Mein erster Stop auf dieser Reise war tatsächlich nicht Spanien, sondern Südtirol in Italien!
Das war nicht direkt auf dem Weg... Genaugenommen nahm ich dafür ungefähr 20 Stunden Fahrtzeit auf mich. Aber ich wollte sehr gerne eine Freundin wiedersehen, die ich damals in Australien kennengelernt hatte!
Nadja! Meine ehemalige Reisekollegin in Australien, jetzt besuchte ich sie in Südtirol. |
Mit dem Fernubus fuhr ich nach "Meran" und dann weiter mit dem Zug nach "Schlanders", ein Dorf in Südtirol.
In "Meran" |
Ich war in einer Gegend gelandet, die irgendwie nach Österreich aussah und deren Einwohner fast alle deutsch als Muttersprache sprachen.
Aber es war irgendwie, irgendwann in der Geschichte nach Italien geraten und nun waren die Menschen dort eben in Italien. Alle Orte erhielten, trotz allem, zwei Namen, einen Deutschen und einen Italienischen.
Alle Orte hier hatten zwei Namen. Einen deutschen und einen italienischen. |
Wir verbrachten viel Zeit mit quatschen, aber gelegentlich ging ich auch spazieren und sah den Schnee in den Bergen! Es erinnerte mich wirklich sehr an den Anfang der letzten Reise, als wir in "Voralberg", in Österreich gestartet hatten.
Ich bereute nicht, diesen kleinen Umweg zurückgelegt zu haben. Diese Freundschaft war es wert.
Freudig erhielt ich auf diesem Weg zum Flugzeug eine besondere Info - Pascal, unser treuer Begleiter vom Jakobsweg, war auch in Malaga. Genau dort, wo ich gerade hinflog!
In Schlanders, Südtirol |
Das hieß, dass der letzte Bus in die Stadt nun schon gefahren war und ich zerbrach mir den Kopf, wie ich nun ins Zentrum kommen könnte.
Aber das Schicksal war einmal mehr auf meiner Seite und ich lernte ein nettes deutsches Paar neben mir kennen, die mich schließlich in ihrem gemieteten Auto mitnahmen.
Später auf ihrer Reise, würden sie mich dann sogar in Granada, in "meinem" Hostel besuchen kommen!
Genau unter diesem Orangenbaum in Malaga, hatte ich damals mit den Anderen Straßenmusik gemacht. |
Als ich dann nachts um 3 Uhr lautstark die Klingel des Hostels betätigte, mit einer betrunkenen Spanierin an meiner Seite, die mir netterweise den Weg gezeigt hatte, waren die Leute dort nicht allzu begeistert. Aber ich hatte doch angekündigt, dass ich spät kommen würde!
Pascal hatte ein paar orange Handschuhe und ein Überraschungsei für mich hinterlassen, zum Zeichen, dass er wusste, wo ich mich befand. Das rührte mich ungemein.
Mit Pascal, unserem treuen Gefährten vom Jakobsweg |
Gemeinsam zogen wir einen Tag lang durch Malaga und fuhren dann gemeinsam nach Granada, wo Pascal noch ein paar Tage mit im Hostel wohnte.
Pascal |
Überall sonnten sich die Katzen auf den Dächern. |
Richtig froh war ich, dass ich sie Jemanden zeigen konnte. Ein paar Orte kannte ich hier ja schon.
Dann tranken wir eine letzte heiße Schokolade und aßen "Churros" zusammen und Pascal machte sich auf, nach Chile.
Aber das war ok, ich war im Hostel angekommen.
Mit 6 Leuten teilten wir uns ein Zimmer, dass, ehrlich gesagt, nicht gerade das Schönste und Gößte war. Am Anfang wurde der Raum gleichzeitig als Lagerraum benutzt und es stand dort, unter Anderem, ein Einkaufswagen mit einer Menge Zeug.
