Weiter schipperten wir also in unserem kleinen, grünen Kanu, immer flussabwärts.
Und als es Abend wurde, sahen wir auf einmal dieses alte, graue Gebäude am Ufer stehen. Die Fenster schienen uns als schwarze Löcher ohne jegliches Leben anzustarren, denn das war wohl schon vor einer ganzen Weile aus ihnen gewichen und hatte sich in eine drückende Ruhe gewandelt, in der einem die Stimme versagt und man sich automatisch nur noch zuflüstern kann, wenn man es sieht.
Eine alte Mühle |
"Hier zelten wir nicht" beschlossen wir leise, aber bestimmend, irgendwie hatte dieser Platz eine gewisse Gruseligkeit an sich. Doch dann, nur wenige Meter weiter, sahen wir auf einmal ein weiteres einsames Haus inmitten des hüfthohen Grases hervorragen. Es war sehr viel grösser als das Erste und mit all seinen vornehmen Schörkeln und Verziehrungen, musste es wohl der Landsitz einer wohlhabenden Familie gewesen sein. Schon lange, lange wurde das Grundstück scheinbar nicht mehr gepflegt.
Nun konnte uns doch nichts mehr halten. Obwohl wir wussten es würde bald dunkel werden und wir hatten noch einen Schlafplatz zu finden, versteckten wir das Kanu so gut es ging zwischen dem Schilf und machten uns auf, die Gegend zu erkunden. Erst liefen wir nur aussen herum und bestaunten die Grösse des Gebäudes. Doch dann wollten wir mehr, wir wollten auch das Innere sehen! An der Tür hing ein dickes Schloss und ein Fenster einzuschlagen oder etwas zu zerstören, kam natürlich nicht in Frage.
Doch dann fiel mir ein eingeschlagenes Fenster weiter oben auf und Jaak konnte nicht an sich halten und versuchte sein Glück! Mit Hilfe eines dünnen Baumes kletterte er auf einen Sims, der etwas über unseren Köpfen lag. Nur wenige cm war dieser breit und Stück für Stück musste er balancieren, sein einziger Halt die herausstehenden Fensterbänke.
Nun konnte uns doch nichts mehr halten. Obwohl wir wussten es würde bald dunkel werden und wir hatten noch einen Schlafplatz zu finden, versteckten wir das Kanu so gut es ging zwischen dem Schilf und machten uns auf, die Gegend zu erkunden. Erst liefen wir nur aussen herum und bestaunten die Grösse des Gebäudes. Doch dann wollten wir mehr, wir wollten auch das Innere sehen! An der Tür hing ein dickes Schloss und ein Fenster einzuschlagen oder etwas zu zerstören, kam natürlich nicht in Frage.
Doch dann fiel mir ein eingeschlagenes Fenster weiter oben auf und Jaak konnte nicht an sich halten und versuchte sein Glück! Mit Hilfe eines dünnen Baumes kletterte er auf einen Sims, der etwas über unseren Köpfen lag. Nur wenige cm war dieser breit und Stück für Stück musste er balancieren, sein einziger Halt die herausstehenden Fensterbänke.
Und dann schaffte er es tatsächlich auch noch vom Sims auf die Fensterbank, kletterte durch das Fenster hinein und weg war er, verschwunden aus meinen Augen. Den Versuch auf den Sims zu kletterten um es ihm nach zu tun gab ich sehr schnell wieder auf, Jaak wollte von innen einen Möglichkeit finden, dass auch ich hinein könnte.
Für die nächsten 5 Minuten war Ruhe und ich hoffte, dass alles in Ordnung war. Ein altes, verschlossenes Haus in welches ein paar Jugendliche einbrechen.... Sieht man nicht genau das immer in Horrorfilmen?
Nun ja, ich wusste ja nicht was sich hinter diesen Wänden verbarg.
Als ich dann Jaaks ersticktes Rufen hörte, dauerte es eine Weile bevor ich einordnen konnte, woher es kam.
Dann erst sah ich seine Silhouette hinter einem der Kellerfenster, welches sich kurz über dem Boden befand. Auf Knien konnte ich ihm nun direkt in die Augen schauen, aber doch trennte uns noch etwas voneinander - die Glasscheibe. Das Fenster war gerade so weit aufgegangen, dass ich mein Taschenmesser hindurch geben konnte. Nur zwei Schrauben verhinderten das Öffnen! Eine konnte er hinausdrehen, aber die Andere hielt rostig an ihrem Stammplatz fest und nach etlichen, langen Minuten, hatte sie sich noch immer keinen Millimeter bewegt. Erst dann teilte Jaak mir mit aufgeregt, heiserer Stimme mit, dass er nicht mehr auf demselben Weg herausgehen könnte, auf dem er herein gekommen war. Denn er hatte sich erstens durch ein winziges Loch gezwungen und zweitens war er dabei einen Absatz herunter gesprungen, den er ohne Hilfsmittel unmöglich wieder erklettern konnte.
