Viele Monate des Reisens sind bereits vergangen, doch es ist noch nicht vorbei. Macht man sich auf die Suche, dann findet man ueberall Abenteuer! Nur los gehen muss man. Und genau das habe ich wieder vor. Wohin? Einfach immer der Nase und dem Herzen nach. Für Interessierte gibt es hier die Fortsetzung von sabsbabsundanneinaustralien.blogspot.com!

Monday, September 9, 2013

Roadtrip nach Lettland

War ich auch mit so wenigen Dingen nach Freiburg gekommen, zum Abschied hatte sich doch wieder ein kleiner Berg von Dingen angehäuft, die irgendwie doch gar nicht zum Überleben notwendig sind.
Was bringen einem die schönsten, grössten und teuersten Dinge, wenn sie einen doch am Leben hindern, weil man dauernd darauf achten muss, sie nicht zu verlieren oder zu zerbrechen?



Der Bus von Freiburg aus, zu dem Haus meiner Eltern in Thüringen, hatte 70 Minuten Verspätung. Ich sass neben einem 12-jährigen jungen Mann, der mich über mein Leben nachdenken liess. 16 Jahre hatte ich in meiner Kindheit in ein- und demselben Dorf verbracht und kann es nun kaum erwarten, von einem Ort zum Nächsten zu ziehen.
Dieser junge Mann neben mir war 12 Jahre alt und 20 Mal umgezogen in seinem Leben.
20 Mal an einen neuen Ort gewöhnen, 20 Mal eine neue Schule besuchen, 20 Mal neue Lehrer,
20 Mal versuchen neue Freunde zu finden. Kein Wunder, dass sein einziger Wunsch war, für mehrere Jahre an einem Ort bleiben zu können und nicht immer seine gerade gefundenen Freunde wieder einmal zurück zu lassen. Seine Mutter hatte andere Pläne - sie zog nun nach Spanien zu ihrem neuen Freund und ihr Sohn war auf dem Weg nach Hamburg, um bei seinem Vater zu leben.




Trotz Abschiedsstimmung war die Woche zu Hause sehr schön. Das Abschied nehmen hat sich für mich verändert - ich vergebe meine Tränen wohl nicht mehr an jegliche flüchtige Bekanntschaft, der ich einmal begegnet bin. Mit nahestehenden Personen ist es aber noch immer schwer, zu wissen, dass sie eine ganze lange Weile nicht bei einem sein werden. Aber jeder lebt sein eigens gewähltes Leben und ist glücklich damit - warum also Grund zur Traurigkeit?

Am 09.07.13 fuhren wir nach 2 Stunden Schlaf um 24.30 Uhr los, früh am Morgen ging mein Flug. Meine Mutter hatte sich tollerweise frei genommen, um mich zu fahren und als sich spontan auch noch meine kleine Schwester anschloss, war mein Abschiedskommitee perfekt.

Abschiedstränen, 2einhalb Stunden Flug, eine Stunde Zeitverschiebung nach vorne - und da standen auch schon Meelis und Ruby vor mir. Die zwei, die sich in Australien im selben Hostel wie wir kennengelernt hatten und letztes Jahr koreanisch heirateten. Das letzte Mal trafen wir sie in Neuseeland und jetzt bin ich sehr froh sie hier zu sehen. Ein paar Freunde zu haben macht doch das Ankommen einfacher, selbst wenn sie 3 Stunden von uns entfernt leben werden.

Die Farm, mein neues zu Hause
Noch am selben Tag fuhr ich zur Farm, Jaak hatte Besuch von einem Freund und sie waren auf eine kleine Kanutour gegangen, von der wir sie nun abholen wollten. Dunkelheit, leere Handyakkus, stundenlanges Suchen nach einer "Brücke" irgendwo im Nirgendwo, Bammel weil wir mittlerweile in Lettland waren und ich keinen Reisepass bei mir hatte - ja, meine Zeit hier begann genauso aufregend, wie die ganzen letzten Jahre gewesen waren!

"Kanki, unser Hund

Im Sommer sind immer unglaublich viele Besucher hier in der Farm. Während die Einen gehen, kommen schon die Nächsten, auf der Suche nach etwas Ruhe und Entspannung.
 Das bedeutete dieses Jahr auch Ablenkung für Jaaks Mutti und die Möglichkeit für uns, auf ein paar kleine Roadtrips zu gehen, bevor wir uns hier wirklich "niederliessen".

Der erste Roadtrip startete schon am nächsten Tag. Wir packten Zelt, Schlafsack und ein paar Klamotten in das Auto von Jaak´s Freund und zu Dritt ging´s auf nach Lettland!

Auf nach Lettland!

Am ersten Tag schauten wir uns ein paar Orte an, machten eine Burgführung und schliefen anschliessend in der Hauptstadt Lettlands, in Riga. Sowohl Jaak, wie auch ich, waren schon hier gewesen und hatten ein paar Nächte in unserem Lieblingshostel dort verbracht.

