Viele Monate des Reisens sind bereits vergangen, doch es ist noch nicht vorbei. Macht man sich auf die Suche, dann findet man ueberall Abenteuer! Nur los gehen muss man. Und genau das habe ich wieder vor. Wohin? Einfach immer der Nase und dem Herzen nach. Für Interessierte gibt es hier die Fortsetzung von sabsbabsundanneinaustralien.blogspot.com!

Saturday, May 2, 2015

Höhlenleben in Granada



 
Leben in den Höhlen um Granada

In Granada gibt es die "Alhambra". Eine riesige Burganlage, in der früher die Adligen zu Hause waren. 
In der Könige und Königinnen speisten, mit wichtigen Gesichtern durch die Gegend liefen und über Politik diskutierten.

Die "Alhambra" in Granada
Wer etwas auf sich hielt, der lebte früher in der Alhambra. 
Und heute? Verrückterweise wohnt dort nun Keiner mehr. Nur Touristen strömen in Massen ein- und aus. Auch sind die Zeiten vorbei, in denen Obdachlose und Abenteurer dort ein- und ausgehen, um in den gewaltigen Gängen, unter freiem Himmel zu übernachten. Heute bezahlt man Geld, um dort hinein zu gelangen. Relativ viel Geld, wie ich finde.
 
Der Weg zu den Höhlen...
Aber die Menschen sind weitergezogen. Niemand wohnt mehr in der Alhambra, aber, genaugenommen, wohnen sie nun NEBEN der Alhambra. In Höhlen!

Der Lebensraum "Höhle"
Von einer Burg in eine Höhle? Ein Abstieg?
Nein. Denn die Menschen haben sich bewusst dazu entschieden, in einer dieser Höhlen zu wohnen.
Erst kamen die Moslems und die Zigeuner, die die Höhlen gruben. Denn das Gestein ist an vielen Stellen nicht sehr hart, mit Hammer und Spitzhacke, lässt es sich gut bearbeiten.


Eine Höhle im Rohbau. Hier sieht man, wie viel weicher das Gestein unten ist, als an der Decke. Nur unten wird gegraben.
Es ist eine gute und günstige Unterkunft, denn man zahlt keine Miete und hat es im Winter angenehm warm, im Sommer angenehm frisch. Die Aussicht ist unglaublich in diesen Hügeln und das Stadtzentrum ist, trotz allem, nur 15 Minuten entfernt, zu Fuss!
Auch der Regen spielt keine Rolle mehr, wenn man ein Dach über dem Kopf hat und so lebten dort ganze Familien mit ihren Kindern. Bekam man mehr Kinder, wurde einfach zu Hammer und Spitzhacke gegriffen und ein neuer Raum ausgegraben, so einfach!

Überall diese kleinen Gänge... man sagt, dass Soldaten früher heimlich durch diese Gänge in die Alhambra und wieder hinaus gingen.

 Natürlich waren die Lebenumstände einfach.
Kein fließend Wasser, kein Strom, kein Licht, kein Ofen, keine Toilette...

Geschirr spülen in der "Küche". Fließend Wasser gibt es nicht...
Ein provisorisches Vordach
Aber tatsächlich ist das nicht überall so!
Im Stadtteil "Sacramonte" leben die Zigeuner schon sehr lange.
Für die Polizei sind die Höhlen eine Grauzohne, nicht wirklich legal, aber eigentlich auch nicht illegal. Irgendwann hatten sie einmal versucht, die Zigeuner aus ihren Höhlen umzusiedeln. Sie gaben ihnen dafür Wohnblöcke und nicht wirklich schöne Häuser in einem anderen Teil der Stadt.
Und sie schlossen etliche Höhlen, füllten sie ab, mit Zement. Es war einfach zu unnormal, zu anders, zu verrückt.



