tragen, sind die verrueckt? Aber tatsaechlich war dieser kleine Haartrockner unglaublich praktisch, um immer wieder alle Klamotten zu trocknen!
Auf dem Weg hielten wir in einer Apotheke an und ich kaufte mir "Cranberry-Sirup", der wuerde mich schon heilen.
Trotz allem war der erste Teil des Weges relativ entspannt. Jeder lief sein eigenes Tempo, in kleinen oder in groesseren Gruppen, aber irgendwann trafen wir uns immer wieder.

Da sind sie wieder - die Schnecken.
Das Wetter wechselte immer zwischen Regen und Sonne ab.
Einmal liefen wir bergauf und die Sonne schien, aber ich zog nicht wie sonst meine Jacke aus.
Aber Faulheit ist nicht gut beim Wandern, lieber alle 5 Minuten die Jacke an- und ausziehen! 
Denn sonst wird man nass vom Regen, schwitzt oder wird kalt - so oder so - man kann sehr einfach krank werden.
Als ich oben ankam war ich durchgeschwitzt und alles schien nass. Dann kam ein extremer Wind dazu und das gab meiner Blasenentzuendung den Rest.
Nun hatte ich tatsaechlich Schmerzen.


Aber meine kleine "Camino-Familie" gab mir unglaublichen Halt.
Einer bot mir seinen Stock zum Laufen an. Der Naechste teilte mit mir fuer den gesamten Weg seine Musik, obwohl das sehr unpraktisch war, weil alle 2 Minuten die Ohrenstoepsel wieder aus dem Ohr fielen. Zu zweit Laufen und dieselben Kopfhoerer benutzen ist eben schwer.
Die Anderen ueberlegten, ab wo ein Bus fahren wuerde, reichten mir Wasser und liessen mich einfach Schweigen und Reden, so viel ich wollte.  

 
Irgendwann kamen wir in diesem Ort an, der auf der Karte gross erschienen war und in dem es einen Supermarkt und eine Bushaltestelle geben sollte. Von dort aus wollte ich mit dem Bus weiter zur Herberge fahren.
Aber als wir dort ankamen, war dort nichts, ausser ein paar wenigen Haeusern.

20 km waren wir an diesem Tag bereits gelaufen, 20 km mit einer Blasenentzuendung. Gegessen hatten wir sehr wenig, aber da es hier nichts zu kaufen gab, suchte Jeder das Wenige zusammen, dass er hatte und es wurde geteilt.

Als ich hoerte, dass ich nun noch 10 km weiter laufen muesste, da es keinen Bus gab, haette ich mich am Liebsten auf die kalte Bank gelegt und einfach nur geschlafen. Ich war wie in einer anderen, eigenen Welt und nahm alles um mich herum kaum auf.

Braucht Jemand neue Schuhe?
Aber die Anderen waren an meiner Seite und ein paar Minuten spaeter hatten sie mir einen privaten Fahrer besorgt. Sie sprachen den einzigen Mann an, den sie sahen und als er von meiner Geschichte hoerte, stimmte er zu, mich bis zur Herberge zu fahren. Ausserdem wuerde mich einer meiner Freunde begleiten und das bedeutete mir viel, hatte er damit ja offiziell seinen Jakobsweg unterbrochen!
Als ich in der Herberge ankam, zitterte ich vor Kaelte und legte jede Decke auf mich, die ich fand. Einfach nur schlafen und alles warm halten, mehr wollte ich nicht.

Als ich wieder aufwachte, waren die Anderen auch angekommen und mir ging es besser.


Nur einer der Spanier kam erst spaeter und ich fand schnell heraus warum. Er war im Krankenhaus.
Mehrmals hatte er sich uebergeben muessen und die einzige Theorie der Aerzte war, dass der wirklich starke Wind und Regen ihm extrem zugesetzt hatten.
Zufaellig und ohne von uns zu wissen, fragten sie genau denselben Mann, der auch mich zur Herberge gefahren hatte, ob er nun den Spanier dorthin bringen wuerde.

Dieser Mann musste nun allerdings arbeiten und so wurde einer der Beiden mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht, waehrend der Andere mit dem Taxi zur Herberge fuhr.
Schon wenige Stunden spaeter war aber auch er wieder in Ordnung und unser "Krankenzimmer" war wieder erfuellt von schoenen Gespraechen und Lachen. 

Kleine Pause am Wegesrand.
Hatten wir gestern 30 km vor uns gehabt, waren es am naechsten Tag nur 8 km.
Es gab ja nicht ueberall Herbergen und so mussten wir unseren Weg den Unterkunftsmoeglichkeiten anpassen.
Dies war der letzte Tag unserer gemeinsamen Wanderung und obwohl wir uns auf "Mondoñedo", unser eigenes kleines "Santiago de Campostela", freuten, hiess es doch auch Abschied nehmen voneinander. Die Anderen wuerden weiter nach Santiago laufen.


  


Die letzten Meter
Als wir in Mondoñedo ankamen schien die Sonne. Zumindest fuer einen Moment, bis der Regen sich wieder ankuendigte und wir einen Regenbogen sehen durften.