Na super. Jetzt war mein Freund also in einem alten Gruselhaus gefangen.
Er suchte den dunklen Keller nach einem Ausweg ab, fiel dabei ohne etwas zu sehen in ein knietiefes Loch und fing sich einigen Dreck ein, fand aber auch in den angrenzenden Räumen keine Möglichkeit aus dem Haus herauszukommen und machte sich schliesslich wieder auf und davon, er würde die oberen Etagen erkunden.
Wartend stand ich vor dem Haus, Minuten über Minuten vergingen und langsam wurde ich doch etwas nervös. Alles war gut wenn die Sonne schien, aber würde ersteinmal die dunkle Nacht einbrechen und er wäre noch immer dort drinnen...
Dann tauchte er eine Etage höher wieder auf und rüttelte an der Eingangstür. Sie war mit mächtigen Balken verschlossen. Vor die Fenster waren von innen Holzplatten geschraubt und es war unmöglich sie zu lösen.
Dann verschwand er wieder. Er würde in den oberen Etagen weitersuchen und weil diese Räume zu hoch lagen um ihn von aussen am Fenster gelegentlich zu besuchen, konnte ich nun gar kein Lebenszeichen mehr von ihm erwarten.
Er suchte den dunklen Keller nach einem Ausweg ab, fiel dabei ohne etwas zu sehen in ein knietiefes Loch und fing sich einigen Dreck ein, fand aber auch in den angrenzenden Räumen keine Möglichkeit aus dem Haus herauszukommen und machte sich schliesslich wieder auf und davon, er würde die oberen Etagen erkunden.
Durch dieses Loch hatte sich Jaak gepresst nachdem er durch´s Fenster hinein geklettert war, trotz fehlendem Rückweg sprang er in den Raum hinab. |
Dann tauchte er eine Etage höher wieder auf und rüttelte an der Eingangstür. Sie war mit mächtigen Balken verschlossen. Vor die Fenster waren von innen Holzplatten geschraubt und es war unmöglich sie zu lösen.
Dann verschwand er wieder. Er würde in den oberen Etagen weitersuchen und weil diese Räume zu hoch lagen um ihn von aussen am Fenster gelegentlich zu besuchen, konnte ich nun gar kein Lebenszeichen mehr von ihm erwarten.
Irgendwann konnte ich nicht mehr warten und unnütz herum stehen. Bisher hatte ich nur die linke Seite des Hauses nach einer möglichen Einstiegsmöglichkeit abgesucht, da auf der rechten Seite ein Tor hinter dem Haus hervorlugte, dass zu einem Wohnhaus gehören könnte und ich wollte natürlich nicht gesehen werden.
Aber nun war alle Vorsicht vergessen. Mein Freund war dort eingesperrt!
Nach und nach suchte ich jedes Fenster ab und wurde sehr schnell fündig: Es waren Fenster mit Doppelscheiben und an einem fehlte bereits die äussere Scheibe komplett. Bei näherem Hinschauen stand die Innere allerdings nur lose auf dem Rahmen, scheinbar kam hier öfter jemand her und es war einfach, sie herauszunehmen und in dem kleinen Zwischenraum der beiden Scheiben nieder zu stellen. Nichts stand dem Weg nach drinnen (oder in Jaaks Fall nach draussen) noch im Wege! Selbst ein Schrank befand sich dort, auf den man steigen konnte um in das Zimmer hinab zu klettern.
Aber nun war alle Vorsicht vergessen. Mein Freund war dort eingesperrt!
Nach und nach suchte ich jedes Fenster ab und wurde sehr schnell fündig: Es waren Fenster mit Doppelscheiben und an einem fehlte bereits die äussere Scheibe komplett. Bei näherem Hinschauen stand die Innere allerdings nur lose auf dem Rahmen, scheinbar kam hier öfter jemand her und es war einfach, sie herauszunehmen und in dem kleinen Zwischenraum der beiden Scheiben nieder zu stellen. Nichts stand dem Weg nach drinnen (oder in Jaaks Fall nach draussen) noch im Wege! Selbst ein Schrank befand sich dort, auf den man steigen konnte um in das Zimmer hinab zu klettern.