Ein vollgestelltes Zimmer... |
Der junge Hausmeister kam immer wieder und schnitt große, rechteckige Löcher in die Deckenplatte. Irgendetwas wollte er reparieren, dann erwischte er die falsche Stelle und schnitt einfach noch ein weiteres Loch daneben...
Einmal hat er dann ein wirklich großes Loch geschnitten und siehe da - da oben verbarg sich ein "geheimer" Raum und der einzige Weg dort hin zu gelangen, ist durch die Decke!
Löcher über Löcher... Das große Loch links, ist der einzige Zugang zum Dachboden! |
Denn es machte den Raum irgendwie individuell. Das Hostel ist ansonsten sehr sauber, ordentlich und weiß. Da war ich froh, dass sich unser Raum irgendwie abhebt.
Vielleicht werden mich Einige für verrückt erklären. Sich mit 26 Jahren wochenlang einen Raum mit 5 oder 6 anderen Leuten teilen und dabei noch Spaß haben. Aber ich merkte, dass war genau das, was ich gerade brauchte. Als Kind hatte ich mir immer gewünscht in einem Internat zu wohnen, so wie bei Schloß Einstein. Und nun war ich endlich dort angekommen und hatte mir meinen Kindheitstraum erfüllt.
Wir Freiwilligen arbeiteten 5 Tage die Woche für je 4 Stunden am Tag. Es gab eine frühe Schicht, in der wurden hauptsächlich Betten gemacht, die Küche gereinigt, Kaffee gekocht, die schwarzen Striemen an den Wänden abgewaschen... In der späten Schicht lag der Hauptschwerpunkt auf Wäsche sortieren und Ordnung halten.
Betten machen... |
Keine schweren Aufgaben also, Jeder konnte das. Und trotz allem wichtig - die Freiwilligen machen echt einen beachtlichen Teil des Hostellebens aus!
Wände von schwarzen Striemen reinigen. |
Ganz in der Nähe Granadas, befindet sich eine riesige Gebirgskette, "Sierra Nevada" ganannt ("verschneite Berge"). Man kann sie von Granada aus immer sehen und während man hier im T-Shirt umher läuft, ist dort meist Schnee.
Eines späten Abends erfuhr ich von meiner Freiwilligen-Kollegin, dass sie am nächsten Tag dort hinfahren würde. Ich liebe Spontanaktionen und schloss mich sofort an, für den nächsten Morgen.
Nicht einmal Essen konnte ich noch besorgen, aber wir hatten Glück - in einer kleinen Bude in den Bergen gab es jeden Montag Essen für 50 Cent.
Man hätte dort Ski fahren und snowboarden können, aber wir liefen einfach umher.
Dann hörte der Weg auf einmal auf, als er am schönsten war und wir steckten in der Mitte des Waldes, irgendwo in den Bergen. Also schlugen wir einfach eine ungefähre Richtung ein und endeten schliesslich auf der Straße Richtung Skiresort.
Wo ist der Weg? |
So verbrachten wir den Tag laufend und trampend und entspannend in der Sonne, im Schnee.
Ich mochte immer diese kleinen Ausflüge in die Natur. Ein anderes Mal, lief ich mit Jemand Anderem vom Hostel, einfach durch die Hügel um Granada.
Hier gibt es unzählige kleine Pfade, die man einschlagen kann! |
Dann machten wir Picknick, entspannten und gingen später wieder zurück ins Hostel. Nach der Ruhe, freute ich mich immer wieder auf die vielen Menschen dort.
Die Freiwilligen waren tatsächlich wie eine kleine Familie für mich. Während die Gäste kommen und nach wenigen Tagen wieder gehen, bleiben die Freiwilligen immerhin für mindestens einen Monat, oft länger. Irgendwann ist man über den Smalltalk hinweg und hat Menschen, mit denen man auch über tiefgründige Dinge erzählen kann. Das ist mir sehr wichtig.
Man erzählt, man schweigt zusammen. Man lässt Jemanden in Ruhe wenn er schlafen will und respektiert seine Bedürfnisse. Wer das Leben mit anderen Menschen auf eingstem Raum noch nicht gelernt hat, der lernt es spätestens jetzt.