Wir kamen in dieselbe Touristeninformation, in der wir auch vor einigen Tagen gewesen waren.
Dann holten wir unser Gepaeck von der Allianz und gingen zur Herberge, in der sonst Niemand war. Die Anderen verzichteten heute auf ein Weiterlaufen, um einen letzten gemeinsamen Abend mit uns zu verbringen!

Auf zur letzten Herberge
Zurueck in demselben Cafe, in dem wir auch vor unserer Wanderung gesessen hatten


Leider ging es mir an diesem Abend gar nicht gut. Gerne waere ich fuer eine Weile an einem warmen Ort geblieben und haette einfach meine Krankheit auskuriert, aber auf unserer Reise ist das eben nicht so einfach moeglich. Selbst alle Hostels oder Privathaeuser, in denen wir spaeter noch schliefen, waren eiskalt und im Bett benutzte ich mindestens 2 oder 3 Decken.
Ein paar Wechselschuhe waeren in solchen Momenten wirklich praktisch gewesen, aber so, konnte ich nur weiter in nassen Schuhe oder einem Paar Socken herum laufen.

Am Morgen verabschiedeten wir uns von Pascal, unserem laengsten Reisebegleiter und hofften einfach, dass wir ihn irgendwann wieder sehen wuerden.
Auch den beiden Spaniern sagten wir bald Tschuess.



Sabs und Ich wollten noch eine Nacht in einer anderen Herberge verbringen, die einen Kamin und hausgemachtes Essen gegen eine Spende versprach. Vielleicht konnten wir uns dort ein bisschen aufwaermen!?
Nur 2 km waren es bis dorthin und da diese Herberge auch am Jakobsweg lag, liefen wir das letzte kleine Stueck mit den Italienern zusammen.

Ich kam nun doch noch dazu ein Stueck des Jakobsweges mit meinem Rollkoffer zu bestreiten!

Meinen Koffer kann man sowohl als Rollkoffer, wie auch als Rucksack benutzen.
Ich lief das letzte Stueck des Jakobsweges mit dem Rollkoffer.
Und dann passierte etwas Wunderschoenes! Noch bevor wir das Schild sahen, dass die Herberge ankuendigte, sprangen uns unsere zwei spanischen Freunde voller Freude entgegen und erzaehlten begeistert von diesem wunderschoenen Ort, den sie hier gefunden hatten!
Die Herberge war eigentlich das Privathaus einer Frau, die sich vor kurzer Zeit aus der Stadt zurueckgezogen hatte, um nun in einem kleinen Haus auf dem Land zu leben.
Am Eingang befand sich ein Schild: "Nimm was du moechtest und gib was du kannst".
Je nach Jahreszeit gab es hier Obst und Gemuese fuer die vorbeiziehenden Pilger.

"Nimm was du moechtest und gib was du kannst". Fuer eine Spende gibt es heute Aepfel fuer vorbeiziehende Pilger.




Ebenfalls gegen eine Spende, bietet diese Frau den Pilgern ein Bett und selbst gemachtes Essen.
Die zwei Spanier freuten sich so ueberschwenglich ueber diesen schoenen Ort, dass sie beschlossen, noch eine weitere Nacht mit uns hier zu verbringen.
Wie schoen, wir mussten uns also doch noch nicht verabschieden!
Die Italiener beschlossen noch ein paar Stunden hier zu bleiben und dann weiter zu ziehen.

Huehner fuettern


Noch ein weiterer Pilger hatte sich hierher verlaufen. Ein Spanier, der den Jakobsweg bereits beendet hatte und nun fuer ein paar Tage hier aushalf und lebte. Die Italiener hatten ihn bereits vorher auf ihrem Weg getroffen und freuten sich ueber ein Wiedersehen.



Wir boten unsere Hilfe an und als Erstes pflueckten wir alle gemeinsam Aepfel.
Danach schaelten wir sie und nahmen sie aus, bevor sie zu Apfelmus verkocht wurden, den es am naechsten Morgen zum Fruehstueck gab.

Aepfel pfluecken und aufsammeln


Danach die Aepfel schaelen und ausnehmen, um spaeter Apfelmus daraus zu kochen.


Danach wurde das Mittagessen gekocht.
Es gab Suppe, spanische "Tortilla" (aehnlich wie Omelett, mit Zwiebeln, Schinken, Kartoffeln, Pilzen u.ae.), leckeres Brot und Salat.

Kochen fuer das Mittagessen
"Tortilla", spanisches Omelett


Ein unglaublich leckeres Mahl!



Der Ofen war an und endlich konnten wir uns und unsere Sachen trocknen und waermen. Gleichzeitig wurde die Suppe fuer den Abend darauf gekocht.
Nun beschlossen auch die Italiener noch eine Nacht hier zu bleiben und obwohl wir uns am Morgen verabschiedet hatten, wuerden wir am Abend doch wieder alle beisammen sein. Nur Pascal fehlte.