Und manchmal auch zu gefährlich, denn Höhlen können auch einstürzen, wenn man sich nicht genug auskennt und sie nicht ordentlich stützt.
Ich habe nur von einem Fall gehört, in dem dies passiert ist. Der heruntergekommene Felsbrocken war so groß, dass es unmöglich ist herauszufinden, ob der Bewohner noch darunter liegt oder still und heimlich seine Sachen gepackt hat und gegangen ist.

Eine geschlossene Höhle, Zutritt verboten.
 Alle paar Jahre kommt nun die Polizei und versucht die Menschen aus den Höhlen zu vertreiben.
Aber die Menschen dort wollen nicht gehen. Es ist ihr zu Hause. Wenn sie doch gehen müssen, kommen sie wieder und graben neue Höhlen.
(http://rt.com/news/spain-granada-caves-eviction-204/)




Die Zigeuner, die doch umsiedelten, wollten schnell zurückkommen.
Und Einige liessen sich nicht wegbringen und bleiben bis heute. Ihre Höhlen sind nun die Einzigen, die ihnen richtig gehören.  Denn sonst gilt die Regel - wer aus seiner Höhle weggeht, der gibt sie frei für den Nächsten, der sofort einziehen darf.
Die Höhlen dieser Zigeuner sind mittlerweile schon "Cave-Houses", "Höhlen-Häuser",
die man von außen gar nicht mehr als Höhlen erkennt. Sie haben alles. Fließend Wasser, Strom, Internet... Wie in einem normalen Haus eben.

"Cave-Houses", hier erkennt man schon gar nicht mehr, dass man es mit Höhlen zu tun hat. Jeglicher Luxus ist vorhanden.
Ich habe eine Weile gebraucht um mich nicht mehr komisch zu fühlen, weil ich so nah, durch das Leben Anderer laufe. Aber der nötige Abstand ist wichtig.
Nicht einfach Fotos machen ohne zu fragen oder zu nah hinsehen.
Und immer freundlich Hallo sagen.


 

 Tatsächlich ging es eigentlich sehr schnell, bis ich zum ersten Mal Kontakt zu einem der Menschen dort bekam. Es war der erste Tag und ich lief mit Pasacal dort umher, als ein Mann aus seiner Höhle trat, und freundlich Hallo sagte.
Ich war noch besorgt, weil ich so nah an seinem zu Hause war, aber er sagte, er spüre es, welche Art von Touristen die Menschen sind. Bei uns Beiden hatte er ein gutes Gefühl und kam sogar hinaus, um uns zu begrüßen. Das hat mich wirklich geehrt und ehrleichtert.

Da hinten ist das Schlafzimmer
 Über eine Stunde unterhielten wir uns mit diesem Mann, der sich als Österreicher herausstellte. Er lebt seit 11 Jahren in dieser Höhle und fährt nur in den Sommermonaten nach Österreich.
Gerade war er dabei, weißen Naturkalk an seine Wände zu streichen. Der ist frisch hochgefährlich und man muss aufpassen, dass er nicht beim Auftragen in die Augen gelangt.
Aber das Problem legt sich, wenn er getrocknet ist und dann hält er die Kleintiere ab und sieht einfach schön aus.

An die Wand kommt Naturkalk, der die Krabbeltiere abhält.

Wenn man einfach nur durch das Höhlenviertel "Sacramonte" läuft, sieht man, wie wunderschön und romantisch das alles ist. Wäre ich nicht mehrmals dort hingegangen, weil ich gerne eine Erfahrung so tiefgründig wie möglich machen möchte, wäre es wahrscheinlich auch immer einfach schön und romantisch geblieben.
Aber es ist eben  mehr als das. Es ist gut - und es ist schlecht. Wie das Leben, warum sollte es hier anders sein?