Ein Miteinander, kein Gegeneinander. Immer wieder gibt es Leute, die man weniger mag, aber ich finde, dass man mit Jedem klar kommen kann. Jeder hat seine eigenen, kleinen Macken. Man muss nur den richtigen Abstand zu jeder Person finden und dementsprechend viel oder weniger Zeit mit ihnen verbringen.
Auch sind viele Musiker dabei und so haben wir immer unsere eigene, kleine "Hostelband".
Wir gingen gemeinsam und sahen uns Sonnenuntergänge über der Stadt an. Oder wir gingen für ein Getränk in die Bar und bekamen kostenlos Tapas, einen kleinen Snack dazu. Manchmal gingen wir auch tanzen, Salsa und Flamenco werden hier ja ganz groß geschrieben. Aber ich bevorzugte immer eher die ruhigen Abende, voller interessanter Gespräche.
Zweimal hatte einer der Freiwilligen Geburtstag und ich wollte unbedingt einen Kuchen backen! In anderen Ländern praktiziert man das nicht so, es werden einfach Kuchen gekauft und schon bedruckte Glückwunschkarten verschenkt. Aber ich wollte es etwas persönlicher haben.
Wir haben keinen Ofen im Hostel und keine wirkliche Kuchenform. Ich suchte ein Rezept mit 4 Zutaten heraus und fand davon 2 in spanischen Einkaufsläden. Nicht einmal dunklen Kakao gab es.
Also endete mein erster Kuchen in abwechselnd Schichten aus geschmolzener Schokolade und Keksen.
Ungebacken und zubereitet in einer Pfanne als Form, in unserem Zimmer, inmitten Unordnung und Kosmetikartikeln.
Jaak und ich waren nun seit ca. 1 Jahr und 3 Monaten getrennt und waren spärlich in Kontakt geblieben. Er hatte die letzten Monate in Marokko verbracht und nun wollte es der Zufall, dass er an Granada vorbei kam, um langsam wieder Richtung Frankreich zu reisen. Er war mit seinem Motorrad unterwegs und fuhr dann weiter durch Frankreich und Deutschland.
Wir waren wohl Beide gespannt, wie es sein würde, sich hier wieder zu sehen.
3 Nächte schlief er hier im Hostel und ein neuer Schritt Richtung Freundschaft wurde erschritten.
Wie gesagt, man muss nur den richtigen Abstand zu jeder Person finden. Waren wir uns einmal ganz nah, braucht es jetzt eben etwas mehr Abstand. Es war eine gutes Treffen.
In den letzten Wochen bestand meine Arbeit nicht mehr aus Betten machen. Ich hatte mein Interesse für die Rezeption bereits bekundigt und da nun Jemand krank war, konnte ich ein paar Mal die Nachtschicht übernehmen. Das war jedes Mal sehr aufregend für mich und ich hoffte immer, dass nichts passieren würde, dass ich nicht vorhersehen könnte. Und das die Menschen nicht mit komplizierten, spanischen Worten auf mich einreden würden.
Aber natürlich passierte jedes Mal etwas Unvorhergesehenes! Sei es ein Gast, der spontan auf spanisch einchecken wollte und dem ich irgendwie, im großen Computersystem, ein freies Bett besorgen musste. Oder es war kein Wechelsgeld da. Oder ich fand die Beschreibung zur Busstation nicht. Oder ich musste in einer Nacht 5 Taxis rufen, die Leute dort konnten dann zum Glück auch Englisch sprechen.
Mehrmals weckte ich mitten in der Nacht Jemanden von meinen Mitarbeitern, um wichtige Fragen zu stellen.
Und saß ich manchmal noch so verzweifelt da - am Ende der Nacht war immer alles gut.