Mein winziges Reisebadetuch! Wohl etwas zu viel getrocknet...
Frisch gestaerkt ging es nun in den Wald, den kleinen Huegel hinauf. Dort holten wir bereits gesaegtes Holz und liessen es den Berg hinuter rollen, bis es auf der Strasse landete. Von dort wuerden wir es spaeter aufsammeln, die wenigen Meter zur Farm tragen und spalten.
Sabs ihre Aufgabe war es, die wenigen Autos auf der Strasse anzuhalten, damit sie nicht vom Holz getroffen wurden.

Sabs machte quasi "Autostop" und darueber mussten wir lachen. Denn normalerweise ist das die spanische Bezeichnung fuer "Trampen", wir hatten es schon so oft genutzt.
Am Ende gab es hausgemachten Apfelwein und unsere Gastgeberin erzaehlte uns die Geschichte vom Jakobsweg:



Nachdem der Apostel Jakob in Spanien gepredigt hatte, um die Menschen zum Christentum zu bekehren, kehrte er im Jahr 44 zurueck und wurde dort gefangen genommen, gefoltert und getoetet. Der Koenig verbot ihn zu begraben.
Jakobs Schueler aber stohlen den Leichnam und liessen ihn auf einem Boot ins Meer hinaus treiben.
Ein Engel geleitete das Boot in eine Gegend ca. 20 km von Santiago entfernt und dort bestattete man Jakob heimlich im Wald.

Einmal sah Jemand ein seltsames Leuchten und hoerte Gesaenge an dieser Stelle, daraufhin wurden Untersuchungen eingeleitet und das Grab wurde gefunden.
Die Siedlung "Santiago de Compostela" entstand.
"Leuchten" bedeutet auf lateinisch "Campus Stellae", Feld des Sterns.
Eine grosse Kathedrale wurde gebaut und mehr und mehr Pilger folgten dem Jakobsweg.
Im 12. und 13. Jh. erreichte die Stadt ihre groesste Bedeutung, denn der Papst legte fest, dass Jeder, der in einem heiligen Jahr nach Santiago pilgert, alle seine Suenden erlassen bekommt.

1589 wurden die Reliquien vor einem Pluenderer in Deckung gebracht und so gut versteckt, dass man sie danach fuer fast 3 Jahrhunderte nicht mehr wieder finden konnte.
Erst 1879 wurden Jakobs Reliquien wiederentdeckt, der Papst erkannte sie als echt an und rief wieder zu Wallfahrten auf.

Ein grosser Teil dieser Geschichten ist historisch allerdings nicht belegt.

(http://www.red2000.com/spain/santiago/2histor.html,
http://www.spanien-bilder.com/galicien/jakobsweg/zeittafel-geschichte.php)



Wie viel man an diese Geschichten glaubt, ist Jedem selber ueberlassen.
Persoenlich begegnete ich fast keinem Menschen, der aus religioesen Gruenden den Jakobsweg lief. Viele waren junge Menschen mit einer grossen Menge Abenteuerlust, auf der Suche nach ein paar Antworten in ihrem Leben.



Der Abend wurde unvergesslich.
Unsere Gastgeberin drehte die Musik laut auf, ich spielte mit der Floete daher, Sabs rasselte mit dem kleinen Rasselei, der Italiener besorgte sich einen Topf zum trommeln, zwei Andere fingen an wie wild zu tanzen, der Spanier jonglierte mit seinen Zitronen und unsere Gastgeberin besorgte sich jeden moeglichen Kuechengegenstand, um damit zu klopfen, zu rasseln oder irgendwie Musik zu machen!
Auch als sie spaeter zu Bett ging, stoerte sie der Laerm nicht.

Trommeln auf dem Topf
Unterricht im Floete spielen...
...oder auch im Jonglieren. Diesmal mit Aepfeln.


Am naechsten Tag hiess es dann aber wirklich Verabschieden.
Die Italiener zogen den Jakobsweg weiter, die Spanier blieben noch ein wenig in der Farm und Sabs und mich zog es zurueck nach "Mondoñedo", von wo aus wir versuchten weiter Richtung Santiago zu trampen.

Allerdings fuhren von dort aus nicht viele Autos und letztendlich nahmen wir einen Bus, schliefen eine weitere Nacht in einer Herberge und fuhren einen Tag spaeter mit dem Bus nach "Santiago de Compostela".

Ab jetzt zieht Jeder wieder alleine weiter
Wir waren eine Gruppe von Deutschen, Italienern, Spaniern und einem Schweizer. Manche sprachen spanisch und italienisch, aber kein Wort englisch. Wir wiederum sprachen deutsch und englisch, aber kaum spanisch und kein italienisch.
Es war so spannend, mit all diesen Menschen zu reisen und obwohl wir mit Einigen nicht einmal dieselbe Sprache sprachen, waren wir zu einer richtig kleinen Familie zusammen gewachsen, die sich tatsaechlich immer zu verstaendigen gewusst hatte.
Die Magie des Jakobsweges.



