Viele Monate des Reisens sind bereits vergangen, doch es ist noch nicht vorbei. Macht man sich auf die Suche, dann findet man ueberall Abenteuer! Nur los gehen muss man. Und genau das habe ich wieder vor. Wohin? Einfach immer der Nase und dem Herzen nach. Für Interessierte gibt es hier die Fortsetzung von sabsbabsundanneinaustralien.blogspot.com!

Friday, January 23, 2015

Vom Leben mit einer Band bis ans Ende der Welt


Da es immer noch regnete, fuhren wir in den nächsten Tagen mit dem Bus weiter nach "Santiago de Compostela". Wenn man seid Wochen oder Monaten gewandert ist, muss das Gefühl dort anzukommen unbeschreiblich sein. Diese Bedeutung hatte der Ort für mich nicht, wir waren ja nur ein kleines Stück geaufen.

Die Kathedrale in "Santiago de Compostela"
Die Kerzen, die man hier fuer Verstorbene anzuenden kann, sind elektrisch.
Dafür probierten wir hier zum ersten Mal die spanische heiße Schokolade mit "Churros" und die ist wirklich unglaublich gut!

In Spanien gibt es die allerbeste heisse Schokolade und dazu "Churros", eine Art frittiertes Gebaeck!

Fuer dieses Wochenende hatten wir unsere Reiseroute spontan ein wenig veraendert.
Eigentlich wollten wir nun in den Sueden Spaniens hinunter, aber unsere italienischen Freunde vom Jakobsweg, hatten uns auf ein Konzert in "La Coruña" eingeladen, noch weiter nördlich.


Es war ein großes Durcheinander als wir dort ankamen. Ganz einfach sollte der Weg in das Cafe zu finden sein, in dem die Italiener sassen! Aber die Beiden waren telefonisch nicht mehr erreichbar und wir wussten nicht genau, nach was wir eigentlich suchten.
Wir fragten uns durch, wurden in Straßen geschickt, deren Name ähnlich klang und in Bars, die aber auch nicht die richtigen waren.
Immerhin - als ich auf dem Weg bei einem Optiker herein schaute und nach Kontaklinsen fragte, bekam ich doch tatsächlich zwei geschenkt!

Sabs und John Lennon
Irgenwann liefen wir einfach Richtung Innenstadt und uns war egal, wo wir ankommen würden. 
Und dann fanden wir sie - die Straße, die genauso so hieß, wie sie heißen sollte!
Wir verbrachten etliche Stunden in dem Cafe und machten uns schließlich für das Konzert bereit, auf welches wir mit unserem ganzen Gepäck gehen würden.

Kurze Katzenwäsche im Cafe und Schuhe noch ein wenig trocken föhnen - auf geht´s zum Konzert!
Es regnete so stark, dass nun auch Sabs den Trick mit den Plastetüten an den Füßen versuchte. Sie zog die Tüte aber gleich über den Schuh!
Unser Gepäck ließen wir einfach dort, wo auch die Bands ihre Sache hinstellten - neben der Bühne.
Es spielten zwei spanische Bands und ihre Musik war großartig!
Die erste Ska-Punk-Band hieß "Chotokeu". 
Acht Leute, die mit einer unglaublichen Energie spielten, tanzten, sprangen, sangen... 
Gitarren, Schlagzeug, Geige, Saxophon, Bass, Gesang - es war alles dabei und wir wurden mitgerissen von ihrer wahnsinnigen Begeisterung. Sie waren auch schon einmal in Deutschland und haben auf der "Fusion" gespielt.
Wer Reinhören möchte - es lohnt sich!
https://soundcloud.com/chotokoeu

"Chotokeu"
Die andere Band war genauso großartig. Ihre Musik geht in Richtung Rock, Rumba, Salsa, Flamenco, Swing...
Sie nennen sich "Alpargata" und haben seit einiger Zeit eine richtig gute Querflötistin dabei, die aber leider noch nicht auf den Aufnahmen zu hören ist.


Sollte irgendjemand Kontakt zu Leuten haben, die Festivals organisieren oder ähnliches, könnt ihr mir sehr gerne Bescheid geben. Beide Bands würden gerne dieses Jahr wieder nach Deutschland kommen!