Von 00.00 Uhr - 8.00 Uhr ging die Schicht und ich hatte nie die geringste Gelegenheit, müde zu werden. Ich füllte Zettel mit den Daten der Kunden aus, die sie später unterschreiben mussten. Und ich schickte die Reisepass-Daten der hinzugekommenen Gäste an die Polizei - ja, die Polizei weiß von jedem Gast, der in ein Hostel eincheckt!
Ich machte Checkouts der Gäste die gingen und gab die Kaution zurück. Und ich reinigte alle öffentlichen Räume, machte die Wäsche und teilte den Gästen mit, dass sie nun leise zu sein hatten. Letzteres war für mich wohl die schwerste Aufgabe.
Aber machte ich auch jedes Mal irgendeinen Fehler - gleichzeitig hatte ich 20 Dinge richtig gemacht und war stolz auf mich. Ich hatte tatsächlich dazu gelernt und konnte in die Arbeit an der Rezeption hineinschnuppern.
Irgendwie vermisste ich aber doch die kleinen, einjährigen Kinder, die einfach genau sind, wie sie sich fühlen. Weinen wenn sie traurig sind, lachen wenn es ihnen gut geht, kuscheln wenn sie Liebe brauchen.
In jeglichem "Unternehmen", finde ich die Menschlickeit oft aufgesetzt. Leute lachen, weil es höflich ist und nicht, weil sie es fühlen. Sie schreien nicht, obwohl sie sich vielleicht aufregen möchten. Sie sind distanziert. Man bietet Dinge an, weil es eben ein Geschäft ist, nicht, weil man es im Herzen möchte. Nicht wie die Umarmung, die man einem Kind aus purer Liebe geben mag.
Ein weiteres interessantes Ereignis, dass allerdings erst einmal einschüchternd wirkt, sind die Prozessionen in der Karwoche, die im ganzen Gebiet Andalusiens stark verbreitet sind.
Es sind Prozessionen der Reue, im 14. Jahrhundert waren öffentliche Geißelungen zur Vergebung der Sünden gemeinhin anerkannt. Katholische Bruderschaften ziehen mit Kerzen von ihren Kirchen aus durch die Stadt, gekleidet in Umhänge, die leider stark an den "Ku-Klux-Clan" erinnern. Auch wenn ich gehört habe, dass eigentlich der "Ku-Klux-Clan" die Kostümidee nachgemacht hat, kann ich diesen Gedanken nicht vertreiben...
Es sind vor allem diese Kostüme, die bei Unbekannten ein merkwürdiges Gefühl hinterlassen. Und vielleicht die Begeisterung, mit der junge und alte Menschen stundenlang laufen, stundenlang warten, sich durch eine menschenverstopfte Stadt drängeln um in der ersten Reihe zu stehen...
Die Straßen sind gesperrt und Straßenhändler verkaufen Früchte und Trommeln für Kinder.
Denn die Prozessionen sind begleitet von Musikkapellen, die die Kinder dann aus Spaß mit ihren Trommeln begleiten.
Die Bruderschaften tragen sogenannte "Pasos". Diese zeigen Szenen der Passion, des Todes und der Auferstehung Jesu oder auch die Jungfrau Maria. 20-50 Menschen werden benötigt um einen "Pasos" zu tragen und die Träger können nichts sehen, während sie unter diesen Pasos stehen. Denn die sind rundherum mit Tüchern verhangen und verdecken die Träger. Ein Anführer leitet sie durch die Straßen. Die staunende Menschenmenge fing oft an zu klatschen, wenn wieder ein "Paso" vorbeigezogen kam.
Bis zu 8 Stunden kann eine Prozession gehen und an etlichen Stellen, sind Logen und Klappstühle aufgestellt, die man mieten kann. An die Kinder werden Süßigkeiten verteilt, um ihre Angst zu vertreiben. Oder sie sammeln Wachs. Dabei werden die Kerzenträger gebeten etwas Wachs auf eine Kugel des Kindes tropfen zu lassen, die dann im Laufe der Woche immer weiter anwächst.
