Es gibt noch einen Vorteil an dem Leben hier - Ich bin immer noch frei dorthin zu gehen, wo ich hin gehen möchte.
Natürlich werde ich schon die meiste Zeit hier sein und Jaak unterstützen,
aber die Weihnachtszeit wollte ich sowieso in Deutschland, mit meiner Familie verbringen.
(Farm, Estland) |
Da sich ein Flug mehr lohnt, wenn man etwas länger bleibt, beschloss ich ungefähr einen Monat in Deutschland zu verbringen und noch Freunde in Erfurt zu besuchen.
Und da alle Anderen ja in dieser Zeit arbeiten, könnte ich genauso gut ebenfalls für eine Weile dort Geld verdienen!
Und da alle Anderen ja in dieser Zeit arbeiten, könnte ich genauso gut ebenfalls für eine Weile dort Geld verdienen!
Was bietet sich da in der Winter-Weihnachtszeit besser an als ein Weihnachtsmarkt!?
(Farm, Estland) |
Also, der Plan stand. Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt in Erfurt!
Ich bewarb mich über das Internet und schon wenige Tage später bekam ich Antwort von einer Töpferei, die Interesse zeigte.
Als wir noch am selben Abend telefonierten, wurden meine Hoffnungen allerdings für einen Moment wieder zunichtegemacht. Es würde Mitte Oktober ein Vorbereitungswoche in der Nähe von Köln geben, wobei uns Allen gezeigt wurde, was wir verkauften und wie wir es am Besten verkauften.
Ohne dieses Wochenende würde ich auch keinen Job bekommen. Aber wegen zwei Tagen nach Deutschland fliegen? Ein grosser Aufwand, der sich wahrscheinlich auch finanziell nicht wirklich lohnen würde.
(In der Nähe der Farm, Estland) |
Wahrscheinich wäre unsere Zusammenarbeit also schon in diesem Moment beendet gewesen,
hätte mein Gesprächspartner nicht diesen einen Satz gesagt, der mich für einen Moment sprachlos werden liess:
"Wir bezahlen dir den Flug."
Wirklich?? Sie würden tatsächlich jemanden aus Estland einfliegen lassen, anstatt jemanden aus Deutschland zu nehmen, der auf dem Weihnachtsmarkt Keramik verkauft??
Genaugenommen zahlten sie für alle Teilnehmer An- und Abreise, eine Nacht im Hotel und Essen für die zwei Tage.
Nur, dass eben kein Anderer so teuer und weit anreiste, wie ich...
"Verbinde das Wochenende doch gleich noch mit einem Familienbesuch, dann lohnt es sich für dich noch mehr", war die weitere Aussage meines Gesprächspartners...
Nun hiess es also nur noch einen Flug finden, der im preislichen Rahmen liegt und das war gar nicht so einfach, wie es scheint...
Nach vielen Überlegungen, gab es dann aber doch einen Plan.
Erst würde mich Jaak nach Riga in Lettland fahren, von dort aus würde ich nach Frankfurt/Hahn fliegen, mit dem Bus weiter nach Frankfurt und am nächsten Morgen in die Nähe Kölns, für das Vorbereitungswochenende.
Von dort aus ging es dann nach Leipzig, um meine Schwester für zwei Nächte in ihrer neuen Wohnung zu besuchen und schliesslich nach "Effelder", Thüringen, zu meinen Eltern.
Das passte super, denn meine kleine Schwester feierte ihren 18. Geburtstag und so konnte ich auch an unserem "Geschwisterwochende" teilnehmen!
10 Tage später würde es von Frankfurt aus wieder nach Riga gehen, Jaak wollte mich dort abholen.
Soweit so gut. Einen Plan zu machen ist immer gut, aber ob er dann auch Wahrheit wird?
In diesem Fall wurde alles genau so - wie ich es nicht geplant hatte.
Erst fand ich mein Handy nicht, dass heisst, ich könnte im Fall von Verspätungen auch Niemandem Bescheid sagen. Aber es würde schon alle gut gehen.
Jaak fuhr mich 3 Stunden nach Riga zum Flughafen und machte sich alleine auf den Heimweg.
Nach dem Einchecken und allem, was man am Flughafen eben so macht, hatte der Flug Verspätung. "Mehr Informationen in 30 Minuten".
Super. Ich hatte wirklich darauf vertraut, dass alles nach Plan verläuft und konnte nicht glauben, dass Dieser schon jetzt schief lief und ich mir Gedanken machen musste, wie ich, ohne Handy, den Leuten zu Hause Bescheid geben konnte.
Die Emails, die ich sofort schickte, wurden natürlich viel zu spät gelesen...
(Unsere Katze, Farm Estland) |
Aber es kam noch verrückter.