Nach dem Konzert gingen wir alle in das "Bandhaus", wo wir etliche Nächte schlafen durften.  Es dauerte eine Weile, bis ich verstanden hatte, wer von den vielen Leuten dort nun eigentlich wohnte und wer nicht. 
3 Leute der Band hatten sich zusammengetan und mieteten gemeinsam ein Haus in diesem kleinen Ort. Gäste waren immer willkommen. Wir durften so lange bleiben wie wir wollten und auch die Mitglieder der Band "Alpargata" waren für etliche Tage zu Besuch. Wir erlebten so viel Gastfreundschaft in diesen Tagen!

 

 

 

 Und so viel Musik! Am nächsten Tag gab es noch ein kleines Konzert mit Freunden, in einer kleinen Bar. Danach spielten alle die gerade Lust und ein Instrument hatten gemeinsam.
Es war spannend, einen Einblick in das Leben dieser "Berufsmusiker" zu bekommen. In diesen paar Tagen verging wohl keine Minute, in der keine Musik gemacht wurde. Abends wurde bis spät in die Nacht oder gar bis zum nächsten Morgen gespielt und die Letzten waren am Morgen noch nicht wach, da hatten die Ersten schon wieder ihre Instrumente in der Hand! 


Auch ein kleiner Hund lebte mir im Haus. Wir banden ihm einen Strick als Leine um, damit wir Gassi gehen konnten.
 Nach einigen Tagen verließen wir das "Bandhaus" und stellten uns wieder an die Straße. Unser nächstes Ziel sollte "Finisterre" sein, was übersetzt "das Ende der Welt"bedeuted. Viele Pilger, die nach Santiago wandern, laufen auch noch weiter nach Finisterre. Früher hat man sich dort oft eine "echte" Jakobsmuschel vom Strand geholt, als Beweis, wirklich da gewesen zu sein. Manche verbrennen dort symbolisch ihr Wanderkleidung oder lassen ihre Schuhe dort stehen. Endlich geschafft!
Wir trampten den größten Teil dorthin und fuhren den Rest mit dem Bus.

"Finisterre", übersetzt das "Ende der Welt"
 

Auf dem letzten Stück des Weges trafen wir ein paar junge Pilger und unterhielten uns.
Irgendwann kam die Sprache auf "Pascal", unseren treuen Reisegfährten, der die letzten Tage gewandert war, während wir mit Bus und Auto ganz andere Wege gefahren waren.
Plötzlich hielt mir Einer ein Foto vom Abend zuvor hin. "Meinst du diesen Pascal? Der ist gerade auch in Finisterre!" Ein Anderer hatte eine orange Jacke an, die ihm nicht gehörte. Ein Pascal hatte sie den Tag vorher im Restaurant vergessen, er wollte sie ihm wieder geben, wenn sie sich wieder sahen.
Am Ende stellte sich heraus, dass wir alle vom gleichen Pascal sprachen und als wir uns dann "am Ende der Welt" wieder trafen, bedeutete mir das viel. Wir hatten zusammen gestartet, jetzt waren wir auch hier am Ende zusammen!


Wir haben zwar unsere Schuhe nicht traditionsgemäß am "Ende der Welt" verbrannt, aber trotzdem einen Neuen gefunden!

Interessante Möglichkeit gebrochene Scheiben zu reparieren..
Ein Automat für Toilettenpapier! 20 Cent der Streifen.

Wir trafen einige interessante Menschen dort, am Ende der Welt!
Eine Französin hatten wir in der ersten Nacht in einer Herberge schon einmal getroffen. In den letzten Tagen pflegte sie eine kleine Maus. Dieses winzig kleine Tierchen hatte in einer Pfütze gelegen und wäre ertrunken, da nahm sie sie mit zum Laufen auf dem Jakobsweg. Jeden Morgen wandt sich die Maus auf dem Boden und es war als würde sie nicht mehr länger überleben, aber tatsächlich rappelte sie sich jeden Tag auf´s Neue auf! Die Französin fütterte sie mit Frischkäse und "wohnen" tat sie in ihrem Halstuch. Die Wärme und das Essen taten der Maus so gut, dass die Französin sie schließlich mit nach Frankreich nahm und sie irgendwann viel später sogar in die Freiheit entließ. Was dann aus ihr wurde, kann natürlich niemand sagen.

Eine Französin hatte eine kleine Maus in einer Pfütze gefunden und päppelte sie nun wieder auf, während sie den Jakobsweg lief!