 

Der Österreicher berichtete nach einer Weile von Diebstahl, Betrug und Drogenverkauf. Er hatte nur wenige richtige Freunde hier. Wenn er etwas draußen stehen liess, dann wurde es geklaut, wenn er aus seiner Höhle länger auszog, dann nahmen Andere sie einfach ein und er musste sie vertreiben, wenn er wieder kam.
Als Pascal ihn Abends noch einmal besuchte, war er sehr negativ eingestellt und hatte so seine eigenen Probleme.

 

Seine Aussagen zerstörten vielleicht dieses romantische Bild der Höhlen, aber ich bechloss, seine Worte nur als eine kleine Meinung abzutun und mir nicht gleich ein großes Bild daraus zu basteln.
 Ich sollte noch viele andere Meinungen kennen lernen dürfen, die der seinen oft wiedersprachen.



Und so traf ich im Hostel mehrmals auf Personen, die nach ein paar Tagen loszogen, um in den Höhlen zu wohnen.
Von Ihnen erfuhr ich, dass es noch ganz andere Teile gibt, in denen sich auch Höhlen befinden.
Ich kannte also schon ein paar Menschen dort, bevor ich überhaupt in diesen Höhlen gewesen war.



 

Die Aussicht ist unglaublich. Es ist wie das Auenland in "der Herr der Ringe", mit seinen sanften, grünen Hügeln und schmalen Pfaden.
Nicht umsonst bezeichnen die Menschen dort ihren Unterschlupf liebevoll als "Hobbithöhle".

Das "Auenland" mit den "Hobbithöhlen"
 

Mehrere Male ging ich einfach dort in den Hügeln spazieren. Ganz automatisch passierte ich dabei die Höhlen, bzw. das kleine "Camp". Natürlich kein öffentlicher Campingplatz, einfach eine Stelle, an der immer wieder Backpacker auf Durchreise zelten.



Für die Bewohner der Höhlen ist es zwar schön, immer wieder Gesellschaft von fremden Reisenden zu haben, aber es hat auch Nachteile.
Denn leider akzeptieren diese Durchreisenden oft nicht den Wald und die Hügel als Lebensraum von Mensch und Tier. Sie lassen ihren Müll einfach liegen, machen unerlaubt Feuer und graben sich kein Loch, wenn sie auf Toilette gehen. Was auf Dauer ein echtes Problem wird, wenn überall die Hinterlassenschaften von Hund und Mensch herumliegen.



Anfangs dachte ich nicht, dass ich einmal in diesen Höhlen übernachten würde. Ich hatte ja mein bequemes Bett im Hostel!
Aber durch meine Spaziergänge, bekam ich schnell Kontakt mit den Menschen dort.
Auch traf ich sie später manchmal in der Stadt, wo sie auf dem Boden in der Sonne sassen, musizierten, sich unterhielten und mit ihren Hunden spielten.

Hier ist was los! Auch unter diesem Hügel verbirgt sich eine Höhle, in der immer wieder Parties stattfinden.

 Die Leute in den Höhlen haben meist kaum Geld. Sie brauchen ja keine Miete zahlen und das Essen recyclen sie, holen es aus den Cointern der Supermärkte, die unglaublich viel wegschmeißen.
Um ein bißchen Geld für Extrawünsche zusammen zu bekommen, machen sehr viele Straßenmusik, jonglieren mit Keulen, Bällen und Feuer, führen Akrobatik vor, machen große Seifenblasen für die Kinder und haben etliche andere Ideen, um ein wenig Geld zu verdienen.
Manchen gehen auch betteln, ein gutes Geschäft in Spanien.

Artisten, Musiker, bunte und verrückte Mensch.... davon findet man in Granada unglaublich viele! Etliche von ihnen wohnen in den Höhlen.
Aber einmal war es dann soweit und ich wollte für eine Weile raus aus dem Hostel, weg von meinem Arbeitsplatz und den vielen Menschen dort.
Also packte ich meinen Biwak ein
(etwas wie ein "Zeltschlafsack", ein Regenschutz, in den man hinein kriecht),
meinen Schlafsack, eine Menge Bücher und Musik und ging selber zu den Höhlen für ein Wochenende.

