Viele Monate des Reisens sind bereits vergangen, doch es ist noch nicht vorbei. Macht man sich auf die Suche, dann findet man ueberall Abenteuer! Nur los gehen muss man. Und genau das habe ich wieder vor. Wohin? Einfach immer der Nase und dem Herzen nach. Für Interessierte gibt es hier die Fortsetzung von sabsbabsundanneinaustralien.blogspot.com!

Saturday, March 16, 2013

Die Jobsuche

Familienfoto
Ich dachte lange darüber nach, wo ich mich denn jetzt für eine Arbeit bewerben sollte und diese Entscheidung kostete mir einige Nerven. Ins Ausland dachte ich - dann ist der Kulturschock nicht gleich so gross, wie wenn ich nun einfach "in mein altes Leben zurückkehre". Aus diesem Grund entschied ich mich auch gegen meine jahrelange Lieblingsstadt Erfurt, zu viel hatte sich verändert und das alte Leben war mir zu klein geworden.

Ein Leben in Südtirol? (Internetfoto)
 Nach Südtirol in Italien hätte ich gekonnt, meine Erzieherausbildung wäre dort anerkannt für Kinder von 1-3 Jahren, nicht von 0-27 Jahren wie in Deutschland.
Aber ich fand keine Arbeit übers Internet.

Schliesslich bewarb ich mich in einem internationalen Kindergarten in Basel, in der Schweiz - auch dort war meine Ausbildung anerkannt. Die Suche nach dem Kick trieb mich ein weiteres Mal an, die Suche nach dem Neuen.

Oder lieber in der Schweiz? (Internetfoto)
Alles klang so gut - ein anderes Land, eine multikulturelle Stadt in einer für mich perfekten Grösse und ein Kindergarten, in dem auch Englisch gesprochen wurde. Da wollte ich hin! Und ich wurde tatsächlich zum Bewerbungsgespräch eingeladen.
Aber es erschien mir ein wenig heikel, nur für dieses eine Gespräch neun bis zehn Stunden in den Süden zu fahren. Also bewarb ich mich noch in Freiburg am Breisgau - die multikulturelle Stadt am Dreiländereck, ganz im Süden von Deutschland. Schon nach 3 Stunden meldete sich eine unglaublich nett klingende Frau zum Freitag Abend aus der Kinderkrippe - wir telefonierten ungefähr eine Stunde und der Vorstellungstermin stand.
Mit Bussen fuhr ich schliesslich nach Freiburg und mit einer Mitfahrgelegenheit nach Basel. Ich sah mich einer Sprache entgegen, die so gleich und doch so anders ist wie das Deutsche, einer Währung, deren Scheine so wunderschön bunt sind, wie ich es mag und einer alternativen Frau mit ihrem Sohn, bei der ich dank "Couchsurfing" übernachten durfte. 

Ein Land mit kunterbunten Scheinen (Internetfoto)
 Aber irgendwie stimmte das Gefühl nicht. Als ich am nächsten Tag mein Vorstellungsgespräch hatte, lief alles super. Der "Manager" sagte, er könne sich ein Arbeiten mit mir vorstellen und lud mich für die nächsten zwei Tage zur unbedingt notwenigen "Hospitation" (Probearbeiten) ein.

Ich sagte zu, aber ich hatte wieder dieses unglückliche, gestresste, panische Gefühl in mir, welches mir die Tränen in die Augen trieb - hier sollte ich nun mindestens ein Jahr aushalten? Der Kindergarten war in einem grossen runden Glasgebäude untergebracht, von allen Seiten konnte man hineinschauen und die Erzieher bei ihren Meetings beobachten. Um den Bereich, in welchem die Kinder spielten war ein Zaun, und das gefiel mir nicht. Ganz reiche Eltern waren es, die ihre Kinder hierher brachten und jeden Tag mussten die Erzieher mit den Kindern zahlreiche Beschäftigungen unternehmen, hauptsächlich wohl, damit man vor den Eltern mit hohen Ansprüchen auch gut dastand und zeigen  konnte: "Seht nur, so etwas Tolles haben wir heute wieder gemacht!!". Es schien alles wie ein grosses Showgeschäft.

