Viele Monate des Reisens sind bereits vergangen, doch es ist noch nicht vorbei. Macht man sich auf die Suche, dann findet man ueberall Abenteuer! Nur los gehen muss man. Und genau das habe ich wieder vor. Wohin? Einfach immer der Nase und dem Herzen nach. Für Interessierte gibt es hier die Fortsetzung von sabsbabsundanneinaustralien.blogspot.com!

Monday, October 13, 2014

Auf in die Pyrenaeen!

Nachdem wir die ersten 13 Tage immer eine Unterkunft bei Freunden gehabt hatten, freuten wir uns nun auch auf unsere ersten Zeltnaechte.
Die erste Nacht war etwas verrueckt. Wir wollten eigentlich ein paar Kiloometer laufen gehen, da nahm uns eine nette Frau mit und als wir ankamen wo wir waren, hatten wir eigentlich gar nicht genau dort hin gewollt, wo wir waren! Aber egal - unsere erste Zeltnacht war am Strand!


"Gruissan"
Am naechsten Tag versuchten wir wieder ein paar Kilometer zu wandern. Im Regen. Keine gute Idee.
Als wir nach vielen Kilometern endlich in irgendeinem Ort ankamen und nach dem Weg fragten, erzaehlte man uns lachend auf franzoesisch, wir sollten schwimmen, denn es gaebe keinen anderen Weg als genau uebers Wasser.
Dabei hatten wir sogar eine Frau in der Touristeninformation nach dem Weg gefragt und sie hatte uns auf deutsch bestaetigt, dass wir dort lang muessten.

Aller Anfang ist eben schwer und wir kehrten um. Uns nahm sogar Jemand mit zum Bahnhof und mit dem Zug ging es weiter nach "Perpignan". Dort stand im bunten Bahnhof ein Klavier und als ich ein paar Lieder traellerte, gesellte sich ein aelterer Mann dazu und wir hatten solch einen Spass, gemeinsam zu musizieren, dass er das am Liebsten wiederholt haette und mich in Madrid wieder treffen wollte!
Ein junger Mann mit Dreadlocks kam zu mir, reichte mir seine Hand und sagte einfach nur "Danke".
Eine deutsche Touristengruppe ging zufaellig vorueber und teilte mir aufgeregt mit, wie ungewoehnlich es war, irgendwo in Frankreich "PUR" zu hoeren, in einem kleinen Bahnhof am Klavier.


In "Le Soler"
Am naechsten Tag fingen diese ganzen verrueckten Begegnungen an, die ich so sehr mag!
Wir waren Abends am Strand von "Argeles" angekommen, irgendwo ausgestiegen und hatten uns ein wenig geaergert - da waren nur Boote und Hafen weit und breit, kein Platz fuer unser Zelt! Wir sprachen einen netten jungen Mann an, er ueberlegte wo wir heimlich unser Zelt aufschlagen koennten und nannte uns einen Park.
Wir unterhielten uns lange mit ihm. Er war derjenige, der die Boote reparierte und sie innen ausbaute, der Mechaniker. Selbst hatte er auch ein kleines Boot und nachdem er uns dessen Standpunkt auf der Karte gezeigt hatte, lud er uns auf ein Getraenk dorthin ein!
Der lustige Abende endete damit, dass wir als Erste ueberhaupt seine Bootskueche einweihten und diese Nacht auf dem Boot schliefen.

Unsere Nacht im kleinen Boot
 Am naechsten Tag Abend trafen wir ihn wieder. Er war echt ein Mensch mit gutem Herzen, so etwas spuert man irgendwie. Diesmal nahm er uns mit in die Berge, dort hatte seine Mutter eine Farm und baute Wein an, er und sein Bruder waren leidenschaftliche Mechaniker, die an jeglichem fahrbaren Untersatz herum bastelten (Autos, Boote, Motorraeder..). Der Bruder hatte fuer uns in der Kueche im Freien gekocht, direkt vor der Werkstatt und wir sassen noch lange dort, versuchten dem Hund auf Deutsch Befehle zu geben und unterhielten uns im lustigen "Franzoesisch-Deutsch-Englisch-Mix". Dann uebernachteten wir in der Farm.



Der naechste Tag wurde noch spannender. Wir waren nun irgendwo in den Bergen, der Anfang der Pyrenaeen und wollten noch weiter hinein. Wir erfuhren von einem ganz besonderem Zug, dem "Train Jaune" oder auch "gelber Zug" genannt. Er faehrt direkt in die Berge, aber ich ueberlegte trotzdem zuerst, ob es das Geld wohl wert sein wuerde.



