Mehr als 1000 km und genau 17 Stunden fuhren wir mit dem Bus.
Mitten in der tiefsten Nacht mussten mehrmals alle Mitfahrer aussteigen, weil der Fahrer Pause machen musste und uns nicht alleine im Bus sitzen lassen durfte. Während wir verschlafen in den Rasthöfen saßen, kam eine Gruppe quirliger Teenies gerade vom Feiern und aß einen letzten Burger vor dem Nachhausegehen. Die Welten sind manchmal verschieden.
Angekommen in "Cadiz", im Süden Spaniens |
Suchbild: Wo ist Sabs? |
Die erwartete Hitze und der strahlende Sonnenschein blieben leider aus... Immerhin regnete es gerade nicht und so liefen wir einfach umher und schauten uns an, was uns auf unserem Weg begegnete.
Gleichzeitig hielten wir Ausschau, nach einem guten Platz für unser Zelt. Die Jungs hatten leider Keines, sie wollten einfach unter dem Sternenhimmel schlafen.
Nachdem wir nun wussten, dass wir alle gerne Musik machten, ernannten wir uns kurzfristig zu einer "Band auf Zeit" und gaben uns den Namen "Las Flechas".
"Flecha" bedeuted "Pfeil" auf spanisch und da wir uns auf dem Jakobsweg kennen gelernt hatten und ständig die kleinen, gelben Pfeile finden durften, die den richtigen Weg anzeigten, fühlten wir uns dadurch verbunden.
Einige Stunden vorher hatten wir uns noch gar nicht gekannt - und nun saßen wir hier gemeinsam und machten Straßenmusik am Strand!
Straßenmusik |
Einfach mal abhängen und Kekse essen - in einem riesigen Gummibaum! |
Wo ist der Hund? |
Abends schlug das Wetter um - es fing an zu regnen. Die Jungs beschlossen doch in ein Hostel zu gehen und wir blieben dort mit ihnen, kochten leckeres Essen, konnten mal wieder kurzzeitig das Internet nutzen und machten Musik.
Sabs und ich wollten trotz allem zelten und hatten am Strand sogar einen überdachten Platz dafür gefunden. Aber aus dem Regen wurde ein richtiges Gewitter, es blitzte, donnerte und stürmte wild vor unserer Tür!
Unsere Enttäuschung war groß - wir hatten auf Wärme und Sonnenschein im Süden gehofft und bekamen ein stundenlanges Gewitter!
Dort oben ist ein winziges Zimmer im Hostel, in dem ein Helfer monatelang freiwillig geschlafen hat! |
Zelten war bei diesem Wetter unmöglich, aber wie immer taten wir nur eins - ruhig bleiben und abwarten was passiert, irgend etwas ergibt sich ja immer.
(Ganz ehrlich - oft fällt uns das auch nicht leicht, aber irgendwie funktioniert es dann doch immer!)
Und wirklich! Ich hatte mich lange mit dem Koch unterhalten und als er erfuhr, dass wir irgendwo Zelten wollten, lud er uns für eine Nacht in sein kleines WG-Zimmer ein, in dem Sabs und ich zu zweit auf einer schmalen Matratze schliefen. Er hatte so wenig Platz, aber trotzdem half er uns aus!
Im Sommer richtig schön - bei etlichen Häusern sah ich in Cadiz diese tollen Dachterrassen! |
Wir blieben nur eine Nacht in Cadiz, am nächsten Tag wollten wir alle in den kleinen Ort
"San Roque" fahren. Ein Deutscher hatte Sabs und mir bei "Couchsurfing" einen Schlafplatz angeboten, nun stimmte er zu, uns sogar alle Vier aufzunehmen!
Es wurde interessant, denn während die Jungs eine Mitfahrgelegenheit vom Hostel aus fanden, wollten Sabs und ich versuchen zu trampen.
Sabs und Ich hatten Beide sehr alte Handys, ohne Internetzugang. Die Jungs wiederum hatten gar kein Handy! Auch Laptops hatten wir alle nicht.
Es hieß als getrennt dort hinzukommen und sich irgendwann, irgendwo wiederzufinden, ohne Kommunikationsmöglichkeit!
Meine Straße |
Wir waren etwas spät dran, als wir endlich los liefen und fanden auch keinen geeigneten Platz an der Straße, sie war einfach sehr groß. Aber dort war ein kleiner Parkplatz für Leute die Surfen gehen wollten. Unsere Chancen waren sehr gering, aber bereits der Dritte oder Vierte, den wir ansprachen, wollte in unsere Richtung!