Das Problem: Jaak wusste nicht, dass sein Ausweg hier war.
Er war irgendwo, verloren in diesem riesigen Haus und meine leisen Schreie konnten ihn nicht erreichen, noch eher würden sie die neugieren Nachbarn herbeirufen.
Ich hatte keine Wahl. Also biss ich die Zähne zusammen und fluchte leise, kletterte dabei in das Haus hinein und rief immer wieder Jaaks Namen, was natürlich unbeantwortet blieb, da er sich ja in den oberen Etagen befand.
Glücklicherweise beleuchtete das Sonnenlicht, dass durch das Fenster hinein fiel, den gesamten nun vor mir liegenden Gang. Links machte ich einen Raum mit Glasscheiben auf einem Tisch aus. Die beleuchteten Räume auf der rechten Seite waren voll von Dreck und Staub, ansonsten aber leer. Kein Weg in die obere Etage.
Da musste ich also doch noch in die dunklen Räume auf der linken Seite und die Taschenlampe - die hatte ich natürlich im Kanu liegen gelassen! Alles was ich hatte war meine Kamera und das machte die ganze Angelegenheit irgendwie noch gruseliger: Ohne zu wissen was mich erwartete ging ich in einen Raum und drückte den Auslöser, jemand hätte direkt vor mir stehen können und ich hätte ihn erst hinterher auf dem Foto gesehen! Heraus kam so etwas:
Zum zweiten Mal auf meiner Reise beschloss ich, mir nie wieder einen Gruselfilm anzuschauen (was ich eigentlich sowieso nie mache). Ohne diese Filme wüsste ich ja gar nicht, dass in der Dunkelheit etwas sein kann, dass mich gruseln könnte.
Aber schliesslich fand ich einen weiteren Gang und Stufen hinauf, und auf einmal, als ich herauskam aus dem dunklen Keller und in die mit Sonnenlicht beleuchteten grossen Räume trat, da war der ganze Grusel verflogen. Vor mir lagen nur noch eine Unmenge an Zimmern, von deren Wänden zwar die Farbe blätterte, aber ansonsten waren sie so unschuldig und auch langweilig, wie eben ein leerstehender Raum sein kann.
Jaak fand ich allerdings nicht.
Die ganzen fünf oder sechs Stockwerke lief ich entlang, schaute in jeden Raum und rief in einem Fort seinen Namen. Keine Antwort. Das war dann doch etwas merkwürdig, musste er nicht hier sein?
Erst als ich zu einer verschlossenen Aussentür kam hörte ich ihn von draussen antworten: "Babsiiii?"
Super, da hatte er nach draussen gewollt und jetzt war er draussen, aber jetzt war ich drinne!
Schliesslich hatte er nämlich einen Tisch gefunden und ihn vor sein Einstiegsloch geschoben, auf ihn konnte er steigen und kletterte so denselben Weg ins Freie zurück, den er auch hinein gekommen war.
Ich versuchte ihm den Weg zu meinem Einstiegsfenster zu erklären, aber meine Konzentration war bereits ziemlich am Ende und heraus kam nur ein verwirrendes Geplänkel. Also wollte ich ihm entgegen kommen, aber auf einmal fand ich den Weg nach draussen nicht mehr! Ich lief in jedes Zimmer und jeden Gang und wurde langsam etwas panisch, ich hatte doch nicht einmal hier herein gewollt und nun steckte ich für immer hier fest!
Als ich den Gang nach unten schliesslich fand, war ich vollkommen perplex und wusste weder rechts noch links, ich lief einfach in die Dunkelheit hinein und war ungemein ehrleichtert, als Jaak mir bereits entgegen kam.
Nun waren wir Beide wieder etwas ruhiger und gingen noch einmal hinauf um uns alles anzuschauen. Es war eine alte Schule, genaugenommen ein Internat, welches wohl erst gegen 2008 geschlossen worden war. Wir fanden gemalte Bilder in einem Schrank mit Namen darauf und eine Tafel, auf der sich schon manch Einer verewigt hatte. Wir malten unser Bild dazu.
Dann stiegen wir denselben Weg hinaus, den wir auch hinein gestiegen waren.
Und nachdem sich dieses erst so gruselig erscheinende, alte Haus nur als eine alte Schule voller Licht und Weite herausgestellt hatte, hatten wir unsere Angst komplett verloren und zelteten für eine Nacht auf der grossen, grünen Wiese davor.