Irgendwann wurden die Prozessionen für uns tatsächlich auch anstrengend. Die Straßen waren so verstopft und gesperrt, dass aus einem 5 Minuten Weg zum Hostel, auch leicht einmal eine dreiviertel Stunde Laufen wurde...
Neben dem bewegten Leben in der Stadt, baute ich mir aber auch noch ein anderes Leben hier auf.
In der Natur. Genaugenommen in ein paar Höhlen, die Menschen hier bewohnen und somit ein ganz anderes Leben führen, als wenn sie in einem Haus leben würden.
Aber dazu mehr im nächsten Eintrag.
Auch sind viele Musiker dabei und so haben wir immer unsere eigene, kleine "Hostelband".
Wir gingen gemeinsam und sahen uns Sonnenuntergänge über der Stadt an. Oder wir gingen für ein Getränk in die Bar und bekamen kostenlos Tapas, einen kleinen Snack dazu. Manchmal gingen wir auch tanzen, Salsa und Flamenco werden hier ja ganz groß geschrieben. Aber ich bevorzugte immer eher die ruhigen Abende, voller interessanter Gespräche.
Einrad fahren! |
"Pequena Lulu", das Geburtstagskind darf mit einem Besen so lange auf die Box einschlagen, bis sie aufplatzt. Und heraus kommen - viele bunte Süßigkeiten! |
Wir haben keinen Ofen im Hostel und keine wirkliche Kuchenform. Ich suchte ein Rezept mit 4 Zutaten heraus und fand davon 2 in spanischen Einkaufsläden. Nicht einmal dunklen Kakao gab es.
Also endete mein erster Kuchen in abwechselnd Schichten aus geschmolzener Schokolade und Keksen.
Ungebacken und zubereitet in einer Pfanne als Form, in unserem Zimmer, inmitten Unordnung und Kosmetikartikeln.
Kuchen backen in einfachsten Bedingungen! |
Jaak und ich waren nun seit ca. 1 Jahr und 3 Monaten getrennt und waren spärlich in Kontakt geblieben. Er hatte die letzten Monate in Marokko verbracht und nun wollte es der Zufall, dass er an Granada vorbei kam, um langsam wieder Richtung Frankreich zu reisen. Er war mit seinem Motorrad unterwegs und fuhr dann weiter durch Frankreich und Deutschland.
Wir waren wohl Beide gespannt, wie es sein würde, sich hier wieder zu sehen.
3 Nächte schlief er hier im Hostel und ein neuer Schritt Richtung Freundschaft wurde erschritten.
Wie gesagt, man muss nur den richtigen Abstand zu jeder Person finden. Waren wir uns einmal ganz nah, braucht es jetzt eben etwas mehr Abstand. Es war eine gutes Treffen.
In den letzten Wochen bestand meine Arbeit nicht mehr aus Betten machen. Ich hatte mein Interesse für die Rezeption bereits bekundigt und da nun Jemand krank war, konnte ich ein paar Mal die Nachtschicht übernehmen. Das war jedes Mal sehr aufregend für mich und ich hoffte immer, dass nichts passieren würde, dass ich nicht vorhersehen könnte. Und das die Menschen nicht mit komplizierten, spanischen Worten auf mich einreden würden.
Arbeit an der Rezeption... |
Aber natürlich passierte jedes Mal etwas Unvorhergesehenes! Sei es ein Gast, der spontan auf spanisch einchecken wollte und dem ich irgendwie, im großen Computersystem, ein freies Bett besorgen musste. Oder es war kein Wechelsgeld da. Oder ich fand die Beschreibung zur Busstation nicht. Oder ich musste in einer Nacht 5 Taxis rufen, die Leute dort konnten dann zum Glück auch Englisch sprechen.
Mehrmals weckte ich mitten in der Nacht Jemanden von meinen Mitarbeitern, um wichtige Fragen zu stellen.
Und saß ich manchmal noch so verzweifelt da - am Ende der Nacht war immer alles gut.