 

Und ich hatte das Hostel gerade erst verlassen, da passierten schon unerwartete Dinge. Man muss nur los gehen. Ein Spanier mit einer Gitarre sprach mich an und kurz später standen wir gemeinsam auf einem großen Platz und machten Straßenmusik. Erst Stunden später, setzte ich meinen Weg zu den Höhlen fort.

Straßenmusik


Es war nur eine viertel Stunde zu laufen, aber die Luft schien auf einmal viel besser und eine angenehme Stille umgab mich. Schlief ich die erste Nacht noch draußen in meinem Biwak, durfte ich in der zweiten Nacht sogar bei einem Leipziger in der Höhle schlafen!



Und zwar wirklich ein Leipziger. So verrückt das auch war, aber in diesen Höhlen hier waren tatsächlich unglaublich viele Deutsche! Überall erwartete ich sie, aber nicht hier, in den Höhlen.

Ein Leipziger in den Höhlen Granadas

 Ich bin nun schon seit Jahren unterwegs und habe viele Deutsche getroffen, aber gewöhnlich waren sie von Berlin, Hamburg, München... Nicht aus Hessen und Thüringen.
 
Umso erstaunlicher fand ich es, dass ich hier nun auf zwei Leipziger, einen Erfurter und noch etliche andere Thüringer traf! Ich hatte meine Heimat in Deutschland verlassen, Granada gefunden, es zu meiner zweiten Heimat ernannt und fand dann heraus, dass die Leute aus meiner eigentlichen Heimat kamen. Verrückt.



Es störte mich nicht im Geringsten, dass ich mich nun wieder auf deutsch unterhalten "musste".
Viele deutsche Reisende meiden andere Deutsche auf ihrer Reise, um das Gefühl zu haben, auch wirklich weg zu sein. Aber das ist nicht meine Art. Wenn ich einen Menschen mag, unterhalte ich mich gerne mit ihm. Egal woher er kommt. Hätte ich diese Menschen gemieden, dann hätte ich sehr viel verpasst.



Denn ich hörte an diesem Wochenende, und auch bei allen darauf folgenden Besuchen, die unglaublichsten Geschichten. Sie rührten mein Herz und ich wusste gar nicht, wie ich diesen Leuten danken sollte, dass sie mir ihre Herzen öffneten und mich in ihre kleine Gemeinschaft aufnahmen.
Immer wieder brachte ich Ihnen dafür Essen, Trinken oder Toilettenpapier mit, alles, was man eben in einer Höhle braucht.
Im Hostel sammelte ich Anziehsachen zusammen, die die Menschen nicht mehr anzogen und brachte sie den Menschen in den Höhlen.



Manche von ihnen hatten Familienmitglieder verloren. In der Familie eines jungen Mannes, waren bereits 6 Leute an Krebs gestorben. Er hat selber unheilbaren Krebs und entschied sich für ein ruhiges, restliches Leben in einer Höhle, die er liebevoll zurechtgemacht hat. Sein kleines Kind war gestorben, als es 3 Monate alt war.

Manche hatten eine Drogenabhängigkeit oder auch einen Gefängnisaufenthalt hinter sich
(mehrmaliges Zug fahren ohne Ticket...), hatten aber den Absprung geschafft und lebten nun hier.
 Einer war ein früherer Radrennfahrer!



 Die meisten dort waren wirklich tolle Menschen. Natürlich zieht ein kostenloses Heim auch immer etwas unangenehme Menschen an, die Ärger machen und sich einfach nicht an die kleine Gemeinschaft anpassen können. Es ist eben wie in jeder Gruppe.