Los geht´s!
"Sitzung zwingend"
Ganz ehrlich - Jede einzelne Minute war es wert! Wir fuhren in einem offenen Wagen mitten durch die Berge. Da waren Taeler und Fluesse neben uns, dann wieder steinige Huegel und bewaldete Flaechen.
Eine Strasse fuer die Autos schlaengelte sich in der Ferne immer an den Bergen entlang, wo sie wohl ankam?
An den Haengen hatten sich kleine Doerfer oder einzelne Farmen ausgebreitet.
Wir fuhren ueber Bruecken mit grossen Boegen und durch viele kleine, dunkle Tunnel.
Ich stand waehrend der Fahrt und der Fahrtwind blies mir ins Gesicht, das Geraeusch der alten Lok im Ohr, bueckte ich mich immer wieder, um nicht von kleinen Aesten erwischt zu werden, die direkt vor meiner Nase vorbei rauschten.








Unser Geld reichte nicht soweit um bis zum Ende zu fahren, also stiegen wir an der hoechsten Stelle in den Bergen aus und verbrachten eine Stunde in dem kleinen Ort. Dann ging es mit demselben Zug wieder zurueck.



Viel zu laut zum telefonieren
Auf dieser Heimfahrt erwartete uns das naechste Abenteuer.
Als der Zugfuehrer in einer Pause ausstieg, ich ihn gruesste, Chips anbot und wir uns mit ihm unterhielten, lud er uns ein den Zug zu fahren! Ich dachte zuerst er scherzte, aber er meinte es tatsaechlich ernst!
Also nahmen wir unser Gepaeck, machten uns auf in´s Zugfuehrerhaeusschen und er erklaerte uns ein wenig die ganzen Knoepfchen und Anzeigen. Wir durften den Lenker halten und immer wieder die kleine Stange darunter festhalten. Lies man los kam ein lautes Signal, dass anzeigen sollte, dem Zugfuehrer war etwas passiert!
Verfahren konnte man sich nicht und auch nicht falsch lenken, die Richtung fand er ja automatisch. Alles Ueberlebenswichtige uebernahm der Zugfuehrer gluecklicherweise selbst, er fuhr seit 16 Jahren diese Strecke.

Juhu, Zug fahren!


Was mich sehr bewegte - dieser Mann hatte seit 10 Jahren bewusst kein Englisch mehr gesprochen (trotz Arbeiten in einem Touristenzug!) Wegen irgendeiner Sportart in der die Englaender besser waren oder so.
Wir waren diejenigen, die ihn nach 10 Jahren dazu brachten wieder Englisch zu reden. Einfach so.

Wieder angekommen.
Ich bin sicher, dass wir auch auf unseren "Boots-Captain" einen guten Einfluss hatten. An diesem Abend holte er uns ab und fuhr uns zu den natuerlichen, heissen Quellen, mitten in den kalten Pyrenaen, die uns nicht mal der Mann in der Touristeninformation gennant hatte, da sollten keine Touristen hin.

Die heissen Quellen, recht unbekannt und schwer zu finden
Unser Captain, auf dessen Boot wir geschlafen hatten, war selbst seit 5 Jahren nicht dort gewesen, weil er einfach unglaublich viel arbeitete! Fuer ihn waren die Tage mit uns wohl wie ein Kurzurlaub. Er machte schoene Dinge, die im Alltag untergegangen waren und hatte in uns geduldige Zuhoerer gefunden, wenn es um mechanische Angelegenheiten und Beziehungsprobleme ging. Diese Treffen taten uns also Allen gut!

So unbekannt und schwer zu finden die heissen Quellen auch waren, dass wir sie fast gefunden hatten erkannten wir an der Masse an Campervans, die die Strassenseiten eingenommen hatten. Man koennte fast sagen, die Hippies hatten alles erobert!

Ueberall Autos und Campervans...


Es war so kalt dort oben in den Bergen, mitten in der Nacht, dass wir noch lange im Auto sitzen blieben und Musik hoerten. Sabs und ich froren so sehr, dass wir entschieden, anstatt zu zelten, wieder mit zur Farm zu kommen.
Aber erstmal wollten wir die Quellen auf jeden Fall sehen und bis dahin war es noch ein 15-Minuten-Marsch im Dunkeln, mit nur einer Taschenlampe.

Im Dunkeln stiegen wir diesen unausgeschilderten Weg hinunter
Auch ueber Fluesse muessten wir im Dunkeln und unter Stromzaunen hindurch.
Ich kann euch gar nicht dieses unglaubliche Gefuehl beschreiben, wenn man durchgefroren ist, bis auf die Knochen und dann mitten in der Natur, mitten in der Nacht, heisse Quellen findet. Natuerliche Becken mit 40 Grad heissem Wasser, verbunden mit kleinen Wasserfaellen und Steinen. Ueber einem der Sternenhimmel und die Kaelte, nur das Geraeusch vom Wasser und Nachtleben im Ohr, liegt man auf dem Ruecken und geniesst diesen unglaublich Einklang mit der Natur. Sie hat wohl kaum etwas Schoeneres kreiert als diesen Ort.