Tuesday, December 9, 2014

Der Jakobsweg Teil 1



Wir hatten einen langen, langen Tag hinter uns, als wir irgendwann in "Mondoñedo" ankamen. 
Es hatte extrem viel geregnet, wir waren teilweise mit dem Bus gefahren, teilweise getrampt, aber obwohl alles nass und kalt war, waren wir guter Stimmung.

Unser Plan war in der Herberge einzuschecken, unser Gepaeck irgendwo fuer eine Woche unterzubringen, am naechsten Tag mit dem Bus nach Cadavedo zu fahren und dann los zu laufen!


Wir hatten unser Geld schon bezahlt und unseren Stempel schon bekommen, da fiel auf, dass unser Plan so nicht aufgehen wuerde. Denn es fuhr nur ein einziger Bus am Tag nach "Cadavedo" und zwar spaet Abends! Ausserdem konnten wir unser Gepaeck nicht in der Touristeninformation lassen...
Man entwickelt eine unglaubliche Problemloesefaehigkeit auf solchen Reisen und wieder einmal standen wir da und entwickelten innerhalb weniger Minuten einen komplett neuen Plan.

Erst fragten wir in der Bibliothek nach ob wir unser Gepaeck fuer eine Woche dort unterstellen koennten, auch fuer Geld. Aber sie sagten Nein. 
Dann gingen wir einfach in das naechste oeffentliche Gebaeude das wir fanden - es war die "Allianz" Versicherung genau gegenueber. Erst verstanden sie nicht was wir sagen wollten, also setzte sich die Frau an ihren Computer und uebersetzte alles mit "Google Translator"! 
Schliesslich liessen wir unser Gepaeck fuer eine Woche kostenlos bei der Allianz-Versicherung im Hinterzimmer, unter einer Bedingung - sie uebernahmen keine Versicherung dafu.

Ohne einen grossen Plan zu haben, fragten wir in oeffentlichen Einrichtungen, ob wir unser Gepaeck fuer eine Woche dort lassen duerften. Die Allianz-Versicherung sagte ja, aber sie uebernahmen keine Versicherung! 
Auch fuer das Problem mit dem Bus fand sich eine Loesung. 
Wir bekamen unser bezahltes Geld fuer die Nacht wieder und fuhren mit dem letzten Bus zumindest ein Stueck des Weges zurueck. Die Herberge in "Ribadeo" war dann zwar eigentlich schon fuer die Nacht geschlossen, aber der Mann in der Touristeninformation rief dort an und sie hinterlegten einen Schluessel fuer uns.
Der Busfahrplan - sehr gut zu lesen!
Am naechsten Morgen fuhren wir das letzte Stueck nach "Cadavedo" und unsere kleine Wanderung konnte beginnen!

Wir liefen ein Stueck des "Camino de Norte", die gelbe Linien ganz oben links. Die erste Nacht verbrachten wir in "Luarca", enden wuerden wir in "Mondoñedo". Mit dem Bus wuerde es letztendlich nach "Santiago de Compostela" gehen.
Der bekannteste und meist genutzte P'ilgerweg ist der "Camino Frances" (blaue Linie)
Es gibt sehr viele verschiedene Jakobswege, hier die Jakobswege in Europa.
Aber wie man so schoen sagt - der eigentliche Jakobsweg beginnt vor deiner Hasutuer! Auch die mittelalterlichen Pilger begannen ihre Reise von ihrem Haus aus, deshalb gibt es keinen offiziellen Anfangspunkt.
Unser Start in Cadavedo!
Als wir mit dem Bus in Cadavedo ankamen, regnete es einmal mehr in Stroemen und wir kehrten in eine Gaststaette ein, um Cappucino und heisse Schokolade zu trinken. 
Dort kam er dann zu uns, ganz unerwartet und leise - Pascal aus der Schweiz.
Er sass einfach dort und ass sein Fruehstueck. Ein 36-Jaehriger auf einem langen, langen Weg, zu Fuss durch die verschiedensten Laender, begonnen in der Schweiz, immer dem gelben Pfeil folgend. 
Langsam kamen wir ins Gespraech, tauschten unsere Lebensgeschichten aus und wir luden ihn ein, doch ein Stueck mit uns zu laufen. Er sagte ja.
Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass Pascal unser treuester Reisebegleiter werden wuerde.
Pascal aus der Schweiz, wir liefen die ganze Woche mit ihm den Jakobsweg!
Ich hatte auch gar nicht gewusst, dass man das Jakobsweg Laufen ersteinmal ueben muss!
Natuerlich ist es nicht allzu schwer sich zurecht zu finden, aber als  wir den ersten Pfeil auf der Strasse entdeckten, den wir ohne Pascal einfach uebersehen haetten, war ich hin- und weg! 
Das war ja wie Ostereiersuchen!

