Viele Monate des Reisens sind bereits vergangen, doch es ist noch nicht vorbei. Macht man sich auf die Suche, dann findet man ueberall Abenteuer! Nur los gehen muss man. Und genau das habe ich wieder vor. Wohin? Einfach immer der Nase und dem Herzen nach. Für Interessierte gibt es hier die Fortsetzung von sabsbabsundanneinaustralien.blogspot.com!

Tuesday, December 6, 2016

Ein klein bißchen von Allem...


In Slowenien


Hey, nach all der Zeit mal wieder ein Lebenszeichen von mir!

Es wird nicht möglich sein, alles Verpasste wieder aufzuholen. Aber da mir das Schreiben wirklich Freude bereitet, möchte ich doch gerne einmal mehr einen Eintrag hier hinterlassen.

Es hat sich Einiges verändert im letzten Jahr und da es sehr tiefgreifende Dinge sind, werde ich nicht über alles hier sprechen können.

Nachdem ich letztes Jahr meine Arbeit auf dem Campingplatz in Italien beendet hatte, ging ich für 3 Wochen nach Slowenien und fuhr Fahrrad, quer durch das Land. Mein Begleiter war ein Franzose, der leider seinem Versprechen nicht nachgekommen ist und mir bis heute keine Fotos unserer Reise hat zukommen lassen.

Fahrradtour durch Slowenien
 Diese Zeit war wirklich prägend und irgendwie merkte ich schon dort, dass ich am Ende meiner Reisekräfte war. Plötzlich schien es nicht mehr so interessant, nicht zu wissen, wo ich die nächste Nacht verbringen würde. Kein zu Hause zu haben, fühlte sich nicht mehr nach Abenteuer an, sondern nur noch nach Unsicherheit. Ich wünschte mir plötzlich Freunde, die in schwierigen Zeiten nahe waren und mich an die Hand nehmen konnten. Nicht nur Fremde, die ich nach dem Weg fragen musste.



Eines Abends, wir machten gerade "Couchsurfing" bei einem Slowenen, lag ich im Bett und wachte plötzlich auf. Und in dieser Sekunde schaute ich die Wand gegenüber an, mit diesem ganz einfachen Bücherregal und ich wusste es, fühlte es in meinem ganzen Körper - ich wollte wieder nach Hause, genau genommen nach Erfurt. Ich wollte mein EIGENES Zimmer, mit meinem EIGENEN Bücherregal! Endlich. Und ich wollte zum allerersten Mal meine Wände malern! Alles schön machen. Denn das war es mir nie wert gewesen, zog ich ja doch immer bald wieder aus.



Und genau dieser Moment hat mich verändert. Obwohl ich mich natürlich in jeder Sekunde meiner Reise verändert habe. Aber nun hatte ich ein Ziel und das war so groß und fühlte sich so richtig an, dass ich in den kommenden Monaten, darauf hin arbeitete.



Aber noch war es nicht so weit, genau genommen dauerte es noch fast ein Jahr, bevor der Traum vom eigenen Zimmer Wirklichkeit wurde.
Zurück in Italien, hatte ich mich ersteinmal mit meiner Schwester verabredet! Sie kam, um vier Wochen mit mir zu reisen. Und es sollte eine abgefahrene Reise werden! Keine, wie sie im Bilderbuch steht. Keine, bei der man nur auf nette Menschen trifft, oder bei der man, mit einem kühlen Getränk in der Hand, den Sonnenuntergang am Strand genießt.


Auch das kam wohl vor, aber mindestens genauso oft, stießen wir an unsere eigenen Grenzen und verkrümelten uns am Ende am liebsten alleine irgendwohin, damit uns ja keine "Abenteuer" mehr erwarten konnten.






In diesen Wochen gingen wir gemeinsam durch dick und dünn. Wir erfuhren so viel von uns selbst und über den Anderen, dass es uns zu wirklich besten Freunden machte, die wir auch heute noch sind. Es ist für gewöhnlich so in unseren Köpfen gespeichert, dass etwas nur "gut" ist, wenn wir lachen und uns herzlich freuen. Aber wer einmal die Erfahrung machen durfte, mit einer Person auch gemeinsam zu weinen, der merkt, wie tiefgreifend so eine Erfahrung ist. Wie berührend und herzöffnend es sein kann, wenn keine Bewertung und Verurteilung stattfindet. Wenn einfach alles sein darf, wie es eben ist.


Zelten im Regen
Und im Zirkuszelt.
Ohne Plane, standen leider wirklich die Pfützen im Zelt...
Zelt trocknen auf dem Balkon.
Und Kochen in der Unterkunft.