Als ich auf meinem Heimweg in der abgelegenen Gruppe vorbeikam, in der ich wenn dann arbeiten sollte, war es ganz vorbei mit meiner Fassung. Harsch wurden die Kinder zurecht gewiesen, sich alle in eine Reihe zu stellen und  gemeinsam, an den Händen gefasst in das Bad gleich nebenan zu laufen. Das ist nicht meine bevorzugte Art der Erziehung und ich wusste, dass ich in dieser grossen, kommerziellen Einrichtung fehl am Platz war. Zwei Tage später sagte ich ab, obwohl ich ungefähr 800 Euro mehr verdient hätte als in Deutschland.

Tschüss Basel in der Schweiz (Internetfoto)
Die Freundin meines Bruders lebte früher in Freiburg und ich durfte freundlicherweise bei ihrer Mutter in der Wohnung übernachten. Die Kinderkrippe, die ich mir hier ansah, war viel kleiner und gemütlicher, nur eine kleine Wohnung mit ca. 12 Kindern. Es war toll, die Leiterin war super und hatte extra "sehr nette junge Frau" auf meine Bewerbung geschrieben. Wir verstanden uns einfach gut.
Nur die andere Erzieherin im Raum schien mich konsequent zu ignorieren und am Ende wurde ich dennoch abgelehnt, weil ich keine Berufserfahrung mitbrachte.

Also stand ich wieder ohne etwas da, es war Donnerstag und eigentlich hatte ich am nächsten Tag heimfahren wollen. In einem Tag konnte ich aber keinen Job finden und so verlängerte ich den Aufenthalt in meiner netten Unterkunft bis Mittwoch. Ich hatte noch ein Gespräch im Uni-Kindergarten, einer Kita im eher ärmlichen Viertel und in der Kinderkrippe, in der ich nun wirklich seit Januar arbeite.
Es war Mittwoch, als ich das Vorstellungsgespräch hatte und bis dahin hatte ich meinen Aufenthalt in Freiburg ein weiteres Mal verlängert und war für zwei Nächte ins Hostel umgezogen.

Willkommen Freiburg! (Internetfoto)
Ein paar Stunden ging ich zur Hospitation in der Kinderkrippe und fühlte mich so willkommen und herzlich aufgenommen, dass es nicht lange dauerte und ich hatte meine Entscheidung getroffen. Ich würde ab Januar dort arbeiten und hatte nicht einmal ein schlechtes Gefühl dabei! Sie nahmen mich an und meine weitere Zukunft war ersteinmal wieder geplant, Wer hätte gedacht, dass ich einmal in Freiburg im Breisgau enden würde? Also ich sicher nicht.
 
Mein kleiner Neffe
 Zufrieden konnte ich am Wochenende nach Hause fahren und es war wunderschön, dass ich nach zwei Jahren endlich einmal wieder Weihnachten mit meiner Familie feiern konnte.
Weihnachtsmusik
  Meinen Geburtstag und Silvester feierte ich bei meinen Freunden in Erfurt. Es war ein toller Abschluss des Jahres 2012 und ich sammelte eine Menge Kräfte, um die neuen Herausforderungen im neuen Jahr zu bestehen. Ein wenig Panik stieg in mir auf, je näher der erste Januar 2013 rückte. Ich fühlte mich einsam, wenn ich darüber nachdachte, dass ich hier nun wieder alle Bekannten zurücklassen würde, um mutterseelenalleine in die Welt hinaus zu ziehen. Aber das hatte ich mir ja selber so ausgesucht.
Alte Freunde zurück lassen um einen Neubeginn zu wagen.

Sunday, March 10, 2013

Die Heimkehr und das lustige Haarprojekt

Berlin bei Nacht (Internetfoto)
Am 03.11.12 erreichte ich gegen 7.00 Uhr Morgens den kleinen Busbahnhof in Berlin.