Links zur "Albuerge" (Herberge), Rechts der "Camino" (Weg)
Ich entwickelte eine unglaubliche Freude darin, an jeder Ecke den kleinen gelben Pfeil oder die Jakobsmuschel zu entdecken und wurde schon richtig aufgeregt, noch bevor ich ueberhaupt an einer Strassenkreuzung angelangt war - wo wuerde sich der kleine Pfeil wohl diesmal verstecken?
Es erforderte Konzentration darauf zu achten. War man zu tief ins Gespraech vertieft und achtete nicht jede Minute darauf wo man lang lief, ging man vielleicht geradeaus weiter, wo man haette abbiegen sollen.
Pascal war unser Lehrer und erklaerte uns, dass der Jakobsweg meist dort war, wo auch Kirchen waren und wenn wir etliche Hundert Meter lang kein Zeichen entdeckten, waeren wir besser daran umzukehren, als ewig in die vielleicht falsche Richtung weiter zu laufen. 

Die Jakobsmuschel als Wegweiser. Eigentlich zeigt das Muschelende, also der duennere Teil, hier zur Linken, in die Richtung in die man gehen muss. Wirklich darauf verlassen, kann man sich allerdings nicht... 
Symbolischerweise hatte es zwar geregnet als wir in Cadavedo angekommen waren - aber als wir unseren Jakobsweg starteten, schien auf einmal die Sonne! Mindestens eine Stunde lang genossen wir die Waerme, bevor der Regen losging.
Unterschiedliche Orte am Jakobsweg
Wow, so viel Regen hatten wir lange nicht erlebt. Das Gepaeck wurde eingepackt mit einem Regencape, wir trugen Regenjacken und Regenhosen, die Kapuzen auf dem Kopf. Irgendwann verwandelte sich der Feldweg in einen Fluss - wenigstens brauchten wir uns nun keine Gedanken mehr ueber nasse Fuesse machen, denn es war sowieso alles nass, daran konnten wir nichts aendern. Unsere positive Stimmung war hingegen ungetruebt.

Ueberall Regen - der Weg verwandelte sich in einen Fluss

Noch bevor wir in "Luarca" ankamen, wo wir ueber Nacht bleiben wuerden, bogen wir vom Jakobsweg ab und liefen einfach ein Stueck des Weges an der Kueste entlang. Uns ging es nicht darum, immer auf dem "richtigen" Weg zu laufen und schnellstmoeglich anzukommen. Wie man so passend sagt - der Weg ist das Ziel. Es war ein Gedanke, der mich von Anfang an gestoert hatte, wenn ich vom Jakobsweg hoerte - viele Menschen laufen genau denselben Weg, ohne je davon abzukommen. Aber ich sehe doch so gerne das Nebenan, die Nebensaechlichkeiten im Leben, Umwege sind oft die interessantesten Wege! 

Abstecher an die Kueste

Aber am Ende ist es ganz einfach - Jeder geht seinen eigenen Weg, egal wo er oder sie startet, egal wie weit er oder sie laeuft und egal ob man den direkten Weg oder den Umweg waehlt - irgendwann wird man irgendwo ankommen, wo auch immer das sein wird.

"Camino" heisst "Weg"
Als wir nach ungefaehr 15 km in "Luarca" ankamen, bot sich uns ein wunderschoener Blick ueber den kleinen Ort. 


Wir waren ja schon einmal hier gewesen, um mit dem letzten Bus nach "Mondoñedo" weiter zu fahren. Sabs hatte dabei kurz die Herberge gesehen und in diesem Moment war sie ihr sehr kalt und unfreundlich erschienen. Unsere Hoffnungen waren deshalb nicht sehr hoch, heute Nacht eine schoene Unterkunft zu finden.
Doch wir waren nicht einmal richtig eingetreten, da lachten uns schon 4 junge, froehliche Pilger an, die sich wegen des Regens einen Tag Auszeit gegoennt hatten und einen Film schauten. 
Es war schoen auf andere Menschen zu treffen, das Leben in den Herbergen ist echt besonders!
Es gab warmes Wasser, bunte Bettlaken, Waescheleinen fuer die nassen Sachen und sogar Zeitungspapier um die Schuhe auszustopfen!
Jeden Abend liess ich das heisse Wasser auf meine Haut prasseln, bis sie sich feuerrot faerbte. 
Nicht einen anderen Wunsch haette ich in diesem Moment gehabt. Das Leben war einfach perfekt, unter dieser heissen Dusche, nach einem ganzen Tag der Kaelte und Naesse. Einfache Dinge bekommen auf einmal einen unglaublichen Wert.

Eine echt schoene Herberge in "Luarca"
Ein Kiwibaum!
Am naechsten Morgen ging es weiter. 
Pascal schloss sich uns fuer einen weiteren Tag an und gemeinsam waren wir eine unglaublich entspannte Dreier - Gruppe, die taeglich als Letzte aufstanden, die noch fruehstueckten obwohl Andere schon laengst auf dem Weg waren und die am Tag ca. 15 km liefen, waehrend Andere 30 zuruecklegten.

Auf in einen froehlichen, neuen Tag, voller Abenteuer und Regen!
Immer wieder konnte man sein Wasser am Weg auffuellen.
Ein Fussballfeld direkt neben der Kirche!
Werbung am Wegesrand fuer Essen und Trinken im Restaurant im naechsten Ort
Wieder regnete es die meiste Zeit, aber das schien keinem Pilger etwas auszumachen. Jeder war mittlerweile daran gewoehnt, alle paar Minuten die Regensachen an- und auszuziehen, damit man nicht zu nass, zu warm oder zu kalt wurde. 