Aber nicht nur die Menschen dort haben Geschichten zu erzählen, auch die Hunde haben schon viel durchgemacht. So gut wie Jeder dort hat einen Hund. Und sie sind alle von der Straße aufgelesen worden. Kleine Babyhunde liegen in Mülleimern, weil sie jemand "entsorgen" wollte. Die Leute in den Höhlen nehmen sie mit und kümmern sich. Viele sind anfangs total verängstigt und lassen sich von Niemandem streicheln, außer dem neuen Eigentümer. Sie sind Schläge und Tritte gewöhnt.
Ein Hund war tatsächlich Alkoholiker! Das hatte ich noch nie gehört. Irgendwann fiel auf, dass er überall nach Alkohol suchte und ihn dann trank. Er lief betrunken umher und hatte später sogar so etwas wie einen Kater!
Es dauerte einige Wochen um ihn zu entwöhnen, jetzt geht es ihm wirklich gut. Denn die Hunde können sich dort frei in der Natur bewegen und mit vielen Anderen umher tollen.

Kleine Welpen, hier in den Höhlen zur Welt gebracht! Sie waren 4 Tage alt, als ich sie das erste Mal sah.

Ein französisches Paar hat sich eine alte Mühle, direkt neben den Höhlen, zum Leben zurechtgemacht. Eine Plane als Regenschutz, eine kleine Feuerstelle, ein Fluss der hindurch fließt zum waschen und ein kleiner Garten, selber angelegt. Wenn sie in ein paar Monaten weiter ziehen, darf Jemand anderes dort leben und die Früchte ernten. So läuft es hier.

Ein Spanier steht jeden Morgen sehr früh auf und fährt mit seinem Fahrrad zur Bäckerei, um die Reste des letzten Tages abzustauben. Ich fand es jedes Mal so schön, wenn er mit einer Kiste Gebäck zu jeder Höhle und jedem Zelt fuhr und das Essen an Alle verteilte!



Gekocht wird auf einem Feuer. Außer wenn man sich einen Ofen selber gebaut hat. Fast Niemand hat ein Plumpsklo, man gräbt ein Loch. Kein Strom, kein Internet, nur Kerzenlicht. Fließend Wasser gibt es nicht, man duscht im Wasserfall und wäscht die Wäsche in einer Schüssel. Trinkwasser bekommt man von einem öffentlichen Hahn, der ungefähr 10 Minuten entfernt ist, die vielen Literflaschen muss man tragen. Das Essen wird containert, das heißt zu bestimmten Zeiten aus den Cointainern der Supermärkte geholt. Und auch alles Andere haben die Bewohner gefunden, seien es Töpfe, Matratzen, Ofenrohre, Decken, Geschirr, Schränke, Stühle, Dekoration... man findet wirklich alles, wenn man danach sucht.
Und auch das muss man alles auf dem Rücken nach oben tragen, eine Viertel Stunde bergauf...

Duschen im Wasserfall
Am Höhleneingang wird eine Tür gebaut. Man baut leere Glasflaschen und Gläser mit ein, um mehr Licht zu bekommen!
Dieses Leben wäre auch mir auf Dauer zu einfach. Ich nannte mich selbst einen "Luxus-Höhlenmenschen", da ich bei Regen im Hostel blieb, dort duschte, anstatt mich unter dem Wasserfall zu waschen, im Laden die Dinge einkaufen konnte, die ich genau wollte und anstatt mir ein Loch zu graben, im Hostel auf eine "richtige" Toilette ging.



Und trotzdem. Als ich von diesem langen Wochenende zurück ins Hostel kam, fiel es mir anfangs tatsächlich schwer, mich wieder an das Leben dort zu gewöhnen! Gerade hatte ich die traurigsten und tiefgründigsten Geschichten gehört, nun kamen mir Menschen mit betrunkenem Blick entgegen und luden mich zur Kneipentour ein.
Für mich war dieser "Umschwung" von einem Leben ins Andere so groß, dass es mich total überforderte und ich einen Tag lang komplett nur im Bett blieb, um Niemanden zu sehen. Plötzlich fiel mir das Hostelleben, mit dem vielen Smalltalk, etwas schwerer.