Er war irgendwo, verloren in diesem riesigen Haus und meine leisen Schreie konnten ihn nicht erreichen, noch eher würden sie die neugieren Nachbarn herbeirufen.
Ich hatte keine Wahl. Also biss ich die Zähne zusammen und fluchte leise, kletterte dabei in das Haus hinein und rief immer wieder Jaaks Namen, was natürlich unbeantwortet blieb, da er sich ja in den oberen Etagen befand.
Glücklicherweise beleuchtete das Sonnenlicht, dass durch das Fenster hinein fiel, den gesamten nun vor mir liegenden Gang. Links machte ich einen Raum mit Glasscheiben auf einem Tisch aus. Die beleuchteten Räume auf der rechten Seite waren voll von Dreck und Staub, ansonsten aber leer. Kein Weg in die obere Etage.
Da musste ich also doch noch in die dunklen Räume auf der linken Seite und die Taschenlampe - die hatte ich natürlich im Kanu liegen gelassen! Alles was ich hatte war meine Kamera und das machte die ganze Angelegenheit irgendwie noch gruseliger: Ohne zu wissen was mich erwartete ging ich in einen Raum und drückte den Auslöser, jemand hätte direkt vor mir stehen können und ich hätte ihn erst hinterher auf dem Foto gesehen! Heraus kam so etwas:
Zum zweiten Mal auf meiner Reise beschloss ich, mir nie wieder einen Gruselfilm anzuschauen (was ich eigentlich sowieso nie mache). Ohne diese Filme wüsste ich ja gar nicht, dass in der Dunkelheit etwas sein kann, dass mich gruseln könnte.
Aber schliesslich fand ich einen weiteren Gang und Stufen hinauf, und auf einmal, als ich herauskam aus dem dunklen Keller und in die mit Sonnenlicht beleuchteten grossen Räume trat, da war der ganze Grusel verflogen. Vor mir lagen nur noch eine Unmenge an Zimmern, von deren Wänden zwar die Farbe blätterte, aber ansonsten waren sie so unschuldig und auch langweilig, wie eben ein leerstehender Raum sein kann.
Jaak fand ich allerdings nicht.
Die ganzen fünf oder sechs Stockwerke lief ich entlang, schaute in jeden Raum und rief in einem Fort seinen Namen. Keine Antwort. Das war dann doch etwas merkwürdig, musste er nicht hier sein?
Erst als ich zu einer verschlossenen Aussentür kam hörte ich ihn von draussen antworten: "Babsiiii?"
Super, da hatte er nach draussen gewollt und jetzt war er draussen, aber jetzt war ich drinne!
Schliesslich hatte er nämlich einen Tisch gefunden und ihn vor sein Einstiegsloch geschoben, auf ihn konnte er steigen und kletterte so denselben Weg ins Freie zurück, den er auch hinein gekommen war.
Ich versuchte ihm den Weg zu meinem Einstiegsfenster zu erklären, aber meine Konzentration war bereits ziemlich am Ende und heraus kam nur ein verwirrendes Geplänkel. Also wollte ich ihm entgegen kommen, aber auf einmal fand ich den Weg nach draussen nicht mehr! Ich lief in jedes Zimmer und jeden Gang und wurde langsam etwas panisch, ich hatte doch nicht einmal hier herein gewollt und nun steckte ich für immer hier fest!
Als ich den Gang nach unten schliesslich fand, war ich vollkommen perplex und wusste weder rechts noch links, ich lief einfach in die Dunkelheit hinein und war ungemein ehrleichtert, als Jaak mir bereits entgegen kam.
Nun waren wir Beide wieder etwas ruhiger und gingen noch einmal hinauf um uns alles anzuschauen. Es war eine alte Schule, genaugenommen ein Internat, welches wohl erst gegen 2008 geschlossen worden war. Wir fanden gemalte Bilder in einem Schrank mit Namen darauf und eine Tafel, auf der sich schon manch Einer verewigt hatte. Wir malten unser Bild dazu.
Dann stiegen wir denselben Weg hinaus, den wir auch hinein gestiegen waren.
Und nachdem sich dieses erst so gruselig erscheinende, alte Haus nur als eine alte Schule voller Licht und Weite herausgestellt hatte, hatten wir unsere Angst komplett verloren und zelteten für eine Nacht auf der grossen, grünen Wiese davor.
Der "Garten" vor dem Haus, mit einem Teich und einem Steg auf dem 2 Stühle stehen |