Genaugenommen waren es zwei Männer mit ihren Campervans, die gerade auf Reisen waren.
Wir durften mit!
Auf gehts, im Campervan! |
Unterwegs entschieden die Beiden allerdings, dass sie nicht sehr weit fahren würden... Wir hatten zwar ein Stück des Weges zurückgelegt, stiegen dann aber in den letzten Bus ein, mit dem wir noch nach "San Roque" kommen konnten.
Die Jungs riefen von einer öffentlichen Telefonzelle aus an und wir verabredeten uns an der Bushaltestelle zu treffen.
"San Roque" |
Als wir allerdings im Dunkeln aus dem Bus stiegen, wurde mir gleich klar, dass das keine so gute Idee gewesen war.
Diese Bushaltestelle war winzig und lag etwas außerhalb der Stadt, sicherlich würden die Jungs nicht hierher kommen, um uns abzuholen! Anrufen konnten wir sie ja nicht...
Also liefen wir auf gut Glück in Richtung Stadtzentrum.
Unterwegs entwickelte ich den Plan, alle Hörer in Telefonzellen anzufassen um herauszufinden ob sie noch warm sind und die Jungs dort womöglich telefoniert hatten. Aber aus ersichtlichen Gründen verwarf ich den Plan schnell wieder...
Zigarettenfilter kann man nicht nur zum Rauchen verwenden... |
Lieber suchten wir die größte Bushaltestelle auf, die es in diesem Ort gab.
Und auch wenn diese Haltestelle winzig war - wir waren noch gar nicht da und hatten sie schon gefunden! Da saßen sie und aßen gemütlich ihr Sandwich und wir freuten uns, dass man sich auch ohne Kommunikationsmittel wieder finden kann!
Stundenlang liefen wir nun durch diesen Ort und waren überrascht. "San Roque" war bestimmt in keinem Touristenführer zu finden, aber es war wirklich ein kleines, gemütliches Städchtchen. Das sah man sogar im Dunkeln!
Wir fanden einen Platz, von dem aus wir die Stadt von Oben beobachten konnten und machten Musik.
Wir fanden einen Platz, von dem aus wir die Stadt von Oben beobachten konnten und machten Musik.
Dann holte uns unser Gastgeber ab und wir fuhren zu seiner Wohnung, der gelbe Pfeil begleitete uns!
Da gehts in die Wohnung, wie auf dem Jakobsweg, einfach dem gelben Pfeil folgen! |
Wir erfuhren ziemlich spannende Dinge von ihm. Denn ungefährt 20 Minuten von unserer Unterkunft entfernt, befand sich "Gibraltar".
Was wir bisher alle noch nicht gewusst hatten - obwohl es, der Landmasse nach, scheinbar zu Spanien gehörte, ist es eigentlich britisches Überseegebiet!
Wir konnten das am nächsten Tag hautnah erleben, denn unser Gastgeber arbeitete in Gibraltar und nahm uns mit dorthin.
Als wir über die Grenze fuhren, die einzige Straßenverbindung von Spanien, mussten wir unseren Ausweis zeigen.
Manchmal steht man dort ein paar Stunden um hinüber oder wieder zurück zu kommen.
Denn zusätzlich zu den Passkontrollen, fährt man hier mit dem Auto direkt über die Start- und Landebahn des Flughafens!
Solch eine Kreuzung ist weltweit einmalig. Wie bei einem Bahnübergang wird die Straße jedes Mal gesperrt, wenn ein Flugzeug startet oder landet.
Im zweiten Weltkrieg hatte der Flughafen eine große Bedeutung für die Streitkräfte Großbritaniens.
Es war erstaunlich - wir waren nur 20 Minuten gefahren und kamen in einem der dicht besiedelsten Gebiete der Erde an. Auf einmal sprachen die Menschen um uns herum kein Spanisch mehr und unsere Euros konnten wir gleich stecken lassen wo sie waren. Denn die Amtssprache war nun Englisch und die Währung Gibraltar-Pfund!
Was wir bisher alle noch nicht gewusst hatten - obwohl es, der Landmasse nach, scheinbar zu Spanien gehörte, ist es eigentlich britisches Überseegebiet!
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In der Nähe von "San Roque" haben wir gewohnt, nur ca. 20 Minuten entfernt von "Gibraltar", ein britisches Überseegebiet! |
GBZ, das Nummernschild von Gibraltar |
Als wir über die Grenze fuhren, die einzige Straßenverbindung von Spanien, mussten wir unseren Ausweis zeigen.