Nach ein paar Verspätungen, liessen sie den Flug nämlich einfach ausfallen! Das Flugzeug konnte wegen dem Wetter nicht landen und musste eine andere Stadt anfliegen. Und auch als das Wetter besser wurde, kam es nicht, um uns noch abzuholen.
Einen Moment lang fühlte ich mich überfordert und erschöpft von der auf mich einstürzenden Situation.
Müde, kein Flug, kein Essen, kein Vorbereitungswochenende, keinen Job, kein lettisches Geld, keine Unterkunft für die Nacht, keine Möglichkeit heute noch nach Estland zu kommen, keine Lust auf solche Abenteuer...
(In der Nähe der Farm, Estland) |
Aber man muss die Abenteuer nehmen, wie sie kommen!
10 Stunden verbrachte ich an diesem Tag im Flughafen, denn nun hiess es eine Ewigkeit anstehen, um herauszufinden, wie es weiter gehen kann. Überall tippten die Menschen panisch in ihre Handys und buchten sich überteuerte Flüge und 24 Stunden lang fahrende Busse, denn die Ersten in der Reihe würden wohl die besten Umbuchungsflüge wegschnappen.
Einige von Ihnen stornierten den gerade gebuchten Flug schon 10 Minuten später, weil Ryanair ihnen dann eben doch noch eine günstigere Option bot...
(Unsere Katze) |
In diesem Fall war es wohl gut, dass ich kein Handy bei mir hatte, um mir zu früh etwas Anderes zu suchen.
Eigentlich hatte ich Freitags nach Frankfurt/ Hahn fliegen wollen, nun bekam ich einen Umbuchungsflug am Sonntag nach Düsseldorf.
Nicht ganz wo ich hin wollte und auch zwei Tage zu spät, aber immerhin Deutschland.
Zu dem Vorbereitungswochenende würde ich es dann natürlich nicht mehr schaffen - und mein Job auf dem Weihnachtsmarkt wäre deshalb wohl auch weg.
Aber ich würde trotzdem fliegen.
Der Rückflug war sowieso bezahlt (auch wenn es aussah, als müsste ich für den Flug jetzt doch selbst aufkommen) und ich wollte zum Geburtstag meiner Schwester da sein.
Der Rückflug war sowieso bezahlt (auch wenn es aussah, als müsste ich für den Flug jetzt doch selbst aufkommen) und ich wollte zum Geburtstag meiner Schwester da sein.
(Farm, Estland) |
Es war 23.00 Uhr als ich den Flughafen verliess und den letzten Bus in die Stadt erwischte.
Über mir starteten andere Flugzeuge ihren langen Weg, unter Anderem von "Ryanair" ...
Da ich kein lettisches Geld hatte ("Lats") und die Wechselstube im Flughafen schon zu war, bezahlte mir ein deutsches Mädel mein Busticket in die Stadt.
Es war stockdunkel draussen und ich hoffte genau diese eine Strasse und genau dieses eine Hostel zu finden, dass ich in Riga kannte.
Ungefähr kam ich raus, wo ich rauskommen wollte, fragte und fand schliesslich das Hostel.
Ich hoffte so sehr, sie wären nicht voll belegt...
Aber natürlich waren sie voll, kein Bett mehr frei.
Netterweise zeigte mir die Rezeptionistin auf der Karte das nächste Hostel, denn ohne Internet und Karte, wäre diese Suche kompliziert geworden.
Auch das nächste Hostel war voll belegt. Aber glücklicherweise waren in diesem einen Gebäude fünf verschiedene Unterkünfte und ich fand um 00.30 Uhr schliesslich ein Bett für die nächsten zwei Nächte!
(Farm, Estland) |
Da konnte ich mir am nächsten Tag also endlich einmal die Altstadt von Riga anschauen.
Nach meinem ersten Gespräch mit der Töpferei dachte ich noch, keinen Job mehr zu haben.
Aber, unglaublich, sie buchten erneut ein Hotelzimmer für mich, bezahlten meinen Flug und wollten mich ganz alleine, im Schnellverfahren unterrichten!
Das ich nun in Düsseldorf anstatt in Frankfurt ankommen würde, war ja Glück im Unglück, da es näher bei Köln liegt.
Am Sonntag war das Wetter wieder schlecht, dann hatte der Flug Verspätung, dann mussten wir alle die Abflugsstelle wechseln... und dann war ich plötzlich mit 48 Stunden Verspätung in Deutschland.
Weiter ging´s mit dem Bus, dann mit dem Zug und angekommen in dem Dorf, Nähe Köln, in welchem das Seminar stattfinden würde, hatte ich weder ein Handy, noch eine Nummer um meinen neuen Arbeitgebern zu berichten, dass ich da war.
(In der Nähe der Farm, Estland) |
Eine Töpferei in einem Dorf zu finden ist auch nicht allzu schwer, nur, dass Niemand in der Töpferei zugegen war!