Ich war wirklich geschafft von der Reise, 24 Stunden Busfahrt machten sich eben doch bemerkar.
Erst hatte ich innerlich gesäufzt, als sich nach ein paar Stunden ein junger Türke neben mich gesetzt hatte, der auch bis Berlin neben mir sitzen gelieben war. Neidisch schaute ich hinüber zu all meinen Mitfahrern - keiner von ihnen hatte einen Sitznachbarn, alle lagen Sie "bequem" auf zwei Sitzen und schliefen, während ich zusammengekauert, mit angewinkelten Beinen hinter dem Sitz klemmte, den mein Vordermann noch extra weit nach hinten bewegt hatte.

Doch nach und nach kam ich mit meinem Nachbarn ins Gespräch und mein Interesse nahm immer mehr und mehr zu, ich hatte mich ja vorher noch nie mit einem wirklich gläubigen Moslem unterhalten!

(Internetfoto)

Erst nach dem Tod einer nahestehenden Person hatte der junge Mann zurück zum Glauben gefunden und zwar in einem sehr strengen und irgendwie auch unfreiem Masse, wie ich fand. Jeden Tag brachte er scheinbar Ewigkeiten mit Beten zu und stand dafür zu unglaublich frühen Stunden auf. Striktes Alkohol- und Drogenverbot, keine Homosexualität, kein Sex vor der Ehe, kein Schweinefleisch...
eine Unzahl an Regeln und Gesetzen, die es einzuhalten galt. 

Aber dieser junge Mann zählte auch ganz andere Regeln auf, die die Muslime befolgen sollten. Und die werden wohl von uns europäischen Kritikern oft vergessen, so sagte er, wo wir doch oft nur die "Al-Qaeda" und "Osama bin Laden" mit den Moslems verbinden.
Er aber sprach plötzlich von Regeln wie:


- Niemanden betrügen, nicht stehlen, nicht erpressen, keine Beleidigungen und Beschimpfungen anbringen, keine Ungerechtigkeiten begehen, Niemanden im-Stich-lassen, brüderlich sein, Anderen helfen und gut sein- 

(Internetfoto)
Alles gute Dinge, die wohl auch in anderen Religionen eigentlich eine wichtige Rolle spielen. Nur werden Sie meiner Meinung nach leider in jeglicher Religion, viel zu oft zum eigenen Nutzen ausgelegt.
Wie weit darf man zum Beispiel gehen, um Andere vom eigenen Glauben zu überzeugen?
Da wird dann auch schon mal geraubt und getötet - alles im Namen Gottes, der das Ganze unter diesen Umständen natürlich billigt.

 (http://derprophet.info/inhalt/sharia-htm/, http://www.inforel.ch/i21e1004.html)

Aber egal, ich schreibe diese Dinge nicht hier nieder um Vor- oder Nachteile eines Glaubens aufzuzählen, eigentlich möchte ich etwas ganz anderes zum Ausdruck bringen.
Denn dieser junge Mann hat all die guten Vorsätze seines Glaubens tatsächlich GELEBT!
Er war so ehrlich, so höflich, zuvorkommend, freundlich und hilfsbereit, dass es für mich keine Rolle spielte, welchem Glauben er angehörte. Er sprach dauernd davon, wie es in seiner Religion nicht erlaubt sei jemandem "das Herz zu brechen" und wir sprachen lange darüber, ob das wirklich möglich ist.
Er war einfach ein guter Mensch und ich finde diese Tatsache viel wichtiger als die Frage, welcher höheren Macht er vertraute.

(Internetfoto)

Zufällig traf er dann noch eine koreanische Freundin im selben Bus und ich staunte über deren Nerven - sie war 20 Stunden gefahren, nur um einen Tag in Berlin zu verbringen und am nächsten Morgen die 20 Stunden wieder zurück zu fahren...
 Nachdem ich in letzter Zeit so viel auf die Hilfe anderer Leute angewiesen war, fühlte es sich unglaublich gut an, als ich meinem türkischen Mitfahrer eine "Mitfahrgelegenheit" besorgen durfte und einer jungen Frau am Bahnhof den Weg zeigen konnte. 