Manchmal steht man dort ein paar Stunden um hinüber oder wieder zurück zu kommen.
Denn zusätzlich zu den Passkontrollen, fährt man hier mit dem Auto direkt über die Start- und Landebahn des Flughafens!
Solch eine Kreuzung ist weltweit einmalig. Wie bei einem Bahnübergang wird die Straße jedes Mal gesperrt, wenn ein Flugzeug startet oder landet.
Im zweiten Weltkrieg hatte der Flughafen eine große Bedeutung für die Streitkräfte Großbritaniens.
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Alle Fahrzeuge warten an der Schranke, weil ein Flugzeug vorbei fliegt! (Internetfoto) |
Auf einmal ist alles Englisch! |
also während der langen Pause in den Mittagsstunden...
Ein Versuch Gibraltar zurückzuerobern scheiterte, das Gebiet wurde formell den Briten zugeschrieben.
Vor Beginn des zweiten Weltkrieges baute man dann den Flughafen, während des Krieges wurde die Bevölkerung aus Sicherheitsgründen evakuiert.
Vor Beginn des zweiten Weltkrieges baute man dann den Flughafen, während des Krieges wurde die Bevölkerung aus Sicherheitsgründen evakuiert.
Immer wieder gab es Streitereien zwischen Großbritannien und Spanien und so war die Grenze zwischen Beiden von 1969 bis 1985 geschlossen. 1982 wurde sie - zumindest für Fußgänger- wieder geöffnet.

(http://www.spanien-bilder.com/lexikon/gibraltar.htm)
Am nächsten Tag ging es für uns weiter. Mit Sack und Pack fuhren wir diesmal gleich alle mit dem Bus.
Einen kurzen Zwischenstop hatten wir in "Algeciras".
Das war irgendwie schon sehr "marokkanisch" angehaucht.
Dann kamen wir in Malaga an, die Stadt, von der Sabs und Ich irgendwann nach Hause fliegen würden.
Unser spanischer Freund "Chema", den wir beim Tauchen auf Mallorca kennengelernt hatten, der uns dort in seiner Wohnung hatte schlafen lassen und bei dessem bestem Freund in Madrid wir eine Woche gewohnt hatten, nahm uns Vier nun für zwei weitere Nächte in seinem Elternhaus auf.
Wir sahen mehr von dem kleinen Ort in dem wir schliefen als von der eigentlichen Stadt, aber das war nicht schlimm. Zu Fünft wurde es uns nicht langweillig.
Dreadlocks nacharbeiten |
Weil wir noch ein paar Stunden Zeit hatten bis der Bus fuhr, musizierten Ben und ich unter Mandarinenbäumen für die vorbeiziehenden Menschen.
Es lief so gut, dass wir uns zumindest eines unserer beiden Bustickets erspielen konnten.
In Granada hatten wir das Glück ein paar Tage bei einem deutschen Freund von Sabs schlafen zu können.
Auch hier wird es langsam herbstlich. |
Wieder begegnete uns der Jakobsweg und auch kleine gelbe Pfeile fanden wir. |
Die Jungs waren im Hostel untergebracht und wir trafen uns regelmäßig, um die Stadt anzuschauen und in kleinen Bars kostenlose "Tapas" zu essen. Das sind Kleinigkeiten wie Fisch, Fleisch, aber auch Gemüse, die es zu jedem bezahlten Getränk dazu gibt. Außerdem gab es in Granada die allerbeste heiße Schokolade, dunkel und dick, fast schon wie Pudding!
Eingeparkt... |
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Die "Alhambra" in Granada (Internetfoto) |
Ganz in der Nähe der "Alhambra". |
Die "Alhambra"ist Weltkulturerbe der UNESCO,
genauso wie das älteste Viertel der Stadt, genannt "Albaicin".
Es mag sein, dass ich die Viertel "Albaicin" und "Sacramonte" hier ein wenig verwische, denn ich bin nicht sicher, an welcher Stelle Eines aufhört und das Andere anfängt.
"Sacramonte" wird auch als das "Zigeunerviertel bezeichnet.
Ohne zu Übertreiben, bezeichne ich es hier als einfach wunderschön.
Die kleinen Häuser sind alle so liebevoll farbig zurecht gemacht, dass ich ewig hätte schauen können, immer wäre mir wieder eine tolle Kleinigkeit aufgefallen, die vorher unentdeckt gewesen war.