Von 00.00 Uhr - 8.00 Uhr ging die Schicht und ich hatte nie die geringste Gelegenheit, müde zu werden. Ich füllte Zettel mit den Daten der Kunden aus, die sie später unterschreiben mussten. Und ich schickte die Reisepass-Daten der hinzugekommenen Gäste an die Polizei - ja, die Polizei weiß von jedem Gast, der in ein Hostel eincheckt!
Ich machte Checkouts der Gäste die gingen und gab die Kaution zurück. Und ich reinigte alle öffentlichen Räume, machte die Wäsche und teilte den Gästen mit, dass sie nun leise zu sein hatten. Letzteres war für mich wohl die schwerste Aufgabe.
Eine Gruppe aus sehr individuellen, unglaublich netten Deutschen! |
Irgendwie vermisste ich aber doch die kleinen, einjährigen Kinder, die einfach genau sind, wie sie sich fühlen. Weinen wenn sie traurig sind, lachen wenn es ihnen gut geht, kuscheln wenn sie Liebe brauchen.
In jeglichem "Unternehmen", finde ich die Menschlickeit oft aufgesetzt. Leute lachen, weil es höflich ist und nicht, weil sie es fühlen. Sie schreien nicht, obwohl sie sich vielleicht aufregen möchten. Sie sind distanziert. Man bietet Dinge an, weil es eben ein Geschäft ist, nicht, weil man es im Herzen möchte. Nicht wie die Umarmung, die man einem Kind aus purer Liebe geben mag.
Ein weiteres interessantes Ereignis, dass allerdings erst einmal einschüchternd wirkt, sind die Prozessionen in der Karwoche, die im ganzen Gebiet Andalusiens stark verbreitet sind.
Es sind Prozessionen der Reue, im 14. Jahrhundert waren öffentliche Geißelungen zur Vergebung der Sünden gemeinhin anerkannt. Katholische Bruderschaften ziehen mit Kerzen von ihren Kirchen aus durch die Stadt, gekleidet in Umhänge, die leider stark an den "Ku-Klux-Clan" erinnern. Auch wenn ich gehört habe, dass eigentlich der "Ku-Klux-Clan" die Kostümidee nachgemacht hat, kann ich diesen Gedanken nicht vertreiben...
Es sind vor allem diese Kostüme, die bei Unbekannten ein merkwürdiges Gefühl hinterlassen. Und vielleicht die Begeisterung, mit der junge und alte Menschen stundenlang laufen, stundenlang warten, sich durch eine menschenverstopfte Stadt drängeln um in der ersten Reihe zu stehen...
Die Straßen sind gesperrt und Straßenhändler verkaufen Früchte und Trommeln für Kinder.
Denn die Prozessionen sind begleitet von Musikkapellen, die die Kinder dann aus Spaß mit ihren Trommeln begleiten.
Die Bruderschaften tragen sogenannte "Pasos". Diese zeigen Szenen der Passion, des Todes und der Auferstehung Jesu oder auch die Jungfrau Maria. 20-50 Menschen werden benötigt um einen "Pasos" zu tragen und die Träger können nichts sehen, während sie unter diesen Pasos stehen. Denn die sind rundherum mit Tüchern verhangen und verdecken die Träger. Ein Anführer leitet sie durch die Straßen. Die staunende Menschenmenge fing oft an zu klatschen, wenn wieder ein "Paso" vorbeigezogen kam.
Ein "Paso", das von 20-50 Menschen getragen wird. |
Irgendwann wurden die Prozessionen für uns tatsächlich auch anstrengend. Die Straßen waren so verstopft und gesperrt, dass aus einem 5 Minuten Weg zum Hostel, auch leicht einmal eine dreiviertel Stunde Laufen wurde...
Neben dem bewegten Leben in der Stadt, baute ich mir aber auch noch ein anderes Leben hier auf.
In der Natur. Genaugenommen in ein paar Höhlen, die Menschen hier bewohnen und somit ein ganz anderes Leben führen, als wenn sie in einem Haus leben würden.
Aber dazu mehr im nächsten Eintrag.
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