Eine kleine Bildergeschichte zu Straßenschildern in Florenz...
 



Nach dieser Zeit in Italien, flog ich zurück nach Deutschland und lebte ein paar Wochen mit meinen Eltern. Aber bevor ich mich wieder in Deutschland niederlassen wollte, gab es noch ein anderes Projekt, dass mich irgendwie "magisch" angezogen hatte. 



Anfang des Jahres hatte ich, auf einem Flug von Spanien nach Deutschland, zwei Frauen im Flugzeug neben mir sitzen, die sich intensivst unterhielten. Am Anfang hatte ich nicht die geringste Lust auf ein Gespräch, aber irgendwann packte es mich doch und schon wieder gab mir mein Leben damit einen Stoß, in eine neue Richtung.

http://www.biotic-institute.com/th_gallery/main-gallerie-1/
Sie sprachen unter Anderem über ein Seminar in Österreich. Es ging darum, sich bewusst zu machen, welche Dinge man in seiner Kindheit gelernt hatte, die Einen noch heute unbewusst antreiben!
Mir war das alles neu was sie erzählten, aber es fesselte mich. Nur hatte ich natürlich wieder kein Geld, um mir ein solches Seminar zu finanzieren.
Doch eine der Frauen hatte die Idee, dass ich mein Seminar doch abarbeiten konnte!

http://www.biotic-institute.com/th_gallery/main-gallerie-1/
Völlig planlos fuhr ich also nun, ein paar Monate später, nach Österreich. Für drei Monate befand ich mich nun in einem winzigen Dorf mit 6 Häusern, kehrte den Hof, pflückte Äpfel, entstaubte die Bibliothek oder putzte Autos.
Das Seminarzentrum ist das schönste Haus, dass ich bisher gesehen habe, wirklich ein Traum! Jeder Mosaikstein wurde in jahrelanger Kleinstarbeit an seinen Platz gelegt. Ein Haus, im "goldenen Schnitt" gebaut, mit runden Ecken und Kanten und voller liebevoller Details.

http://www.biotic-institute.com/th_gallery/main-gallerie-1/

http://www.biotic-institute.com/th_gallery/main-gallerie-1/
Ich lebte für die Zeit in einem Wohnwagen und arbeitete tagtäglich für mein Seminar. Praktisch war, dass ich die Seminarleiter schon vorher kennen lernen durfte und so auch viele Einzelgespräche führen konnte. Erst jetzt bekam ich langsam einen Eindruck, auf was ich mich eigentlich eingelassen hatte...

 



Fünfeinhalb Jahre war ich nun schon gereist, "auf der Suche nach mir selbst", wie man es so schön sagt. Irgendwie hatte ich mich gesucht - und war nebenbei immer weiter vor mir weg gelaufen. Erst jetzt begriff ich eine allereinfachste Tatsache - egal wohin ich auch ging - ich nahm mich ja immer selber mit! Ich brauche also gar nicht irgendwohin gehen, um etwas über mich selber heraus zu finden, ich bin ja schon da, in jedem Moment!

 

In diesem Seminar fand ich heraus, dass es eines der schwierigsten Dinge ist, sich mit dem eigenen Unterbewussten auseinanderzusetzen. Niemals hatte ich den Sinn darin gesehen. Warum den Teufel wecken, wenn ich doch gut die Rolle des immer fröhlichen, lachenden Menschen spielen konnte? Wer mag nicht diese Menschen, die immer gute Laune haben, das Leben mit Humor nehmen, Anderen helfen, sich am besten rücksichtslos aufopfern und nicht "Nein" sagen?
Bis dahin hatte ich geglaubt, dass Dinge einfach verschwinden, wenn ich sie in mein Unterbewusstsein "verschiebe".
Ich will etwas nicht haben?
"Schwups, verdrängt." 
Ist doch eine super Strategie!



Für die meisten Menschen funktioniert das ein Leben lang. Einfach alles weg schieben, Freunde treffen, sich ablenken, Musik hören und den Fernseher einschalten. Um nicht zu merken, was in uns eigentlich brodelt. Das da Traurigkeit ist, Tränen, die nie geweint wurden. Alte Verletzungen, vielleicht Lieben, über die wir nie hinweg gekommen sind. Das wir vielleicht doch gar nicht so sehr im Reinen mit uns sind um mit uns selbst liebevoll allein sein zu können, ohne, dass sofort die Einsamkeit auftaucht. Da ist so viel, dass wir an uns "nicht haben wollen"...