Sei es eine schmale Gasse oder ein schöner Brunnen zum Trinken.
Im Sommer werden es hier 40°C!
Oder man kommt zufällig auf einen der lebendigen Plätze, auf denen sich zu jeder Jahreszeit Straßenmusiker, Artisten und Schmuckverkäufer versammeln, um ihr Leben fröhlich zu genießen und eventuell später weiter zu reisen.
Stadtviertel "Albaicin" |
Man muss ein wenig Atem mitbringen, wenn man sich das Viertel anschauen möchte.
Denn über niedliche, verwinkelte Gässchen, geht es immer weiter den Berg hinauf. Für mich und viele Andere erscheint es einfach unmöglich, sich dort nicht zu verlaufen. Denn es erschließt sich Einem keine Logik darin, wie die Straßen angeordnet sind! Immer wieder steckt man in einer Sackgasse und muss umkehren, aber zum Kennenlernen der Gegend, ist das umso schöner.
"Albaicin" entstand in der Zeit der maurischen Besiedlung.
Früher war es arabisch und beherbergte rund 30 Moscheen, heute wird es christlich beeinflusst.
Eines Abend ließen wir uns mal wieder von dem Geschehen treiben, ohne irgendetwas zu planen.
Wir waren im Hostel und es ergab sich, dass dort auch noch zwei Gitarristen saßen. Wir machten Musik und als wir alle beschlossen hinaus zu gehen, nahmen wir unsere Instrumente einfach mit und liefen singend und tanzend durch die Straßen!
Als die Anderen in die Post gingen, stellten wir einen Hut vor uns auf und spielten weiter.
Dann liefen wir gemeinsam durch die Straßen und an jeder Ecke schien sich uns Irgendjemand anzuschließen und dann wieder zu verschwinden!
Einmal war es der Afrikaner, der zu unserer Musik ein Lied rappte, dann steckte uns Jemand einen Anstecker an, um auf den Welt-Aids-Tag aufmerksam zu machen. Jemand kam auf einem "Segway" vorbei gerollt und unterhielt sich mit uns, dann gesellte sich ein junger Leipziger dazu, der seit 7 Jahren auf Reise ist und dabei immer auf der Straße schläft.
(Hier fiel mir zum ersten Mal richtig auf, dass die Grenze zwischen "reisend" und "obdachlos" sehr schmal ist...)
Langsam stiegen wir musizierend den Berg hoch und waren ganz schön außer Atem!
Doch als wir oben waren, konnten wir im Dunkeln über die ganze Stadt sehen.
Der Leipziger hatte uns begleitet und während wir Musik machten und Frisbee spielten, spuckte er Feuer.
Feuer spucken auf dem Berg in Granada. |
Es war einer dieser wunderschönen Tage, an denen Ereignisse einfach irgendwie passieren und eins zum Anderen führt.
Dann hatten wir nur noch einen Abend, bevor Sabs und Ich uns verabschiedeten. Sie fuhr nun nach Malaga und flog nach Hause. Ich wollte noch zwei Wochen alleine in Spanien bleiben.
Es war eine traumhafte Zeit mit vielen Höhen und weniger Tiefen gewesen, die uns immer weiter zusammen brachte und einiges an Teamgeist abverlangte.
Ich gebe zu - Ich vermisste Sabs in den ersten Tagen meiner alleinigen Reise!
Auch von unseren treuen Reise- und "Bandkollegen" hieß es nun Abschied nehmen.
Sie fuhren weiter nach Madrid.
Für mich hieß es jetzt also, alleine weiter zu ziehen!
Dann hatten wir nur noch einen Abend, bevor Sabs und Ich uns verabschiedeten. Sie fuhr nun nach Malaga und flog nach Hause. Ich wollte noch zwei Wochen alleine in Spanien bleiben.
Es war eine traumhafte Zeit mit vielen Höhen und weniger Tiefen gewesen, die uns immer weiter zusammen brachte und einiges an Teamgeist abverlangte.
Ich gebe zu - Ich vermisste Sabs in den ersten Tagen meiner alleinigen Reise!
Abschied von Sabs |
Auch von unseren treuen Reise- und "Bandkollegen" hieß es nun Abschied nehmen.
Sie fuhren weiter nach Madrid.
Für mich hieß es jetzt also, alleine weiter zu ziehen!
Abschied von unseren Reisekollegen |
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