Ich klingelte im Büro und bei den Nachbarn, Keiner da.
Dann bemerkte ich noch eine Töpferei gegenüber und fragte einen Mann, der gerade aus dem Auto ausstieg, um eine Kontaktaufnahme mit deren Chef´s.
Kurz später kam heraus, dass diese Töpferei gar nicht die Richtige ist und ich doch wieder auf die andere Seite müsste. Wo Niemand war.
Wo die Verantwortlichen der Töpferei wohnten, wusste der Mann nicht, aber netterweise zeigte er mir das Haus der Eltern und ich klingelte bei einer älteren Dame, die von dieser Situation ein wenig verwirrt erschien.
Aber letztendlich empfing mich einer der drei Söhne, die alle in der Töpferei arbeiteten.
Kurz später traf auch der Mann ein, mit dem ich eigentlich verabredet war und der eigentliche "Kurs" begann am nächsten Morgen.
(In der Nähe der Farm, Estland) |
Ich werde 240 verschiedene Dinge verkaufen, wir gingen den ganzen Lieferschein durch und ich baute nach einem Foto den Stand auf.
Und dann kam der Anruf. Da ich ein ungebundener Mensch bin, der in der Regel überall arbeiten könnte, war aus dem Erfurter Weihnachtsmarkt, mittlerweile schon der Dresdener Weihnachtsmarkt geworden. Da würde ich nicht 7 Tage die Woche, täglich 10-11 Stunden arbeiten, sondern hätte noch ein wenig Freizeit.
Aber in diesem Anruf, teilte mein zukünftiger Dresdener Kollege den Chef´s mit, dass seine Freundin doch auch arbeiten möchte. Quasi an meiner Stelle. Und da er schon lang dabei ist und quasi "zur Familie gehört", konnten sie ihm seinen Wunsch auch nicht einfach so abschlagen.
Mich wollten sie aber auch nicht ohne Job nach Hause schicken und nach einigen Überlegungen, wurde ich auf den Weihnachtsmarkt in "Düren" verlegt, das ist in der Nähe von Köln.
(In der Nähe der Farm, Estland) |
So ein Hin- und Her! Aber trotz allem empfinde ich die Personen dort als sehr angenehme Menschen und bin gespannt auf unsere Zusammenarbeit.
Eigentlich wollte ich Abends mit einer Mitfahrgelegenheit nach Leipzig fahren, aber als ob ich es geahnt hätte - Die Mitfahrgelegenheit war ausnahmsweise schon einen Tag früher gefahren.
Ich dachte nicht, dass ich es mit dem Zug noch nach Leipzig schaffen würde, deshalb buchten mir meine neuen Arbeitgeber ein Ticket nach Thüringen.
Erst als ich am Bahnhof war, sah ich, dass derselbe Zug auch nach Leipzig gefahren wäre...
(Farm, Estland) |
Gerade so schaffte ich den Zug, allerdings ohne ausgedrucktes Ticket. In Köln versuchte ich es erneut am Automaten - aber da war kein Ticket auf der angegebenen Nummer gespeichert!
Also ging ich zur Bahn-Infostelle, von dort wurde ich zur Bahn-Servicestelle geschickt und als ich mein Anliegen hervor bringen wollte, musste ich erst eine Nummer ziehen und warten.
15 Nummern später war ich an der Reihe, aber der Bahnbeamte konnte auch kein Ticket unter meinem Namen oder der angegebenen Nummer finden. Er lieh mir sein Telefon.
Die Agentur über die es gebucht war, löschte die Nummer und stellte mir ein neues Ticket, unter einer neuen Nummer, aus.
Alles ging gut dieses Mal, aber mein Zug war natürlich weg. Wieder eineinhalb Stunden Verspätung.
(Hagebutten sammeln mit meiner Familie) |
In zwei Miunten rannte ich zum Zug und gönnte mir einen Moment der Ruhe.
Aber ich hatte zu viel geruht. Kurz bevor ich am Frankfurt Hauptbahnhof aussteigen wollte, schaute ich auf meine Fahrkarte und sah, dass ich schon am Frankfurt Flughafen, also vor einer Haltestelle hatte aussteigen müssen! Dumm gelaufen...
Netterweise halfen mir die Kontrolleure und suchten eine Verbindung, mit der ich eine Haltestelle fahren musste und meinen Anschlusszug noch bekommen konnte.
Wieder hatte ich nur zwei Minuten zum Umsteigen und als ich zum angegebenen Gleis kam - stand da weder ein Zug, noch eine Anzeige, dass überhaupt ein Zug kommen würde.
Schnell wühlte ich mich durch alle Pläne um heraus zu finden, in welche Richtung mein Zug gehen würde. Ich fand ihn am Nachbargleis und er fuhr mit mir zusammen ab.