Danke an irgendeinen Pilger, fuer diesen selbst gebauten Pfeil!
Irgendwo am Wegesrand


Warum sitzen die Schnecken denn nur immer genau da? Ich habe es so oft beobachtet.
Wer findet die Toilettenspuelung?
"Rettet die Donbass Bevoelkerung", eine Kampagne, um auf das Toeten in der Ukraine hinzuweisen
http://www.serbiennachrichten.com/index.php/interessantes/669-weltweite-aktion-rettet-die-donbass-bevoelkerung 
Irgendwann kamen wir nach Piñera, wo wir die Nacht verbringen wuerden.

Kartoffeln in "Pinera"

Die Frau von der Herberge sammelte Feuerzeuge, die alle von der Decke in dem Raum hingen, in dem wir uns anmelden mussten.

Feuerzeugsammlung
Es war ein schoener Raum, aber bald kam heraus, dass hier gar nicht die Herberge war. Wir mussten noch ca. 10 Minuten weiter laufen und trafen dabei auf ein Paar, das wir gestern in der Herberge kennen gelernt hatten. Sie wuerden zelten.

Der gelbe Pfeil zeigt den Weg!
Sabs und Pascal hatten noch nicht genug vom Laufen und gingen in den naechsten Ort. Pascal wollte noch einmal etliche Kilometer laufen, um heute noch in der naechsten Herberge anzukommen. Unsere Wege wuerden sich also trennen.

Ich blieb alleine zurueck und schaute mir den winzigen Ort an.

Ein Friedhof

Irgendwann war ich wieder zurueck in der Herberge und sie war nicht sehr gut. Ein grosser, kalter Raum, ohne Kueche, ohne Geschirr, dreckig, das warme Wasser war alle und auch das Licht ging anfangs nicht. Da sass ich im Dunkeln und konnte die Rueckkehr von Sabs gar nicht erwarten, alleine erschien das alles hier noch duesterer!

Diese Herberge war sehr dreckig und kalt.
Aber irgendwann stand nicht nur Sabs in der Tuer, auch Pascal hatte sich entschieden, noch weiter mit uns zu reisen und war zurueck gekommen!
Meine Freude darueber war riesig, er gehoerte doch jetzt zu unserer kleinen "Camino-Familie"!

 Am naechsten Tag wurden wir von einem aelteren Mann geweckt, der, die Zigarette im Mund, lieblos die Raeume ein klein wenig putzte. Viel half das nicht, selbst der Rauch setzte sich wieder ueberall ab, er wollte wohl einfach den Schein waren. Wir mussten gehen.

Das erste Stueck ging direkt an der Strasse entlang, ja, auch das kommt immer wieder vor.
Wir verschoenerten uns die langweiligeren Strecken gewoehnlich mit Liedern oder Assoziationsspielen.

Der Jakobsweg geht an der Strasse entlang.
Dafuer wurde es spaeter umso schoener! Wir hatten uns wieder fuer einen "Umweg" an der Kueste entlang entschieden und wurden wahrlich belohnt.





Kleine, schoene Ortschaften!




Ich liebe es, ueberall, irgendetwas an meine Tasche zu haengen und alles immer in greifbarer Naehe zu haben. Hier trocknet gerade links die Regenhose und rechts haengt die Jacke zur Aufbewahrung. Irgendwo passt immer noch irgendetwas hin!
Einen Esel hatte ich nicht mehr gefunden, mit dem ich den Jakobsweg laufen konnte. Aber immerhin trafen wir fuer ein paar Minuten Einen auf unserem heutigen Weg, sie sind so nett und geduldig!





Irgendwann beschlossen Sabs und Pascal auch noch Schwimmen zu gehen, bei der Kaelte! Die Wellen waren so hoch, dass sie einem richtig Respekt einfloessten.





Wieder kamen wir in einer Herberge an und Diese war tatsaechlich schoen. Einen Herd hatte es noch nie gegeben, und auch heute mussten wir wieder auf Mikrowellenessen zurueckgreifen, aber das Wasser war warm und die Betten ohne Floehe. 

Gemeinsames Abendbrot


Wie jeden Tag hatte es auch heute viel geregnet. Meine Schuhe sind recht einfach hergestellt und nicht wasserdicht, also hatte ich eine Technik entwickelt, um die Fuesse warm zu halten. Trocken war sowieso unmoeglich, dass schafften nicht einmal die Wanderschuhe der Anderen.
Jeden Tag zog ich anstatt von Socken, Plastiktueten an die Fuesse!
Auch wenn sie am Abend kaputt sein wuerden, es war nicht unbequem und hielt wirklich warm! Das die Schuhe ueber Nacht trocknen wuerden, war unmoeglich. Der Moment am Morgen, wenn ich wieder in die nassen Schuhe hinein kriechen musste, war immer etwas unangenehm.