 
An einem meiner letzten Tage in Granada, backten wir einen Kuchen, in einer der Höhlen! Ich freute mich sehr lange auf diesen "Cave-Cake" und als es endlich soweit war, war ich mehr als motiviert. Für mich gab es natürlich extra Schokolade in den Teig!


Wir backten in der einzigen Höhle mit selbstgebautem Ofen und nachdem wir ein Feuer entzündet und alles vorgeheizt hatten, mixte der Besitzer einen einfachen Teig und legte einzelne "Fladen" auf den Herd, bis sie durchgebacken waren.

Kuchen backen!
Ich bekam eine extra Aufgabe. Sahne mixen! Und das war tatsächlich einfacher gesagt als getan, denn es gab keinen Strom, keinen Mixer und nicht einmal einen Schneebesen!
Während das Mixen der Sahne zu Hause gewöhnlich nicht einmal 5 Minuten dauert, mit dem elektrischen Handrührgerät, verbrachte ich hier eine ganze Stunde damit!

Aber es war eine wunderschöne Stunde. Ich saß im Grünen, direkt vor einer Höhle auf dem Boden, die Sonne schien und ich war in Gesellschaft netter Menschen, die mir spannende Geschichten erzählten. Dabei schlug ich mit zwei aufeinandergelegten Gabeln die Sahne!





Sahne mixen... vorher...
Nach einer ganzen Stunde war ich fertig!
Die Umstände machten diesen Kuchen und diese Sahne zu etwas sehr Besonderem für mich. Ich freute mich riesig, als mir der Bewohner einen extra kleinen Kuchen backte, nur für mich, den ich mit ins Hostel nehmen konnte.
 
 
Wenn es auch diesmal nur ungefähr anderthalb Monate gewesen waren, die ich fort war, so war es doch eine sehr intensive Zeit.
Mir fällt es nicht immer ganz leicht, innerhalb weniger Stunden, von einem Leben ins Andere zu "hüpfen" und schon auf dem Weg zum Flughafen hatte ich Kopfschmerzen und war irgendwie gestresst.

Ich musste eine gesamte Nacht im Flughafen verbringen und traf ein Mädel aus Marokko, mit der ich mich kaum verständigen konnte, aber wir mochten uns. Also suchten wir uns gemeinsam ein Nachtlager, aber Schlafen fiel schwer, bei dem hellen Licht.

Irgendwann wurde mir auch noch übel. Der Käse war wohl nicht mehr gut gewesen.
Eine Stunde lang hing ich über der Kloschüssel in der Flughafentoilette und erbrach mich. Ich wusste, dass ich in ein paar Stunden fit zum Fliegen sein musste und noch einen Weg von mindestens 18 Stunden vor mir hatte... Mensch, war ich in dem Moment gestresst und negativ!
 
 
 
In diesem Moment erschien es mir unmöglich, dass ich jemals in Leipzig ankommen würde und ich stellte sogar mein ganzes Reiseleben in Frage, denn krank sein, ist zu Hause immer einfacher, als in der Fremde.
Aber nach knapp 25 Stunden zu Fuss, mit Bus, mit Flugzeug, mit Zug und mit Straßenbahn, kam ich tatsächlich in Leipzig bei meiner Schwester an und alles war gut.
Erst dann fiel mir wieder auf, was für ein unglaublich schönes Leben ich leben darf und das ich es mit meinem ganzen Herzen, genauso will, wie es ist. 
Auch wenn Reisen stressig sein kann, die wunderschönen Zeiten überwiegen noch immer.
 
Unser Schlafplatz im Flughafen
Nach ungefähr 3 Wochen Deutschland und Familienbesuch, stehen auch meine nächsten Pläne schon wieder fest. Ich werde für die Sommermonate nach Italien gehen und dort auf einem Zeltplatz an der Adria als Gästebetreuerin arbeiten. Ich bin gespannt!