Bis "Mühlhausen", meiner Endhaltestelle, verlief nun alles nach Plan.
Nur, dass meine Eltern nicht wussten, dass ich kommen würde und das meine Schwester in Leipzig nicht wusste, dass ich nicht kommen würde. Wie gesagt - eine Handy hatte ich nicht.
Die erste Passantin im Zug, die ich um einen Anruf bat, sagte, sie hätte kein Handy.
Als ich aber beim Aussteigen dieselbe Frage der Kontrolleurin stellte, gab sie mir, nach kurzem Zögern, sogar ihr privates Handy!
20 Minuten später wurde ich abgeholt und fuhr zu meinem Elternhaus, in welchem ich nun gerne für eine Woche etwas Ruhe genoss.
So richtig ruhig war es dann aber auch doch nicht, denn wir hatten eine tolle Zeit mit der ganzen Familie, endlich waren mal wieder Alle angereist und beisammen!
An einem der Tage fuhren wir an eine schöne Stelle im Wald, entzündeten ein Feuer, assen dort Stockbrot, spielten ein paar Spiele und genossen herbstliche Sonne und gute Laune.
(Farm, Estland) |
Schnell wühlte ich mich durch alle Pläne um heraus zu finden, in welche Richtung mein Zug gehen würde. Ich fand ihn am Nachbargleis und er fuhr mit mir zusammen ab.
Bis "Mühlhausen", meiner Endhaltestelle, verlief nun alles nach Plan.
(In der Nähe der Farm, Estland) |
Die erste Passantin im Zug, die ich um einen Anruf bat, sagte, sie hätte kein Handy.
Als ich aber beim Aussteigen dieselbe Frage der Kontrolleurin stellte, gab sie mir, nach kurzem Zögern, sogar ihr privates Handy!
20 Minuten später wurde ich abgeholt und fuhr zu meinem Elternhaus, in welchem ich nun gerne für eine Woche etwas Ruhe genoss.
So richtig ruhig war es dann aber auch doch nicht, denn wir hatten eine tolle Zeit mit der ganzen Familie, endlich waren mal wieder Alle angereist und beisammen!
An einem der Tage fuhren wir an eine schöne Stelle im Wald, entzündeten ein Feuer, assen dort Stockbrot, spielten ein paar Spiele und genossen herbstliche Sonne und gute Laune.
Ein schöner Familienausflug. |
Ich durfte Feuer machen. |
Gleich nebenan war ein Tunnel, unter dem Schienen verliefen. Dort fuhren die "Draisinen". Mit solch einer Draisine waren auch Jaak und Ich vor einem Jahr gefahren. |
Stockbrot über dem Feuer. |
Und auch Spiegeleier kann man über einem Lagerfeuer braten! |
Der Versuch mit einem Stock, einem Schnürsenkel und einem Holz Feuer zu machen, scheiterte leider, da der Stock einfach nicht gerade stehen wollte. |
Dafür gelang das Eier - kochen - Projekt! Einfach in Alufolie einwickeln, Wasser darauf und zusammen knüllen ... |
... ab in´s Feuer... |
... und dann ist Babsi leider aus Versehen darauf getreten :) Eine Hälfte war aber noch essbar und lecker! |
Beim "Wikingerschach" muss man mit kleineren Stöcken, die stehenden Holzklötze, des gegnerischen Teams abwerfen. |
Auf dem Heimweg lief FAST alles wie geplant. Erst fuhr ich doch noch zu meiner Schwester nach Leipzig und dann mit dem Bus nach Frankfurt. Wieder mit 45 Minuten Verspätung.
Genau eine Stunde schlief ich bei der Schwester meines Schwagers, denn schon Morgens um 3.15 Uhr musste ich wieder los, um den Bus zu nehmen, der mich zu meinem frühen Flug brachte.
Ein Flug, der ausnahmsweise mal keine Verspätung hatte.
Da mich Jaak nun aber doch nicht in Riga abholen konnte, musste ich mir noch einen ganzen, schläfrigen Tag in dieser Stadt vertreiben, bevor ich vier Stunden mit dem Zug und eine weitere Stunde mit dem Auto, zurück zur Farm fuhr.
Was für eine Tour, die mehr aus Fahren und Fliegen bestand, alls aus "irgendwo ankommen".
Es kommt doch nicht allzu oft vor, dass man sich nach einer Reise erst einmal von seiner Reise erholen muss!
(Farm, Estland) |
Und um nun auch die neuesten Neuigkeiten zu berichten - Ich werde nun
doch nicht in "Düren" auf dem Weihnachtsmarkt arbeiten, sondern in
"Oberhausen" :)
Nächste Woche geht es los!
Nächste Woche geht es los!
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