Die Hippies waren ueberall. Nackig liefen sie an uns vorbei und sagten freundlich "Gute Nacht". Als wir das Becken wechselten, stiess ich ausversehen an einen Fuss. Es dauerte eine Weile, bis wir in der Dunkelheit einen nackten Hintern ausmachen konnten - oder zwei? Ups. Wir hatten uns direkt neben einem Paar niedergelassen, dass gerade Liebe machte!

Oben das Becken war am heissesten. Je weiter hinunter man ging, umso kaelter wurde es.
Sie waren aber alle um die 40 Grad warm.
Weil es so schoen war, zelteten wir doch hier. Im Dunkeln gingen wir den steinigen Weg nocheinmal mit unserem vielen Gepaeck hinunter und hatten bei 8 Grad die kaelteste Nacht unserer bisherigen Reise.

Zelten in den Pyrenaeen - kalt!
Erst gegen 2,30 Uhr nachts gingen wir schlafen und gegen 5 wachte ich zitternd auf. Alle Klamotten die ich hatte, befanden sich mittlerweile an meinem Koerper, Schlafsack und Rettungsdecke oben drueber.
Ich erinnerte mich an die vielen Male meines Lebens, in denen ich ungluecklich um 6 Uhr frueh von der viel zu heissen Sonne geweckt wurde und ich es im Zelt vor Hitze kaum noch ausgehalten hatte. Nur noch 1 Stunde bis 6 Uhr!
Der Plan ging nicht auf. Als wir das naechste Mal aufwachten war es bereits 10 Uhr und bei einem Blick aus dem Zelt stellten wir fest, dass wir genau auf der Schattenseite der Berge lagen! Wir froren so sehr, dass wir uns sofort wieder auf in die heissen Quellen machten um sie auch einmal bei Tageslicht zu sehen. Ein Traum!

Unser Zeltplatz
Unsere bunte Ordnung
Irgendwo da stand unser Zelt
Dann ging es wieder zurueck. Wir liefen ungefaehr eine Stunde bis zum naechsten Ort, in dem der "Train Jaune" uns ein weiteres Mal mitnehmen wuerde.

Und irgendwo da unten sind auch die heissen Quellen versteckt
Der Weg zurueck
Angekommen in "Fontpedrouse", von wo aus der Zug fuhr


Ein sehr, sehr schoener Ort!


Der Zugfahrer vom Vortag hatte uns eine kleine Notiz mit seinem Namen und seiner Telefonnummer hinterlassen, damit koennten wir kostenlos fahren, sagte er. Bei Zweifeln sollten ihn die Kontrolleure anrufen.
Da nicht einmal Jemand die Tickets ueberpruefte, hatten wir eine kostenlose Zugfahrt.



Noch hatten wir nicht genug von den Pyrenaen, mit Zug und Bus fuhren wir weiter hinein.
Am Abend schlugen wir unser Zelt in "Taurynia" auf und hatten den Plan, am naechsten Tag einen Berg zu ersteigen. Aber dazu spaeter mehr.

Thursday, October 9, 2014

Durch Oesterreich nach Frankreich

Es ist soweit - die Reise hat begonnen! Sabs und Ich sind nun schon wieder genau einen Monat unterwegs und ich moechte euch wissen lassen, wie es uns bisher ergangen ist. 

Auf dem Weg nach Thueringen - in Oesterreich!
 Als Erstes fuehrte uns unser Weg nach Oesterreich. Das liegt vielleicht nicht ganz auf dem Weg nach Spanien, aber fuer uns spielt das keine grosse Rolle, der Weg ist das Ziel!
Sabs hat einmal fuer 6 Monate ein Praktikum in "Schlins" im Kinderdorf gemacht und fuer sie war es sehr schoen, liebgewonnene Menschen nun wieder zu treffen. Fuer mich war es einfach sehr spannend, einen Einblick in ihr Leben dort zu gewinnen, zu versuchen den oesterreichischen Dialekt zu verstehen und all diese netten Menschen zu treffen, bei denen wir wohnen durften.

Mit "Cookie" ging es auf in die Berge


Unser naechster Weg fuehrte uns nach Freiburg, also wieder zurueck nach Deutschland.
So wie der letzte Stop fuer Sabs eine Reise in die Vergangenheit gewesen war, war es nun Zeit fuer mich, mich aktiv mit meiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, denn ich hatte ja 6 Monate hier gewohnt.
Ohne das ich es geplant hatte, kamen nun an jeder Strassenecke, an jedem Haus, an Einkaufslaeden, bei so vielen Menschen, Erinnerungen hoch, die lange Zeit nicht mehr so praesent in meinem Kopf gewesen waren. Ich besuchte meine ehemalige Arbeitsstelle, sah, wie sich Kinder und Erzieherinnen veraendert hatten, wer gegangen und wer geblieben war. Die Zeit geht eben immer weiter.
Gewohnt haben wir in der WG von Sabs ihrem Bruder, das war sehr schoen, mit so vielen verrueckten Menschen auf einem Haufen!