Plastiktueten halten waermer als nasse Socken. Ich wendete diese Technik ueber mehr als 3 Wochen jeden Tag an, weil es immer regnete.
Wieder verbrachten wir einen relativ ruhigen Abend, nur wir drei und ein Spanier, mit dem wir uns, aufgrund der Sprache, aber nur wenig verstaendigen konnten. Abends war ich immer so geschafft, dass ich nicht einmal mehr spanisch lernen oder gar lesen konnte!



Ein Friedhof

Herbst...

Der Kuestenweg am naechsten Tag war vielleicht der Unglaublichste.
Riesige rot-braune Felsen, mit riesigen Wellen, die dagegen schlugen.
Bei diesem Naturphaenomen wurden wir fuer eine Weile alle drei sprachlos, jeder genoss einfach nur den Augenblick.











Wenn man bewusst darauf achtet, findet man immer wieder kleine Zeichen fuer den Jakobsweg...

Die Jakobsmuschel...
"Buen Camino" bekommt man immer und immer wieder von netten Spaniern und anderen Pilgern zugerufen, es bedeutet "guten Weg!"
Wir waren noch Mittendrin, in unserer kleinen Blase aus Ruhe, Entspannung und Ergriffenheit, da erreichten wir den letzten Ort fuer heute. Noch bevor ich ueberhaupt registrieren konnte, dass wir fast da waren, sahen wir auf einmal diese Bushaltestelle und darin sass ein Mann neben einem Fahrrad ohne Pedalen, vollgepackt mit Taschen und Tueten, vor dem Lenker ein kleiner Kaefig.
Neben ihm sass eine winzig kleine Katze, eigentlich noch viel zu klein, um von der Mutter getrennt zu sein! Aber er hatte Gesellschaft fuer den Jakobsweg gesucht und diese Katze geschenkt bekommen. Jetzt reiste sie mit ihm und lebte vorne auf dem Fahrrad in einem Korb.

Ein ulkiger Mann, der den Jakobsweg auf einem Fahrrad ohne Pedalen und in die Gegenrichtung zurueckgelgt. Als Begleiter gegen die Einsamkeit, hat er eine kleine Katze dabei.

Schon vollkommen sprachlos von dieser ersten Person, die uns aus unserer "Einsamkeitsblase" herausholte, wurde das Ganze nun noch verrueckter. Hatten wir doch gedacht alleine zu sein, kam von hinten auf einmal ein vollkommen ueberraschendes Zweier-Gespann auf uns zu. Mir fiel ein junger Mann auf, mit langen Haaren, einem grossen Bart, einem Rucksack auf dem Ruecken, ueberall Zeug daran und einem Holzstock zum Laufen in der Hand.
Noch unglaublicher war aber die winizige Frau neben ihm, seine Mutter. Sie kam, fragte woher wir kommen und schon wollte sie weiter gehen. Dann blieben sie doch eine Weile bei uns stehen und wir fanden heraus, dass die Frau 72 Jahre alt ist und den Jakobsweg ueber etliche Hundert Kilometer laeuft!

Mutter und Sohn laufen den Jakobsweg zusammen, auch mit 72 Jahren geht das noch.
Da auch sie in die Herberge wollten, gingen wir zusammen weiter und gaben ein unglaublich witziges Bild ab.   
 "Pepa", die 72-Jaehrige, hatte nicht nur Einen Regenschirm dabei, sondern gleich zwei, wovon sie uns gleich einen anbot. Sie hatte eine Rolltasche, die sie hinter sich herzog, voll mit Essen und leeren Dosen, nur fuer den Fall der Faelle.
Auch ein paar leere Plastikbecher waren darunter, man konnte ja nie wissen. Ueber ihrem Arm hingen zwei Plastiktueten, voll mit allem moeglichen, dass man eventuell gebrauchen koennte.
Als mich die spanische Frau dann auch noch in perfektem Englisch ansprach, war ich wirklich sprachlos ueber ihre Erscheinung. Sie hatte jahrelang auf Tasmanien in Australien gelebt, dort, wo auch ich schon einmal gewesen war! 

Ein lustiges Gespann
Aber das war noch nicht alles. Zwei Tage lang waren wir umher gelaufen, ohne wirklich auf andere Pilger zu stossen, in den Herbergen war nichts los gewesen.
Jetzt waren wir schon zu Fuenft unterwegs, auf unserem letzten Weg zur Herberge! Und da kamen ganz ploetzlich auch noch zwei Italiener von hinten angelaufen! Wo kamen denn auf einmal diese ganzen Pilger her, warum hatten sie uns am Tag noch nicht eingeholt und kamen alle im selben Moment?

 Also liefen wir zu Siebt weiter und meine Freude war unbegrenzt. Es war so schoen, auf andere Menschen zu treffen! Einer der unglaublichsten Momente meiner Reise.