Am nächsten Tag begann das eigentliche Abenteuer und die schönste Zeit unseres 3 - Tage Trips.
Das Ungeplante! Wir waren gerade auf dem Weg Richtung Litauen, als uns ein junges Mädel auffiel, welches am Strassenrand stand und trampte. Wir waren in Backpacker - Urlaubslaune und da kam uns nichts gelegener als ein Hitchhiker, mit spannenden Abenteuern! Urplötzlich war unser ruhiges Auto erfüllt von dem freudigen Geschnatter dieses holländischen Mädels, dass von ihren Reisen erzählte und uns einlud, zu einem kleinen Hippifestival zu kommen, von dem man nur durch Mundpropaganda erfahren konnte.


Unser "Hitchhiker"
Das klang gut! Wir waren auf der Reise, es war vollkommen egal wohin wir fuhren und diese spontanen Gelegenheiten sind da, um sie zu ergreifen.
Für ein bisschen Gemüse als Mitbringsel und ein paar "Lats" Eintritt, bekamen wir ein blaues Festivalbändchen und wir "gehörten dazu", zum "Give und Get - Festival".

"Give and Get" - Festival, Geben und Nehmen
Jeder, der wollte, konnte einen Kurz leiten und den Anderen etwas beibringen. Sei es Yoga oder Tanzen, sei es "schön schreiben" oder trommeln, alles war möglich. Man gab, und nahm teil.
Da waren ein paar hundert junge Menschen mit unglaublich vielen Kindern, fast alles Letten, weshalb wir auch die Ansagen der Programmpunkte nie verstanden.


Kostenlose Umarmungen gibt es hier.




Ich genoss die Zeit mit meiner neugewonnenen Freundin und gemeinsam schauten wir uns um, nahmen sogar an einem der "Tanzkurse" teil. Dabei schloss einer der Partner die Augen und liess sich führen. Der Andere "formte" diesen Menschen, bewegte entspannt dessen Arme, Beine oder auch den ganzen Körper in kurzen, wiederkehrenden Bewegungen. Dann wurde getauscht.

2 Tage verbrachten wir auf dem Festival und irgendwie blieben wir meist unter uns, spielten Volleyball, gingen schwimmen und quatschten. Aber wir vier waren eine tolle Gruppe und das war echt angenehm!


Yeah, Camping!










Trotz allem, zog es uns schon am zweiten Tag weiter. Wir wollten nach Litauen und ein paar Sandstrände sehen. Unser "Hitchhiker", wie wir sie nur liebevoll nannten, war auf dem Weg nach Berlin und als wir sie einluden mit uns zu kommen, willigte sie tatsächlich ein!



So kam es, dass sie eine zweite Nacht mit uns verbrachte. Diesmal bei einem Lagerfeuer am Strand. Wir brieten Schaschlikspiesse und Marshmallows über dem Feuer, sahen in den Sonnenuntergang, spielten ein kleines Instrument namens "Okarina" und beschlossen, bei all der Schönheit, draussen zu schlafen und gar nicht erst ein Zelt aufzubauen. Leichte Bedenken waren da, ganz klar sah der Himmel ja nicht aus!?


Marshmallows und Schaschlikspiesse über dem Lagerfeuer, Sonnenuntergang, schlafen am Strand unter freiem Himmel...






Und wirklich. Ich  hatte das Gefühl, gerade erst langsam eingeschlummert zu sein, als mich auch schon wieder ein aufgeregter Jaak aufweckte. In Dunkelheit und Nieselregen galt es nun so schnell wie irgendwie möglich ein Zelt aufzubauen! Als das getan war, quetschten wir uns zu Viert hinein und bemerkten erst jetzt die unangenehmen Hügel unter unserem Zelt, die ein Einschlafen fast unmöglich machten. Am nächsten Morgen waren wohl auch die Mücken des Regens lästig geworden und machten sich in unserem Zelt wie selbstverständlich breit, um unser Blut zu saugen.
Eine aufregende Nacht!



Für uns ging es nun zurück zur Farm. Unseren niederländischen Hitchhiker wollten wir an der Fähre rauslassen, mit der sie nach Berlin fahren konnte. Aber sie hatte natürlich nicht gebucht und die einzigen freien Plätze waren so teuer, dass sie sie nicht bezahlen konnte.

Da nahmen wir sie mit zurück nach Riga und sie versuchte ihr Glück mit den Truckfahrern, würde einer sie mitnehmen?  Dumm gelaufen, niemand fuhr in ihre Richtung! Mittlerweile war es 23 Uhr abends und vollkommen dunkel, an die Strasse stellen und den Daumen raus halten war da auch keine Option mehr.
Und wie ging die Geschichte aus? Obwohl unsere Hitchhikerin in den Süden wollte, fuhr sie nun mit uns 500 km in die gegenüberliegende Richtung, in den Norden,
und übernachtete eine Nacht bei uns in der Farm!
Wir hatten viel zu lachen an diesem Abend.
Am nächsten  Morgen fuhr Jaak sie zur nächstgelegenen grossen Strasse und es dauerte nicht lange, bis sie ein älterer Herr mitnahm. Mitfahrgelegeneiten reihten sich an Mitfahrgelegenheiten und ein paar Tage später bekamen wir die Nachricht, dass sie wohlbehalten in Berlin angekommen war.
 Für mich und Jaak ging es schon ein paar Tage später auf zu unserem nächsten Trip.
 

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