Nach ein paar Tagen ging es fuer uns weiter nach Frankreich. Wir fanden eine super guenstige Mitfahrgelegenheit nach "Montpellier"!
Alles war perfekt. Ich hatte vor ein paar Wochen Jemanden kennen gelernt, der genau dort im Sueden Frankreichs ein Auslandspraktikum macht und bei dem wir nun wohnen durften.
Ich liebe es, Menschen irgendwo wieder zu treffen!
Genauso schoen war es auch.
Ich empfand die Zeit als unglaublich spannend, weil wir mit Jemanden auf engstem Raum zusammen lebten, den wir vorher noch relativ wenig kannten. Es war ein schoenes Kennenlernen.



Tagsueber trafen wir uns immer mit zwei Maedels und erkundeten die Gegend. Eine der Beiden hatten wir in Freiburg kennengelernt, bei Sabs ihrem Bruder. Sie wollte zufaellig zur selben Zeit an den selben Ort in Frankreich wie wir. Die Andere wohnte hier fuer eine Weile und wir trafen uns oft bei ihr zu Hause, zum Kochen und Quatschen.

Jeden Morgen gab's gemeinsames Fruechstueck auf dem Balkon.
Sightseeing






Raetsel: Was davon ist echt?
Einmal fuhren wir mit dem Bus in ein wunderschoenes Doerfchen mit dem Namen "Saint-Guilhelm-le-Desert", ein nicht einmal 300-Einwohner Dorf, allerdings mit meist sehr vielen Touristen. Doch selbst diese konnten den Charme des Ortes nicht stehlen.



Ein riesiger, alter Baum direkt auf dem Marktplatz






Teller als Wanddeko  fuer ein Restaurant


Traurig aber wahr - Jedes Jahr sterben ein paar "Wahnsinnige", weil sie von der Bruecke in's Wasser springen. Es gibt drei Bruecken und nach hinten hin wird der Fluss immer schmaler.
Diejenigen, die von der Vordersten springen ueberleben meist, bei der Mittleren sind Wenige gestorben und von den paar, die von der letzten Bruecke sprangen, hat es wohl Keiner ueberlebt.
Fuer mich gab es noch ein Highlight an diesem Tag! Neugierig hatte ich das Facebook durchstoebert und dabei herausgefunden, dass ein Franzose, den wir vor 4 Jahren in Australien kennen gelernt hatte, in der Naehe dieses Dorfes wohnte! Ich schrieb ihn an und tatsaechlich trafen wir uns. In solchen Momenten ist es einfach darueber nachzudenken, was in den letzten Jahren des Lebens alles passiert ist. Er war mittlerweile ein Farmer geworden - in den Bergen Suedfrankreichs lebte er in einem kleinen Dorf und betrieb "Permakultur", er "rettet den Planeten" wie er es ausdrueckte. Permakultur ist ein Prinzip der Landwirtschaft, bei der Mensch, Tier und Pflanzen miteinander, statt gegeneinander leben. Einfach ausgedrueckt: Durch eine geschickt gewaehlte Pflanzen-und Tierkombination beguenstigt sich alles gegenseitig und man kann ganz ohne Pestizide anbauen, jede kleine Nische des Landes wird sinnvoll genutzt. (Laufenten essen die Schnecken anstatt sie mit Chemie zu vertreiben und halten dabei den Rasen kurz...)

Vor 4 Jahren in Australien kennen gelernt und nun hier wieder getroffen!
Ein anderes Mal machten wir eine Radtour zum Strand, denn das Fahrrad ausleihen von Fahrradstationen ist im Sueden Frankreichs sehr guenstig. Sabs lieh sich ein Fahrrad von einer Mitbewohnerin, wo der Lenker allerdings wackelte. Es wurde eine lustige Fahrt! Immer wieder versuchte sie irgendwie, mit irgendetwas, den Lenker wieder festzustellen.

Sabs mit dem wackelnden Lenker
Echte Flamingos!
Ein paar Fischer
Einige Tage vorher hatte sich uns noch ein Deutscher angeschlossen, der uns jetzt in seinem winzigen Cabrio mit zum Strand nahm. Was fuer eine Fahrt!



"Kitesurfer"

Wir verliessen "Montpellier" nicht ohne die klassischsten Eigenheiten der Franzosen kennen zu lernen - Ueberall gibt es Baguette, selbst in der Bar neben dem Bier liegt es!

Und natuerlich das Einparken - Ohne Worte.



Bis bald!