Die Herberge fuer die Nacht
Die Aussicht
Und als wir dann in die Herberge kamen, trafen wir auf drei weitere Menschen. Hatten wir die letzten Naechte noch zu Dritt unser Abendbrot eingenommen, waren nun 10 Leute in einem Raum versammelt, redeten lautstark durcheinander und versuchten sich mit Haenden und Fuessen zu verstaendigen, weil nicht alle dieselbe Sprache sprachen.
 Die Italiener fingen an auf ihrem Campinkocher zu kochen, die Spanier machten einen Salat, Einer fing an auf einem Eimer zu trommeln, ein Anderer wurde massiert, die Naechsten lagen einfach nur im Bett und schauten dem ganzen Durcheinander zu. Die Mikrowelle gab bei solch einem Trubel den Geist auf, jeder steuerte ein kleines Stueck seiner Persoenlichkeit bei und wir waren eine unglaublich lustige Runde!
 
Endlich Leben in der Herberge - 10 Leute, die sonst zu zweit unterwegs waren, hatten sich hier zufaellig auf ihrem Weg getroffen.
Sieben von uns beschlossen am naechsten Tag, dass wir uns Abends in der naechsten Herberge wieder treffen wollten. Heute hatten wir wahrhaftig keinen Stress, 8 km wollten wir nur laufen.
Sabs und ich warteten bis der Regen aufhoerte, dann machten wir uns kurzzeitig mit der 72 - Jaehrigen und ihrem Sohn auf den Weg.
An der naechsten Kreuzung hielt die Mutter an und schaute auf ihre Karte, dann ging sie rechts weiter. Ich war mir sicher, dass Zeichen links gesehen zu haben und schwor darauf, aber trotz allem gingen Mutter und Sohn nach rechts.
Der immer lachende Sohn sagte nur, seine Mutter haette ihren eigenen Weg und irgendwann wuerden auch sie ankommen.



Diese Begegnung machte mich unglaublich nachdenklich und wir unterhielten uns am selben Abend noch lange darueber. Er sagte, dies waere der Jakobsweg seiner Mutter und sie wuerde schon ihren Weg finden.
Wie bewundere ich seine Geduld! Er tat so viel fuer seine Mutter, lief einfach mit, egal wohin. Auch wenn er wusste, dass dies der "falsche" Weg war und sie erst viele Stunden nach uns in der Herberge ankommen wuerden.
Jeder laeuft eben seinen eigenen Weg, der eine schnell, der andere langsam,
der eine geradeaus, der andere im Kreis. Und jeder kommt irgendwann, irgendwo an. Trotz allem werden Alle in dieser Pilgergemeinschaft genauso anerkannt, egal, wie man seinen Weg auch laeuft.



Der gelbe Pfeil zeigte tatsaechlich in die Richtung, in die ich gewollt hatte. Und auch wenn ich mir nun, trotz allem, nicht mehr sicher war, ob es deshalb auch der "richtige" Weg war, liefen Sabs und ich in die angegebene Richtung.

Erst fuehlte es sich ein wenig leer an, ohne das Geplappere der Anderen, ohne das Stimmerngewirr der verschiedenen Sprachen. Von einem Moment auf den Anderen, waren wir wieder Alleine. Selbst unser treuer Begleiter Pascal war heute mit den Anderen schon vorgelaufen!

Es dauerte nur wenige Minuten bis wir lautstark ausriefen:
"Pascal, wo bist du??" 
Denn wir hatten uns verlaufen - waren wir ja jetzt ganz alleine dafuer verantwortlich, die kleinen gelben Pfeile und Muscheln zu finden.
Scheinbar zeigte der Pfeil auf ein Fussballfeld und wir liefen zielstrebig darauf zu. Dann liefen wir einmal komplett im Kreis um das Feld herum, erwarteten in jeder Ecke einen Pfeil zu entdecken, aber irgendwann waren wir wieder vorne und hatten nicht einen kleinen, gelben Flecken gefunden! 

Ganz links ist ein Pfeil auf der Mauer, scheinbar zeigt er zum Fussballfeld. Der Weg geht allerdings davor entlang, was auffallen wuerde, wenn das Tor geschlossen ist.
Der Weg ging eigentlich vor dem Feld entlang. Wenn das Tor geschlossen gewesen waere, haette man das auch gesehen. Die Anderen erzaehlten uns aber spaeter, dass auch sie sich an dieser Stelle verlaufen haetten.

Wie viele Pilger diese Katze wohl schon gesehen hat? Pilger bedeutet uebrigens Fremdling, Fremder.
Irgendwann konnten Sabs und ich die gemeinsame Zeit richtig geniessen und fuehrten tiefgruendige Gespraeche.



 Trotz allem freuten wir uns riesig als wir in "Ribadeo" ankamen, oben auf der Bruecke standen und unten, noch als kleine Punkte, unsere Freunde vor der Herberge sitzen sahen.
Nach so viel Regen schien fuer einen Moment die Sonne und ich werde nie das Bild vergessen, wie sie vor der Herberge auf ihren Isomatten lagen und sassen, erzaehlten, entspannten, und ein junger, uns noch unbekannter Mann, dabei mit Zitronen jonglierte.


Das war der Moment, in dem unsere kleine "Camino-Familie" vollstaendig wurde. Wir wuerden noch die ganzen letzten Tage mit ihnen verbringen.