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Bei mir hat das Verdrängen schon jetzt nicht mehr funtioniert. Klar konnte ich mir immer weiter einreden, dass da keine Traurigkeit ist, keine Wut, dass es mir immer gut geht und ich keinerlei Probleme habe. Aber meine Reise war ein kleines "Leben im Schnelldurchlauf" und ich wusste, dass in der nächsten Stadt alles genauso sein würde, wie in der Letzten, weil ich mich selber mitnahm. Ich wusste, dass ich oft nur lachte um nicht zu weinen und nicht, weil mir eigentlich zum Lachen zumute war. Natürlich würde ich auch der zwanzigsten Person am Tag noch nett und freundlich erzählen, woher ich kam und was ich hier machte, obwohl ich eigentlich nur in mein Zimmer gehen wollte, um nicht mehr reden zu müssen. Es ist einfacher den Anderen zu gefallen, als sich selbst zu gefallen.

Der Papagei "Maxi"

Einfach ein paar Sprachen lernen, eine gute Show abliefern, eine gute Tat vollbringen und schon ist der Andere zufrieden und wir werden geliebt. Das ist doch alles was wir brauchen oder nicht?

http://media.platzpirsch.at/aut/n/3900/biotic/image1big.jpg
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Irgendwie ist es mir nicht mehr genug, ich suche nach mehr. Mein Glück sollte nicht abhängig sein von den anderen Menschen. Wirklich "DA ZU SEIN", bedeutet für mich nicht nur, als Roboter meine Arbeit zu verrichten und das Leben schon irgendwie zu meistern. Ein paar Mal konnte ich sie schon spüren, diese absolute Lebensfreude, diese wahre, friedliche Zufriedenheit, obwohl da "Nichts" war. Manchmal verschwinden die Gedanken und es kehrt endlich Ruhe ein in mir. Dann taucht ein innerer Frieden auf und alles ist einfach genauso richtig, wie es eben ist. Ich brauche nicht werten, nicht urteilen, ich kann die Dinge einfach annehmen, wie sie sind. "Es macht nichts".



Das Seminar geht noch weiter.
Ich reise immer noch, nur hat sich mein Reise von der äußeren Welt ins Innere verlagert, ich brauche den Ort nicht mehr zu verändern.
Das Leben ist immer ausgeglichen, es hält sich die Waage. Man kann die Wärme nur spüren, wenn man auch die Kälte kennt und nur durch die Nacht, erkennt man auch den Tag.
Oft wollen wir die schönen Dinge im Leben haben, aber die Negativen lassen wir einfach links liegen, verurteilen sie, schieben sie weg. Aber dann haben wir die Waage ins Ungleichgewicht gebracht, denn nach einem Tag kommt immer die Nacht und nach Wärme kommt immer Kälte, anders geht es nicht.


http://www.elmolino.at/wp-content/uploads/photo-gallery/tiroler_bar.jpg
http://www.biotic-institute.com/th_gallery/main-gallerie-1/




Mein Zimmer habe ich mittlerweile und es ist wunderschön gemütlich. Draußen ist es kalt, aber hier ist es warm. Ich brauche nur in den nächsten Raum gehen und schon habe ich eine warme Dusche und eine Waschmaschiene. Ich brauche mich nicht mehr im Fluss waschen oder eine Woche warten, um auf irgendeinen Campingplatz zu fahren, um meine Wäsche zu waschen. Hier gibt es eine Toilette, anstatt einem Busch und direkt daneben ist das Waschbecken, in dem ich mir einfach so meine Hände mit Seife waschen kann! Es ist Luxus, purer Luxus und ich fühle eine tiefe Dankbarkeit dafür.



Eine Weile habe ich nun wieder versucht "normal" zu sein... Aber es fällt mir sehr schwer. Ich wollte sesshaft werden und dachte, ich würde in einem einzigen Job enden. In der Realität, habe ich gerade den vierten Job in diesem Jahr begonnen. Im Kindergarten oder im Heim - ich bin einfach immer wieder enttäuscht.
Unser "Sozialystem" hat Ecken und Kanten. Folge ich weiterhin meinem Herzen, dann sagt es mir nicht, dass ich 20 Kindergartenkinder in einer Gruppe und in einem kleinen Raum "abfertigen" sollte. Es fehlt an Erziehern, es fehlt am Geld, es fehlt an Geduld, an Liebe und Zeit... einfach an allem. "So ist das halt", sagt man mir dann immer wieder. "Finde dich damit ab". Aber das kann ich nicht. Ich habe meine eigenen Pläne. Da ich hier aber nicht gerne über die Zukunft spreche, sondern versuche lieber im Moment zu leben, werde ich davon womöglich ein nächstes Mal berichten.