Ich hatte das grosse Glück, dass meine Cousine und ihr Freund auch an diesem Tag nach Thüringen fuhren. Und so nahmen sie mich bis vor die Haustür mit.
Für meine Eltern waren es eine ganze Menge Überraschungen, die sie plötzlich verarbeiten mussten.
Erst meine Cousine, die sie ewig nicht gesehen hatten.
Dann brachte sie ihnen auch noch eine Tüte voller Locken mit, die sie einzuordnen versuchten.
Und dann stand ich 5 Minuten später ohne Haare in der Tür! Ein grossartiges Schauspiel und auch die gefürchtete Reaktion blieb aus - anstatt geschockt zu sein, weil ich meine Haare abrasiert hatte, sagten sie es sehe gut aus!



So lebte ich die nächsten Wochen bei meiner Schwester in Giessen oder in "Effelder", im Eichsfeld, bei meinen Eltern und hatte noch ein grossartiges Projekt vor mir - meine Haare verkaufen!
Ich hatte das nicht geplant, deshalb hatten sie auch alle wüst auf dem Boden gelegen und waren auf dem langen Weg nach Deutschland in der Plastiktüte achtlos verknotet worden. Aber Verbrennen hätte ich sie doch nicht gleich können...
Ein Glück! Ich fand heraus, dass meine blonden Locken einigen Wert haben sollten, wo sie doch ungefärbt waren und das in Deutschland heutzutage selten ist. Normalerweise ist es das dunkle, indische Haar, welches für Perücken und Haarverlängerungen genommen wird. In richtigen Zeromonien opfern die Frauen ihren Pferdeschwanz und die Spende geht an die Tempelönche. Das geschieht entweder bei einem neuen Lebensabschnitt (z.B. Hochzeit) oder wenn sie einer Gottheit danken, bzw. etwas erbitten wollen.
(http://www.morehair.de/echthaar3.shtml)

Projekt Haare verkaufen

Nach dieser Information suchte im Internet Perückenmacher und Friseure heraus, schrieb sie an und schickte Fotos. Von 19 Leuten antworteten mir nur drei.
Der Erste bot 25 Euro und ich empfand das als eindeutig zu wenig.
Die Zweite bot mir 110 Euro an und der Dritte bis zu 100.

Ich entschied mich für die Zweite, allerdings war der Verkauf bei ihr auch an einige Bedingungen geknüpft. So dürften die Haare nicht herunter gefallen sein, müssten in einer Wuchsrichtung liegen und sauberes Abgebundensein war eine Voraussetzung.
Wie bereits erwähnt - ich hatte nicht geplant meine Haare zu verkaufen und somit war keine der drei Bedingungen erfüllt. Ich rechnete also schon stark damit, weniger als die 110 Euro zu bekommen.

Haare waschen

Ein Versuch war es trotzdem wert und ich begann wohl eines der unglaublichsten Projekte meines Lebens -
jedes einzelne Haar wurde von mir gewaschen und in die Richtung gelegt, die für mich als richtig erschien. Wie Aschenputtel legte ich die "Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen". 



Später nahm ich immer wieder einen verfilzten Knoten an Haaren und kämmte ihn so lange, bis eine winzige, gutaussehende Strähne dabei herauskam. Danach nahm ich denselben Haarnkoten noch einmal und versuchte wieder und wieder mein Glück. Manche Haare waren nicht mehr zu retten, aber nach mindestens drei vollen Tagen Arbeit und der Hilfe von meiner Mutter und Schwester, hingen über dem Wäscheständer im Badezimmer eine ordentliche Menge an wohlgekämmten Haaren.

Haare trocknen

Da hatte ich die Haare abrasiert, weil ich sie nicht mehr kämmen wollte und erlebte trotz allem das längste und härteste Haarekämmen meines Lebens.



Wiegen auf der Küchenwaage
Messen
Zum Zopf binden
 Aber es lohnte sich - als die "Haarfee" meine Haare ein paar Wochen später bekam, rechnete sie mir alles genau aus und nachdem sie noch ein paar Stellen hatte abschneiden müssen, überwies sie mir dann tatsächlich 78 Euro auf mein Konto!!!
Sicher nicht das Geschäft meines Lebens und aufgrund der langen Dauer des Wachsens auch keine regelmässige Einnahmequelle - aber ein guter, spontaner Nebenverdienst und ein verrücktes Abenteuer allemal!

Fertig zum Versand!