Ich traf ein Mädchen zufällig wieder, mit der ich mich auf dem Konzert in "La Corouna" unterhalten hatte, was immerhin 100 km weit weg war. Die Welt ist ein Dorf!



Am "Ende der Welt" lernten wir nun auch unseren neuen Reisekollegen kennen, Felix aus Deutschland. Wir würden für die nächsten Wochen zusammen reisen, was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten. Unsere erste Fahrt ging nach "Muxia".

"Muxia"

Dann fuhren wir noch einmal nach "Santiago de Compostela", denn die meisten unserer Wanderkollegen würden nun dort zu Fuß ankommen und wir wollten sie noch einmal sehen.
In den Gesichtern der weit gewanderten Pilger, die mit uns im Bus saßen, konnte man ablesen, wie viel Luxus eine Busfahrt für sie nach dem ganzen Laufen bedeutete!

Die Regeln im Bus...
In "Santiago de Compostela" hatten wir diesmal sogar eine Unterkunft! Denn die Mutter eines der Bandmitglieder von "La Corouna" lebte dort und wir hatten uns auf dem Konzert mit ihr gut verstanden. Nun durften wir bei ihr wohnen!

Bei dieser netten Frau durften wir wohnen!


Unsere Freunde lebten zum Teil in der Herberge, in der wir auch beim letzten Mal gewohnt hatten. Bei einem Besuch dort, fand ein besonderes Ritual für die Leute statt, die gerade den Jakobsweg beendet hatten. Der "Herbergsvater" hatte irgendein Getränk mit Alkohol zusammen gemischt, dann las er ein Dokument auf spanisch vor, von dem wir allerdings nichts verstanden.

Der "Herbergsvater" las ein besonderes Dokument vor.
Dann wurde der Alkohol angezündet und - siehe da- er leuchtete wunderschön blau!

Angezündeter Alkohol

Danach konnte man das Getränk trinken. Da ich den Geschmack von Alkohol nicht besonders mag, hat es mir auch diesmal nicht wirklich geschmeckt. Aber das Ritual hat mir sehr gefallen!



Diesmal erwartete uns auch noch eine ganz andere Erfahrung in "Santiago de Compostela". Wir gingen in die Suppenküche um sehr günstig zu Essen! Dort trafen wir auf eine Menge Obdachlose, Reisende, Wanderer und Straßenmusiker, die sich aufgrund der Touristenmenge in diesem Ort viel Geld durch die Musik auf der Straße versprachen.
Wir trafen auch einen deutschen Katholiken, der seit 7 Jahren alle Jakobswege läuft. Manchmal lebt und arbeitet er irgendwo, dann zieht er weiter. Und wenn er einen Weg beendet hat, dann fängt er eben einen Neuen an. Ein Buch darüber hat er auch geschrieben, gelesen habe ich es allerdings nicht:
http://www.amazon.de/Ein-Pilger-sagt-niemals-Nein/dp/3990383329

Essen in der Suppenküche
Aber dann, ja, dann war es wirklich soweit! Seit Tagen wollten wir eigentlich schon hinunter in den Süden fahren, aber weil es uns so gut gefiel hier oben, waren wir länger geblieben.


Tschüß "Santiago" und ab in den Süden!
Unser neugewonnener Freund Felix war immer noch an unserer Seite und so sollte es auch bleiben. Spontan beschloss er, einfach mit uns zu fahren! Als er 5 Minuten vor Abfahrt immer noch nicht da war, dachten wir schon, er hätte es sich anders überlegt.
Aber Nein! Gerade rechtzeitig stand er dann doch auf einmal da und hatte gleich noch den Amerikaner Ben mitgebracht, den er vor wenigen Stunden kennen gelernt hatte und der uns jetzt auch begleiten wollte.
Spontanität bekam bei den Beiden einen ganz neuen Namen - sie hatten keine Ahnung wo wir eigentlich wirklich hinfuhren und bekamen auch auf der Fahrt erst mit, dass wir nun 17 Stunden im Bus sitzen würden um mehr als 1000 km zu fahren!

Foto im Bus...
 Irgendwann während der Fahrt fanden wir ebenfalls heraus, dass wir alle, mehr oder weniger, Musiker waren! Ben der Gitarrist und Sänger, Felix der Schlagzeuger, Ich an der Querflöte und Sabs mit den schönen Rasseleiern. Uns erwartete eine tolle Zeit als "Band auf Tour" im Süden Spaniens!
 
"Las Flechas" on Tour